Ausbau der Berliner Stadtautobahn
Die Diskussion um den Weiterbau der A100 am Treptower Park geht in die nächste Runde. Die Berliner Grünen fordern vom Senat, vor der Eröffnung des nächsten Bauabschnitts die Verkehrsbelastung in den umliegenden Straßen neu zu berechnen. Ein entsprechender Antrag ging ans Berliner Abgeordnetenhaus. Dadurch könnte sich die Eröffnung weiter verzögern.
Die bisherigen Planungen sehen vor, dass der 16. Bauabschnitt bis Ende 2024 in Betrieb geht. Nach Ansicht der Grünen droht bei Nutzungsbeginn ein Verkehrschaos am künftigen Ende der Autobahn, denn im Vergleich zu den ursprünglichen Berechnungen von 2009 hätten sich die Verkehrsverhältnisse "gravierend verändert", heißt es.
Einerseits biete seit dem Abriss der sechsspurigen Elsenbrücke die Behelfsbrücke deutlich weniger Kapazität, schreiben die Grünen in ihrem Antrag. Andererseits sei die Bevölkerung stärker gewachsen als damals vorhergesagt. Statt des erhofften Rückgangs bis 2025 gehe die neuere Verkehrsprognose für 2030 von einem höheren Verkehrsaufkommen aus.
"Die Prognosedaten sind veraltet und entsprechen nicht mehr dem Verkehrsaufkommen", kritisiert die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, Antje Kapek: "Auf dieser Grundlage eine neue Autobahn in Betrieb nehmen zu wollen, ist verantwortungslos." Ohne ein schlüssiges Verkehrskonzept würden nicht nur Busse, Fahrräder und Fußgänger die Leidtragenden sein, auch der Autoverkehr werde ständig im Stau stehen. Die Elsenbrücke stehe frühestens 2028 wieder voll zur Verfügung. Der Senat solle daher gemeinsam mit der zuständigen Autobahn Gmbh des Bundes in Betracht ziehen, die Inbetriebnahme zu verschieben.
Ob die veränderte Lage zu weiteren Verzögerungen führen könnte, wollte die Berliner Verkehrsverwaltung auf rbb-Nachfrage nicht kommentieren. Der Senat stimme sich aber mit der Autobahn GmbH ab und berücksichtige dabei die Festlegungen des alten Planfeststellungsbeschlusses "wie auch die verkehrlichen Kapazitäten der Elsenbrücke". Die Nachfrage nach dem geplanten Eröffnungstermin beantwortete die Autobahn GmbH bisher nicht.
Die Berliner Grünen hatten sich seit jeher gegen die Verlängerung der A100 ausgesprochen. An der Berechnung der Leistungsfähigkeit habe es bereits 2009 Zweifel gegeben, heißt es in dem Antrag. Ein im Auftrag des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg erstelltes Gutachten habe bereits damals vor einer Überlastung der Straßen am Treptower Park gewarnt.
Sendung: rbb24 Inforadio, 26.01.2024, 18 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen