Drohnen, Vorzugssitze, neue Klos
Mehr als 80 Millionen Euro wird die Fußball-EM Berlin kosten. Der Senat verspricht, dass das Turnier ein Vielfaches an Mehrwert für die Stadt und vor allem die Sportstätten bringen wird - und gibt neue Details bekannt. Von S. Schöbel
EM-Turnierdirektor Philipp Lahm ließ sich extra per Video zuschalten, um im Berliner Sportausschuss für die Europameisterschaft die Werbetrommel zu rühren. "Um in der heutigen Zeit uns, den Zusammenhalt und Europa zu stärken ist enorm wichtig", sagte der Fußball-Weltmeister von 2014. Und an die Fanmeile vor dem Brandenburger Tor habe er ja noch gute Erinnerungen, so Lahm.
Auch dieses Mal soll alles spektakulär werden, verspricht Sportsenatorin Iris Spranger (SPD). Lohnen werde es sich auch: Zahlreiche Sportstätten sollen saniert werden, es wird ein kulturelles Rahmenprogramm mit hunderten Veranstaltungen geben, und natürlich soll auch Berlins Wirtschaft profitieren. Mit über 600 Millionen Euro Umsatz rechnet man beim Senat für den Zeitraum des Turniers. "Wir haben in allen Bereichen einen Mehrwert", so Spranger.
Von der Uefa bekomme Berlin viel Lob für den Stand der Vorbereitungen, teilte das EM-Organisationsteam mit. Zufrieden zeigt sich auch Thomas Härtel vom Landessportbund: So wurde z.B. im Rahmen der Fußball-EM ein Förderprogramm für Berliner Vereine aufgesetzt, die bis zu 50.000 Euro für Projekte erhalten können. "Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass Großveranstaltungen auch anders als bisher organisiert werden können."
Das altehrwürdige Olympiastadion wird ebenfalls im großen Stil renoviert, für mehr als 20 Millionen Euro, und bekommt unter anderem neue Toiletten, bessere Heizungsanlagen und sogenannte Vorzugssitze. "Für Menschen, die etwas mehr Platz brauchen, die zum Beispiel ein steifes Bein haben oder etwas übergewichtiger sind", erklärt Stadion-Geschäftsführer Timo Rohwedder.
Die Berliner Polizei wiederum kann sich über neue Technik freuen: Für den Schutz der Großveranstaltung sollen auch Drohnen zum Einsatz kommen. Entsprechendes Gerät werde gerade angeschafft, so ein Sprecher der Innenverwaltung.
Das Herz der EM in Berlin wird natürlich die "Fanzone" am Brandenburger Tor sein. Errichtet wird unter anderem ein gigantisches Fußballtor inklusive Großbildleinwand, und auf der Straße des 17. Juni wird ein Kunstrasen verlegt. Der soll nach der EM auf Berliner Bolzplätzen verlegt werden, verspricht Moritz van Dülmen, dessen Kulturprojekte GmbH die Fanzone organisiert. "Wir erwarten rund zwei Millionen Gäste auf unserem Festivalgelände", so von Dülmen. "Das ist natürlich ein großes Geschenk an alle Berlinerinnen und Berliner, weil: Natürlich ist die Fanzone umsonst und für alle zugänglich." Allerdings: Kostenlos war der Zugang zur Fanmeile in der Vergangenheit auch schon.
Viel Kritik an Sprangers EM-Plänen gab es im Sportausschuss nicht. Grüne und Linke meldeten allerdings nochmals Zweifel an, dass alle Versprechungen eingehalten werden können, auch was den Mehrwert für das Land Berlin und seine Sportvereine angeht. "Das Ganze ist einfach sehr, sehr teuer", sagte die sportpolitische Sprecherin der Grünen, Klara Schedlich mit Blick auf die angedrohten Einsparungen im Berliner Haushalt. Wo am Ende die 24.000 Quadratmeter gebrauchter Kunstrasen landen sollen, sei auch noch unklar.
Zudem habe die Uefa kürzlich weitere Anforderungen an das Land Berlin gestellt, so Schedlich - ohne weitere Angaben der Sportsenatorin. "Ich finde es spannend, dass wir als Land Berlin einfach sagen: Machen wir."
Sendung: rbb24 Inforadio, 19.01.2024, 16:00
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