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Audio: rbb24 Inforadio | 02.02.2024 | Kirsten Buchmann | Quelle: dpa/Thomas Imo

Berlin

Lehrkräfte beklagen lange Wartezeiten auf Verbeamtung

Seit knapp einem Jahr können angestellte Lehrkräfte in Berlin beantragen, verbeamtet zu werden. Rund 10.000 haben das schon getan, aber nur für rund 1.400 wurde der Antrag bisher bewilligt. Von Kirsten Buchmann und Tobias Schmutzler.

Gleich am ersten Tag, als das möglich war, hat Grundschullehrerin Katharina Legnowska ihren Verbeamtungsantrag gestellt. Das war am 15. Februar vergangenen Jahres, erinnert sie sich, "Ich habe seitdem gar nichts gehört, also keinerlei Rückmeldung bekommen", sagt sie.

Sie fühlt sich nicht wertgeschätzt, genauso wie ihre Kollegin Christina Braun: "Lehrkräfte stehen seit Jahren dafür gerade, dass die Schule läuft, kämpfen sich durch alles durch - aber die Verbeamtung bekommen wir bisher nicht."

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Wegziehen nach Brandenburg?

Die lange Bearbeitungsdauer sorgt inzwischen dafür, dass manche Lehrkräfte mit dem Gedanken spielen, in ein anderes Bundesland zu gehen, das schneller verbeamtet – dabei sollten ja genau solche Abwanderungsbewegungen durch die Wiedereinführung der Verbeamtung in Berlin verhindert werden. Doch die Grundschullehrerin Christina Braun sagt: "Ursprünglich wurde angekündigt, dass wir in diesem Schuljahr verbeamtet werden. Sonst wäre auch eine Überlegung, in ein anderes Bundesland zu wechseln." Dabei will sie ihr Kollegium eigentlich nicht verlassen.

Auch Katharina Legnowska fürchtet, manche Lehrkraft könnten nach Brandenburg gehen, wenn die Verbeamtung sich wirklich noch Jahre hinzieht: "Wenn jetzt wieder Leute weggehen, zahlen am Ende die Kinder den Preis", sagt sie.

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Sorge vorm Gesundheitscheck

Für Unmut sorgt auch die unterschiedliche Behandlung der verschiedenen Lehrkräftegruppen. Christina Braun nimmt wahr, dass neu eingestellte Lehrkräfte gleich in den Beamtenstatus kommen. Sie dagegen unterrichte seit rund zehn Jahren an ihrer Schule und stehe vor einer unbestimmten Wartezeit. Diese bereitet ihr Sorgen, weil vor der Verbeamtung schließlich ein Gesundheitscheck durchlaufen werden müsse: "Wir sind in einem Alter, wo jederzeit eine nicht so schöne Diagnose kommen kann, und dann würde man nicht mehr verbeamtet werden. Je länger es dauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schiefgehen kann."

Diese Gefahr beschäftigt auch den Gymnasiallehrer Andreas Gramm: "Nur weil ich heute verbeamtet werden kann, muss das in zwei Jahren nicht mehr so sein." In Berlin herrscht Lehrermangel. Um die Arbeit an den Schulen attraktiver zu machen, beschloss das Berliner Abgeordnetenhaus vor rund einem Jahr, dass auch angestellte Lehrkräfte in Berlin wieder verbeamtet werden können. Bis zu einer Altersgrenze von 52 Jahren ist ihre Verbeamtung damit möglich.

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Bitte um Geduld

Ihr fehle allerdings die Transparenz, kritisiert Grundschullehrerin Legnowska, vor allem bei der Frage, wie die Personalstelle vorgeht, um ihren und mehr als 8.000 weitere Verbeamtungsanträge angestellter Lehrkräfte abzuarbeiten. Florian Bublys, Vorsitzender des Vereins "Bildet Berlin!" und selbst Gymnasiallehrer, hat über eine Hotline die Auskunft erhalten, er müsse sich möglicherweise noch zwei Jahre gedulden. Der Haken für ihn: Je nachdem, wie lange Lehrkräfte schon im Beruf sind, ob sie verheiratet sind und Kinder haben, könne ihnen beim Warten auf die Verbeamtung viel Geld entgehen. Florian Bublys hat das für sich ausgerechnet: "Es würde wahrscheinlich auf 3.000 bis 4.000 Euro im Jahr hinauslaufen", also insgesamt bis zu 8.000 Euro weniger bei einer zweijährigen Wartezeit.

Die Kritik an mangelnder Transparenz teilt auch die Grundschuldirektorin Tamara Adamzik, ebenfalls Mitglied im Verein "Bildet Berlin!". Das intransparente Verfahren sei häufig Gesprächsthema an ihrer Schule: "Die Stimmung in meinem Kollegium ist nicht gut. Ohne Rückmeldung im Unklaren zu bleiben, das ist nicht schön und nicht wertschätzend vom Arbeitgeber."

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Unmut nachvollziehbar

Laut der Bildungsverwaltung werden die Anträge nach und nach abgearbeitet. Zuerst würden die Älteren verbeamtet, damit ihre Verbeamtung vor Erreichen der Altersgrenze von 52 Jahren gelingt. Bei den weiteren Bearbeitungen solle das Antragsdatum eine größere Rolle spielen.

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) nennt den Unmut der Lehrerinnen und Lehrer "nachvollziehbar". Die Ursachen sieht sie aber in der Vergangenheit, das heißt den 18 Jahren ohne Lehrkräfteverbeamtung in Berlin. "Wir haben jetzt einen Berg Arbeit vor uns liegen, den gilt es abzuarbeiten", sagt die Senatorin. "Wir wollen gemeinsam mit der Personalstelle hinschauen, wo wir die Möglichkeit haben, den Prozess zu beschleunigen. Wir setzen momentan alle Bemühungen hier rein", so Günther-Wünsch.

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Digitalisierung vorantreiben

Ziel sei es, so die Senatorin, allen schnellstmöglich ein Angebot zu machen. Der Oppositionspolitiker Louis Krüger von den Grünen findet, es müsse dafür "die allgemeine Digitalisierung in der Verwaltung vorangetrieben werden." Auch das könne Verfahren beschleunigen. Die Linken-Politikerin Franziska Brychcy pocht darauf, die Arbeitsbedingungen derjenigen zu verbessern, die mit den Verbeamtungsanträge befasst sind: "Wir brauchen genug feste Stellen in der Personalstelle."

"Weniger Papierstapel" und schnellere Abläufe beim Verbeamtungsprozedere wünscht sich Arnd Niedermöller von der Vereinigung der Oberstudiendirektoren. Die Vorsitzende des Interessenverbands Berliner Schulleitungen, Karina Jehniche, fordert, mit der Verbeamtung müsse es so schnell wie möglich gehen. Schließlich habe der Verband die Verbeamtung gefordert, um die Lehrkräfte in Berlin zu halten. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Tom Erdmann, drängt ebenfalls auf mehr Tempo bei der Verbeamtung, denn "da hängen ja auch Lebensentscheidungen dran", zum Beispiel, ob jemand einen Kredit aufnehme oder heirate.

Einmal im Monat finden in allen Berliner Bezirken Verbeamtungen statt. Wenn alle an ihrer Schule in Schöneberg so weit sind, sagt Grundschullehrerin Christina Braun, soll es dort eine kleine Party geben.

Sendung: rbb24 Abendschau, 02.02.2024, 19:30 Uhr

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Beitrag von Kirsten Buchmann und Tobias Schmutzler.

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