Experten sorgen sich um den Erhalt der Unterlagen der ehemaligen DDR-Staatssicherheit. An allen Standorten in den ostdeutschen Bundesländern seien die Akten in ihrem Bestand bedroht, weil eine sachgemäße Lagerung dort nicht mehr möglich sei. Das sagten der Präsident des Bundesarchivs, Michael Hollmann, und die Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker, am Mittwoch vor dem Kulturausschuss des Bundestags.
Die Schnipsel von bis zu 55 Millionen Seiten zerrissener Stasi-Akten liegen derzeit im Bundesarchiv. Nun wollen die Beamten das Material mit Computern rekonstruieren lassen. Zuletzt hatte sich das Fraunhofer Institut an dieser Aufgabe versucht.
30.000 Anträge auf Akteneinsicht pro Jahr
Machbarkeitsstudien der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben für die Errichtung der künftigen zentralen Archivstandorte in Frankfurt (Oder), Erfurt, Halle, Leipzig und Rostock lägen seit Ende März 2023 vor, fügten Hollmann und Neumann-Becker hinzu. Diese müssten nun zügig realisiert werden.
2021 wurden die Stasi-Akten in das Bundesarchiv überführt. Zuvor wurden die Akten von der Stasi-Unterlagen-Behörde verwaltet. Immer noch sei das Interesse an den Dokumenten groß, hieß es jetzt im Kulturausschuss. Etwa 30.000 Anträge von Bürgern auf Akteneinsicht würden jährlich gestellt. Rund 70 Prozent davon seien Erstanträge.