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Audio: rbb24 Inforadio | 27.01.2024 | Nachrichten | Quelle: rbb/R. Schwaß

Gedenken und Proteste zum 27. Januar

Mehrere Tausend Menschen demonstrieren in Frankfurt (Oder) gegen Rechtsextremismus

Der Jahrestag der Auschwitz-Befreiung wird nicht nur von Gedenkveranstaltungen begleitet, sondern auch von Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. In Frankfurt (Oder) gingen so viele Menschen auf die Straße wie lange nicht mehr.

Bundesweit ist am Samstag mit mehreren Veranstaltungen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert worden. Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein entschiedenes Handeln des Staates gegen Pläne von Rechtsextremisten zugesichert.

"Keine 80 Jahre nach dem Ende des Hitler-Regimes werden wieder Pläne geschmiedet, Menschen systematisch zu diskriminieren und zu drangsalieren, zu entrechten und zu vertreiben aufgrund ihrer Abstammung, ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder ihrer politischen Haltung", sagte sie am Samstag in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück in Fürstenberg/Havel (Oberhavel). "Wir stehen in der Verantwortung, das nicht zuzulassen."

Quelle: dpa/M. Skolimowska

Demonstrationen in Dutzenden Gemeinden

Der Schutz der Demokratie sei aber nicht allein die Sache von Staat und Justiz. "Es braucht vor allen Dingen die Demokratinnen und Demokraten, um sie zu verteidigen." Deshalb berühre es sie sehr, dass so viele Menschen auf die Straße gingen. Sie zeigten, "wir halten gemeinsam die wichtigste Lehre der deutschen Vergangenheit wach", sagte die SPD-Politikerin. "'Nie wieder' ist keine Floskel, sie ist unser aller Auftrag."

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) appellierte anlässlich des internationalen Gedenktags an alle Bürger, sich weiter gegen Hass und Diskriminierung zur Wehr zu setzen. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erklärte, so still das Gedenken an die Toten sei, so laut müsse der Protest gegen den neuen und den alten Antisemitismus sein.

Überall in Brandenburg gedenken Städte bei Veranstaltungen am Wochenende der Opfer des Holocaust. Laut Polizeipräsidium Potsam waren Demonstrationen in etwa 30 Orten geplant, etwa in Brandenburg an der Havel, Beeskow, Bernau, Borkheide, Eberswalde, Herzberg/Elster, Rüdersdorf, Schwedt, Strausberg, Storkow, Wittstock/Dossen und Zossen.

Strafrechtliche Verfolgung von NS-Tätern

Hochbetagte vor Gericht

Am 27. Januar 1945 wird das KZ Auschwitz befreit. Dort und in anderen Lagern wurden Millionen Menschen ermordet. Ermittelt wird gegen die Täter noch immer. Einem mutmaßlichen Wachmann im KZ Sachsenhausen droht jetzt ein Prozess - mit 99 Jahren. Von Lisa Steger

Mehrere Tausend Menschen demonstrieren in Frankfurt

Eine der größten Veranstaltungen fand in Frankfurt (Oder) statt. Dort hatten mehrere Tausend Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt!" führte ein Demonstrationszug unterbrochen von Zwischenkundgebungen vom Bahnhof durch die Innenstadt. Die Polizei sprach von rund 4.000 Teilnehmenden, die Veranstalter von etwa 5.000. Es sei die größte Demonstration in der Stadt seit vielen Jahren, hieß es.

Dazu aufgerufen hatte ein Bündnis aus Kommune, Politik, Universität, Unternehmen, Kirchen, Sport und Kultur. Zu den Rednern und Rednerinnen gehörten unter anderem der Frankfurter Oberbürgermeister René Wilke (Linke) und die Vizepräsidentin der Viadrina-Universität, Janine Nuyken.

1.000 Teilnehmer in Eichwalde und Oranienburg

In Oranienburg (Oberhavel) nahmen nach Angaben von Teilnehmern mehr als 1.000 Menschen an dem Protestzug durch die Stadt teil. Sie richteten sich dabei etwa gegen die Deportationsfantasien rechter Politiker. In Eichwalde (Dahme-Spreewald) waren es nach Angaben eines rbb-Reporters mehrere hundert Menschen, die "Märkische Allgemeine" [Bezahlinhalt] sprach von 1.000 Menschen, die an der Demonstration gegen Rechtsextremismus in der Stadt teilnahmen.

In Potsdam wurde am späten Samstagnachmittag mit Lichtern als Zeichen gegen das Vergessen an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnert. Nach Schätzung eines rbb-Reporters versammelten sich dort gut 300 Menschen. Auch in Berlin waren mehrere Gedenkveranstaltungen sowie Proteste gegen Rechtsextremismus angekündigt.

Tag des Gedenkens an Opfer des Nationalsozialismus

Erinnern ohne Zeitzeugen

Bogdan Bartnikowski hat als Kind die Konzentrationslager Auschwitz und Sachsenhausen überlebt. Zeitzeugen wie ihn gibt es immer weniger. Die Arbeit in den Gedenkstätten verändert sich dadurch deutlich. Von Oliver Noffke

Gedenken an verfolgte Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und andere

Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Truppen die Überlebenden des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet, überwiegend Juden. Seit 1996 wird das Datum in Deutschland als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus begangen, um an die Millionen Menschen zu erinnern, die während der NS-Zeit systematisch verfolgt und ermordert wurden.

Das Bekanntwerden eines Treffens radikaler Rechter am 25. November in Potsdam hatte zuletzt eine Welle von Protestdemonstrationen in ganz Deutschland ausgelöst. Auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der konservativen Werteunion hatten daran teilgenommen. Aufgedeckt wurde das Treffen von "Correctiv". Die Enthüllungen sorgen seit Tagen bundesweit für Proteste. Allein bei einer Demonstration gegen Rechtsextremismus vor dem Bundestag in Berlin nahmen am vergangenen Wochenende mindestens 100.000 Menschen teil.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.01.2024, 17.35 Uhr

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