Holocaust-Gedenktag
Alljährlich am 27. Januar wird weltweit der Opfer der Nationalsozialisten gedacht. Gerade in diesem Jahr gibt es besonders viele Veranstaltungen in Berlin und Brandenburg.
Im Gedenken an die Ermordung von Millionen Juden im Holocaust hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Freitag anlässlich des Holocaust-Gedenktages am Samstag eindringlich vor dem Erstarken von Antisemitismus und Rechtsextremismus gewarnt.
Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat zu diesem Anlass alle Brandenburgerinnen und Brandenburger aufgerufen, sich weiter mit aller Kraft gegen Hass und Diskriminierung zu wehren. Er verwies darauf, wie verletzend und enttäuschend es für die Überlebenden des Holocausts sein müsse, mitzuerleben, "dass Rechtsextremisten in Deutschland wieder Pläne schmieden und ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzen und Millionen Menschen - auch mit deutscher Nationalität - ausweisen wollen."
Rabbiner in Deutschland und Europa haben ebenfalls vor Blindheit gegenüber zeitgenössischem Antisemitismus gewarnt.
Alljährlich am 27. Januar wird weltweit der Opfer des Holocaust gedacht. Das Datum erinnert an die Befreiung der überlebenden Häftlinge des größten NS-Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945. Auch in Berlin und Brandenburg gibt es viele Veranstaltungen.
Um 10 Uhr werden am Gleis 17 im S-Bahnhof Grunewald Kränze niedergelegt, es gibt kurze Ansprachen und eine Schweigeminute. Die Veranstaltung wird gemeinsam von MANEO, Hertha BSC und dem Berliner Fußballverband durchgeführt.
Von 10 bis 11 Uhr wird am Hultschiner Damm 333 in Berlin-Mahlsdorf der queeren Opfer der Nationalsozialisten gedacht.
In Berlin-Pankow ist ab 16 Uhr eine Stolperstein-Putzaktion geplant (Treffpunkt an der Straßenbahn-Haltestelle Prenzlauer Allee/Danziger Straße) und ab 18 Uhr eine Lichterkette vor dem ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in der Berliner Str. 120/121.
Ebenfalls um 18 Uhr findet ein Gedächtnis-Gottesdienst zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche statt. Um 19 Uhr gibt es dann einen Gottesdienst in der Französische Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt.
In Lichtenberg werden ab dem Nachmittag (17 Uhr) bis in die Morgenstunden des 28. Januar die Giebelwand des Stadthauses werden über 300 Namen von aus Lichtenberg und Hohenschönhausen vertriebenen und ermordeten Jüdinnen und Juden projiziert.
In Brandenburg werden am Samstag um 10 Uhr an der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde am Nicolaiplatz von Brandenburg/Havel Kränze niedergelegt.
Um 11:30 Uhr findet eine Lesung von "Das Jahr 1944 im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück" mit einer Rede von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück statt.
Um 14 Uhr startet dann die zentrale Gedenkveranstaltung der Landeshauptstadt Potsdam und der Fördergemeinschaft "Lindenstraße 54" mit einer Rede von Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) und mit Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) im Hof der Gedenkstätte Lindenstraße. Ab 17 Uhr soll es auf dem Platz der Einheit am Denkmal der Opfer des Faschismus in Potsdam eine Lichterkette geben. Schubert hat die Bürger aufgefordert, zum Gedenken eine Kerze ins Fenster zu stellen oder vor Ort Taschenlampe oder Handy-Licht zu benutzen. Er rief dazu auf, an diesem Tag um 17 Uhr auch in anderen Städten mit Lichtern auf die Straße zu gehen oder sie in Fenster zu stellen. "Denn die dunkle Zeit des Nationalsozialismus darf nicht wiederkommen", sagte Schubert, der auch Vorsitzender des Bündnisses Potsdam bekennt Farbe ist.
Um 18 Uhr gibt es einen Gedenkgottesdienst in der Potsdamer Nagelkreuzkapelle. Um diese Uhrzeit findet auch im Kleist Forum in Frankfurt (Oder) eine Gedenkveranstaltung statt.
In der Erinnerungsstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau findet am 27. Januar um 18 Uhr im Beisein des polnischen Präsidenten Andrzej Duda eine Gedenkveranstaltung statt, zu der alle Auschwitz-Überlebenden eingeladen sind.
Da der Gedenktag dieses Jahr auf einen Samstag und den Schabbat fällt, finden einige Veranstaltungen erst an den Folgetagen statt.
Am Sonntag lädt die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN-BdA in Wusterhausen um 10 Uhr in den Schlosspark. Motto: "Es ist noch nicht zu spät: Im Gedenken an Auschwitz und Buchenwald – den faschistischen Bewegungen und Ideen entgegentreten".
Um 14 Uhr findet eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus in der Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald in Wittstock statt. Es können Kränze und Blumen niedergelegt werden.
Am Montag wird um 14 Uhr in der Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg (Oberhavel) speziell an die Opfer des Warschauer Aufstands gedacht.
Am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Berliner Tiergarten findet am 31. Januar um 13 Uhr ein Stilles Gedenken mit Kranzniederlegung an die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten LSBTIQ* statt. Es laden ein der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg gemeinsam mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Im Anschluss findet um 14 Uhr das Gedenken des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas im Simsonweg statt. Ab 15:30 Uhr startet ein gemeinsames Gedenken des Antiziganismusbeauftragten der Bundesregierung und des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in der Cora-Berliner-Straße 1.
Auch die offizielle Gedenkstunde des Deutschen Bundestags findet in diesem Jahr am 31. Januar statt und steht im Zeichen der generationenübergreifenden Aufarbeitung des Holocausts. Die 91-jährige Auschwitz-Überlebende Eva Szepesi und der 74-jährige Sportreporter Marcel Reif sind als Gastredner geladen. Sie vertreten die sogenannte erste und die zweite Generation von Shoa-Überlebenden.
Der Zentralrat der Juden hat einige Tage vor dem internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar eine Videokampagne im Internet gegen Antisemitismus gestartet. In den Videos werden Berichte über aktuelle antisemitische Vorfälle erzählt, wie der Zentralrat am Donnerstag mitteilte. Stilistisch sollen die Videos wie Zeitzeugenberichte verfolgter Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus wirken. Die Kampagne trägt den Namen "#StopRepeatingStories" (Deutsch etwa: "Stoppt sich wiederholende Geschichten").
Sendung: rbb 88.8, 27.01.2024, 14 Uhr
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