Mehr als 3.000 unbegleitete Minderjährige in Berlin erfasst
Etwas mehr als 3.000 unbegleitete minderjährige Geflüchtete (UMF) sind dieses Jahr bislang in Berlin erfasst worden. Mehr Kinder und Jugendliche wurden zuletzt nur im Jahr 2015 (rund 4.250) und im Jahr 2022 (rund 3.200) in Obhut genommen, wie die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie mitteilte.
Etwa jeder vierte Minderjährige kam aus Syrien. Den zweitgrößten Anteil der Erstanmeldungen machten Unbegleitete aus Afghanistan aus, gefolgt von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine, der Türkei und Benin. Nur etwa jeder zehnte Ankömmling war den Angaben zufolge weiblich, die überwiegende Mehrheit demnach männlich.
Der Berliner Flüchtlingsrat warnt: Junge Geflüchtete müssen zu lange warten, bis sie eine Perspektive erhalten. Das bestätigen Akteure, die mit Betroffenen arbeiten. Ihr gemeinsames Fazit: Es fehlt in Berlin an allem, was junge Menschen brauchen. Von Frank Preiss
Junge Menschen stehen unter Druck
Nach ihrer Ankunft werden die Minderjährigen in spezielle Unterkünfte gebracht, die von Trägern der Jugendhilfe geleitet werden. Dort werden sie der Jugendverwaltung zufolge rund um die Uhr betreut und bekommen unter anderem Deutschkurse angeboten. Zahlreiche Unterkünfte sind nach Angaben der Behörde dafür seit vergangenem Jahr neu angemietet oder eröffnet worden.
Ende Novemver hatte die Geschäftsführerin der Trägerin der Erstaufnahmestelle, der Stiftung für Soziale Dienste FSD, Andrea Neumann, im rbb beklagt, es fehle an Geld, an Wohnraum, an Schulplätzen und ehrenamtlichen Helfern. Heute könnten mit den vorhandenen Strukturen sinnvoll nur ein bis zwei Erstaufnahmen pro Tag bewältigt werden - statt der benötigten 15.
Für Jugendliche, die noch keinem Bezirk zugeteilt sind und noch keinen Schulplatz haben, bietet das Kunstlabor "S27 - Kunst und Bildung" seit diesem Sommer spezielle Lernwerkstätten an. "Viele sind sehr enthusiastisch und wollen in der neuen Umgebung schnell etwas erreichen", sagte Geschäftsführerin Barbara Meyer. Sie stünden zum Teil aber auch unter Druck. In der Regel seien sie seit mehreren Jahren unterwegs und versorgten trotz schwieriger Alltagsprobleme ihre Familien in der Heimat, sagte Meyer.