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Sicherheit im Straßenverkehr
Bisher sind Blinker nur an breiten Fahrrädern erlaubt. Doch das könnte sich ändern. Aufgrund der steigenden Zahl an Unfällen mit E-Bikes, will das Bundesverkehrsministerium Blinker als freiwillige Ausstattung zulassen. Von Stefan Oberwalleney
Blinker an Fahrrädern sind bislang im Straßenverkehr die absolute Ausnahme. Nur an mehrspurigen Rädern, wie etwa Rikschas oder Lastenfahrrädern sind sie bisweilen verbaut und laut Straßenverkehrsordnung auch zugelassen. Das soll sich ändern, denn die Bundesregierung plant jetzt die Zulassung von Blinkern zum Abbiegen für alle Fahrräder. Grund dafür dürften steigende Unfallzahlen mit E-Bikes sein, über die das Bundesverkehrsministerium "besorgt" sei, wie jüngst eine Sprecherin sagte.
Solche Fahrräder mit Hilfsmotor haben ein anderes Fahr- und Bremsverhalten als herkömmliche Räder. Doch auch bei ihnen muss das Abbiegen durch Handzeichen signalisiert werden. Die Hand muss folglich vom Lenker genommen werden. Solch schwierige Situationen könnten durch "optional zulässige Fahrtrichtungsanzeiger entschärft werden", heißt es aus dem Bundesverkehrsministerium.
Berlin-Prenzlauer Berg: Firmensitz der Velorian GmbH, die sich auf Fahrradblinker spezialisiert hat. An, aus, an, aus. Sechs Augenpaare schauen auf ein kleines gelbes Licht, dass regelmäßig blinkt. Begleitet wird es von einem Geräusch: "plegg", "plegg", "plegg". Das Lichtlein befindet sich am Heck eines Fahrrads, links neben dem Gepäckträger. Sein Pendant rechts, lässt sich mit einem kurzen Tastendruck auf den Lenkerschalter aktivieren. Eine grüne Lampe signalisiert, es wird geblinkt. Vorn am Lenker befinden sich in den Lenkerenden ebenfalls Blinkerleuchten. Dezent, klein und hell.
Mit einem gewissen Stolz präsentieren Eckehard Bahr und sein Team die selbstentwickelten Fahrradblinker. Fünf Jahre haben der Ingenieur und seine Mitstreiter:innen an dem Projekt getüftelt. Dann waren die verschiedenen Modelle serienreif und können jetzt problemlos an allen E-Bikes montiert werden. Es gibt unterschiedliche Ausführungen zum Preis zwischen 200 und 300 Euro.
Außenvor bleiben zunächst Fahrräder mit konventionellem Dynamo, aber das ist nur eine Frage der Zeit, versichert Eckehard Bahr. Ein entsprechendes Set mit eigenem Akku ist fertig entwickelt und soll in diesem Jahr auf den Markt kommen.
Dass die Bundesregierung Blinker zum Abbiegen für alle Fahrräder erlauben will, sei längst überfällig, meint Karl Grünberg, Sprecher vom ADFC Berlin. Gerade bei schlechten Lichtverhältnissen sei der ausgestreckte Arm eines Radfahrenden oftmals kaum zu erkennen, wohl aber ein Blinklicht, ähnlich denen von Mopeds und Motorrädern.
Um genau so ein Produkt handelt es sich bei dem Fahrradblinker von Velorian. Das Model, das am Lastenfahrrad fest montiert wurde, soll wartungsarm sein und so hell, wie es möglich ist. Es lässt sich dank Gummilagerung mit dem Finger in alle Richtungen bewegen. Fällt das Fahrrad doch einmal um, schützt diese Halterung den Blinker. Im Regelfall sollte nichts kaputtgehen, sagt Eckehard Bahr.
