Mit einem Trauerstaatsakt im Bundestag ist am Montag an den verstorbenen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) erinnert worden. Mehr als 1.500 Gäste waren im Plenarsaal, unter ihnen der französische Präsident Emmanuel Macron, der eine Trauerrede hielt.
"Deutschland hat einen Staatsmann verloren. Europa hat eine Säule verloren. Frankreich hat einen Freund verloren", sagte Macron. Schäubles Wunsch, einen Franzosen im Bundestag sprechen zu lassen, sage viel über sein Vertrauen in Frankreich und Deutschland aus. Der deutsch-französische Freundschaftsvertrag, den Macron auf den Tag genau vor fünf Jahren gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterzeichnet hatte, trage Schäubles Handschrift, sagte Macron. "Nur wenn Deutschland und Frankreich an einem Strang ziehen, können oft schwierige Fragen gelöst werden", so zitierte der französische Präsident Schäuble auf Deutsch.
Steinmeier, Scholz und Merkel im Berliner Dom
Die Trauerfeierlichkeiten hatten am Morgen mit einem Gottesdienst begonnen. Im Berliner Dom kamen die Spitzen des Staates, politische Weggefährten sowie Vertreter und Vertreterinnen aus Gesellschaft und Religionsgemeinschaften zusammen, um Abschied zu nehmen.
Die kommissarische Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, würdigte Schäuble in ihrer Predigt als "Antipopulisten", der sich mit all seiner Kraft, Leidenschaft und Hingabe in den Dienst des Gemeinwesens gestellt habe.
In den ersten Reihen des Berliner Doms nahm neben der Familie politische Prominenz Platz. Neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Bundeskanzler Olaf Scholz (alle SPD), Bundesverfassungsgerichtspräsident Stephan Harbarth und Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig (SPD) kamen Altkanzlerin Angela Merkel (CDU), frühere und aktuelle Bundesministerinnen und -minister sowie zahlreiche Regierungschefs der Länder. Unter den vielen anwesenden CDU-Politikern war auch der frühere Unionsfraktionschef Volker Kauder.
Mit Wolfgang Schäuble ist einer der einflussreichsten Politiker der vergangenen Jahrzehnte gestorben. Er sprach sich 1991 klar für Berlin als Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands aus - und hielt eine legendäre Rede im Bundestag.
Schäuble war Berliner Ehrenbürger
Schäuble war am 26. Dezember im Alter von 81 Jahren gestorben. Er gehörte mehr als 50 Jahre dem Bundestag an und war darüber hinaus in seiner politischen Karriere auch Bundesminister, Partei- und Fraktionschef der Union.
Im Jahr 2016 war Schäuble die Ehrenbürgerwürde Berlins verliehen worden. "Wir Berliner werden ihm nie vergessen, dass seine fulminante Berlin-Rede am 20. Juni 1991 im Deutschen Bundestag entscheidend dazu beitrug, dass die Abstimmung zugunsten von Berlin als Hauptstadt ausfiel. Wir haben deshalb Wolfgang Schäuble viel zu verdanken", sagte der damalige Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD), bei der Verleihung.
Beigesetzt wurde Schäuble am 5. Januar in seiner Heimatstadt Offenburg.