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Quelle: dpa/F. Schuh

Musikschulen in Berlin

Hier spielt bald weniger Musik

Wieviel genau, kann noch niemand sagen, aber die Berliner Musikschulen müssen im kommenden Jahr sparen. Das beunruhigt die Bezirke und die Lehrer. Schon jetzt reicht das Angebot in Neukölln für die Bevölkerung nicht aus. Von Anna Bordel

Wenn Jugendliche am Klavier sitzen, hängen sie in dieser Zeit nicht am Handy. Oder zocken. Deshalb, sagt Elisabeth Westphal, sei ihre Arbeit als Musiklehrerin nicht nur ein Zeitvertreib, sondern gehe in Richtung Präventionsarbeit mit Jugendlichen. "Bei uns lernen sie mit Wut und Frust umzugehen. Dafür ist Musik doch da", sagt sie.

Umso größer ist ihr Ärger darüber, dass der Bezirk Berlin-Neukölln derzeit prüft, an welchen Stellen bei der städtischen Paul-Hindemith-Musikschule gespart werden kann.

Das passiert nicht nur in Neukölln, sondern an allen Musikschulen der Stadt. Das geht aus einem Schreiben der zwölf Bezirke an die Senatsverwaltung für Kultur von Ende September hervor.

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Senat passt Zahlungen nicht an erhöhte Honorare an

Die Honorare für die Lehrkräfte sind nach Tarifverhandlungen gestiegen und werden es auch im kommenden Jahr voraussichtlich noch einmal tun. Noch laufen die Verhandlungen dazu.

Was einerseits erfreulich für die Lehrkäfte ist, führt andererseits dazu, dass die Bezirke die höheren Gehälter nicht mehr aus den eigenen Kassen stemmen können. Das Land hat die Finanzen nämlich nicht an der Honorarsteigerung angepasst. Einige Bezirke haben die gestiegenen Kosten deshalb bereits an die Kunden weitergegeben, wie in Neukölln. Außerdem fordern sie in dem Schreiben der Bezirke von Ende September Unterstützung vom Land.

Die Senatsverwaltung für Kultur wollte auf Nachfrage keine Auskunft darüber geben, in welchem Umfang und ob überhaupt Einsparungen gemacht werden müssten bei den Musikschulen. Sie begründete dies mit den noch laufenden Tarifverhandlungen. Auch zu der Frage, ob die Zuwendungen des Landes an die Tarifsteigerungen angepasst werden, machte sie aus gleichen Gründen keine Angaben.

Also müssen die Bezirke erstmal weiterhin selbst zurechtkommen.

Freiberufler setzen Petition auf

Elisabeth Westphal arbeitet schon seit 2006 freiberuflich als Klavierlehrerin in Neukölln, genau wie 90 Prozent der anderen Lehrkräfte. Eigentlich macht ihr die Arbeit Spaß, gefrustet ist sie trotzdem. Früher habe sie einen neuen Schüler bekommen, wenn einer gekündigt habe, erzählt sie. Das sei jetzt nicht mehr so.

"Ich muss den Unterricht vor- und nachbereiten. Ich führe abends Elterngespräche. Ich gebe auch am Wochenende Unterricht. Abends sind Konzerte. Bezahlt kriege ich nur die Unterrichtsstunde", sagt Westphal.

Um die Runden zu kommen, gibt sie nebenher privat Unterricht, wie sie sagt. Das würden alles freiberuflichen Musiklehrer so machen. Die Sparmaßnahmen machten ihnen jetzt große Sorgen.

Alle Freiberufler der Musikschule Neukölln haben Anfang Dezember eine Petition aufgesetzt, mit der sie auf die drohenden Sparmaßnahmen aufmerksam machen wollen. Sie fordern vom Senat und dem Bezirk, die Musikschule zu retten. Innerhalb von sechs Tagen haben mehr als 1.500 Menschen den Aufruf unterschrieben.

Bezirke müssen sparen - nur wo?

"Aktuell gibt es ernstzunehmende Hinweise auf zu erwartende drastische Sparmaßnahmen. Diese könnten das Ende der bisherigen Musikschularbeit bedeuten", heißt es in der Petition. Schülern und Lehrkräften müsste dann gekündigt werden.

Die Neuköllner Kulturstadträtin Katrin Korte (SPD)bezeichnet die Formulierungen als übertrieben. "Dass die ganze Schule nicht mehr existieren kann, ist mit, Verlaub gesagt, Quatsch. Es ist nicht so, dass die ganze Musikschule auf der Kippe steht."

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Gespart werden müsse aber, sagt Korte. Dem Bezirk Neukölln fehlten derzeit allein 170.000 Euro, weil die Honorare der Lehrkräfte angepasst werden mussten. Mehr Geld vom Land würden sie deswegen nicht bekommen. Generell seien alle Bezirke angehalten, zu sparen. In Neukölln müssten vermutlich zehn Millionen Euro weniger ausgegeben werden im nächsten Jahr, so Korte. Da prüfe man derzeit, an welchen Stellen Einsparungen getroffen werden könnten - in allen Bereichen. "Es wird Einsparungen geben, auf jeden Fall", so die Stadträtin.

Auch die Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Friedrichshain-Kreuzberg bestätigen auf Nachfrage, dass die Musikschulen mehr Unterstützung von der Senatsverwaltung bräuchten, um weitermachen zu können wie bisher. Dass die Musikschulen derzeit eher Stunden abbauen, zeigt sich laut dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg unter anderem an den wachsenden Wartelisten.

Neukölln bleibt schon jetzt hinter Zielvorgaben zurück

In welchem Umfang an der Musikschule eingespart werden müsse, sei noch nicht konkret geplant, sagt Korte. Dafür müssten die Bezirke die genaue Haushaltsplanung abwarten. Erst danach wisse man, was auf Berlin an Einsparungen zukomme. "Ich hoffe sehr, dass das Land Berlin in seinen Zuzahlungen demnächst die Tarifsteigerungen miteinberechnet. Das würde sehr helfen", so Korte.

Derzeit stünden vor allem die Konzerte und Vorspiele auf dem Prüfstand, so Elisabeth Westphal. "Aber das macht keinen Sinn", sagt sie. "Ich kann doch meine Schüler nicht am Klavier ausbilden, wenn sie dann nirgends vorspielen können".

 

Beitrag von Anna Bordel

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