Die Ähnlichkeit zu Produkten aus dem Motorradbau ist nicht zufällig, schließlich ist an der Herstellung des Fahrradblinkers eine bekannte Firma beteiligt, die sich auf Blinker für Motorräder spezialisiert hat. Aus den Büroräumen in der Storkower Straße schieben Bahr und sein Team die beiden Vorführräder nach draußen. Hier biegen sie im späten Sonnenlicht des Tages auf der Straße immer wieder rechts und links ab in eine andere Straße. Der Arm der Radfahrenden bleibt unten, dafür leuchtet hell und gutsichtbar der Fahrradblinker.
Während einer Fahrradtour sei er auf den Gedanken zum Fahrradblinker bekommen, erzählt Bahr. Damals habe er sich gefragt, warum es so etwas bisher nicht gebe. Im Internet habe er sich schlau gemacht und auch entsprechende Modelle gefunden. Die allerdings kämen fast ausschließlich aus Fernost, würden mit einer lächerlichen Batterie betrieben, wirkten billig und seinen schlichtweg "Schrott". Der Entwicklergeist des Ingenieurs war geweckt. Allerdings sollte das Endprodukt qualitativ hochwertig sein. So wie eben auch bei Motorrädern, die er früher selbst gefahren ist.
"Sehen Sie sich das Lastenfahrrad an. Das ist ein imposantes Gerät. Da sind Sie froh, wenn Sie die Hand am Lenker behalten und nur den Blinkerknopf drücken müssen", sagt er und tippt kurz auf den Schalter am Lenker. Sofort macht es "plegg". "Oder denken Sie an die steigende Zahl von Fahrradtouristen. Durch den Boom der Elektrofahrräder sind jetzt auch viel mehr ältere Menschen mit dem Rad unterwegs. Für sie ist so ein Blinker ebenfalls eine große Hilfe und ein Sicherheitsplus."
Das findet auch Radfahrerin Martina Schwarz, eine ältere Dame, die in Pankow unterwegs ist: "Ich würde mir so einen Blinker kaufen", sagt sie. Und auch Radfahrer "Manne", der auf einem älteren Fahrradmodell sitzt, ist von der Idee eines Blinkers angetan. "So ein Blinker ist doch gut", sagt er, schließlich gebe es Unfälle, wo niemand die Hand rausstrecke, "dazu sind sie meistens zu faul, manche können es vielleicht auch gar nicht", da wäre ein Blinker doch sinnvoll und sehr bequem.
Andere Radfahrende sind da eher skeptisch. "Ich denke, das ist überflüssig", meint Berti. "Das ist noch mehr Schnickschnack am Fahrrad, noch mehr Sachen, die die Polizei kontrollieren könnte. Die dann eventuell auch zu einer Strafe führen, weil es nicht funktioniert. Also ich bräuchte das nicht."
Das sieht auch Nancy so, die am Alexander Platz mit ihrem Rad unterwegs ist. Statt Blinkern wünscht sie sich mehr Ampeln, an denen die Radfahrenden vor den Autos losfahren können. So ein Blinker könnte vielleicht sinnvoll sein, sagt kurz darauf Renate, die ihr Rad über die Ampel schiebt. Allerdings sei das ja wieder ein Teil mehr am Fahrrad und sie wolle es simpel und praktisch. Die Hand habe sie immer dabei, der Arm sei auch da. Den könne sie ausstrecken. "Klappt bei mir." Nur nachts ist ihr Arm im dunklen Ärmel mit dem schwarzen Handschuh vermutlich kaum zu sehen.
Ein Fahrradblinker ist ein zusätzliches Werkzeug, bekräftigt Jonas Kremer vom Radlogistikverband Deutschland. "Es soll keine Verkehrspolitik ersetzen, sicherere Rad- und Verkehrswege zu bauen, sondern es sorgt einfach nur dafür, dass es für den Radfahrer im aktuellen Straßenverkehr sicherer ist."
Sendung: Fritz, 15.01.2024, 15:30 Uhr
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Beitrag von Stefan Oberwalleney
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