Brandenburg
Seitdem Anfang Januar ein Treffen rechtsextremer Akteure in Potsdam bekannt wurde, gehen jedes Wochenende Menschen auf die Straße. Sie demonstrieren für Vielfalt und Demokratie, gegen Hass und Hetze. Mancherorts waren es die ersten Veranstaltungen.
Hunderte Menschen haben in Brandenburg am vergangenen Wochenende wieder gegen Rechtsextremismus protestiert. Mit 600 Teilnehmern sei die Veranstaltung am Samstag in Bernau die größte des Tages gewesen, sagte eine Sprecherin der Polizei. Dort wurde Organisatoren zufolge den Opfern der rassistischen Morde in Hanau vor vier Jahren gedacht. Im ganzen Land fanden nach Angaben der Polizei auch kleinere Versammlungen mit teilweise wenigen Demonstrierenden statt.
Auf dem Kirchplatz in Erkner (Oder-Spree) versammelten sich am Sonntag unter dem Motto "Hand in Hand für Demokratie und Toleranz" etwa 500 Menschen, wie Reporter des rbb berichten. Es war die erst Kundgebung gegen Rechtsextremismus in der Kleinstadt, seit den Enthüllungen über das Treffen von Rechtsextremen in Potsdam. Die Veranstaltung wurde von einem breiten Bündnis aus Sportvereinen, Parteien, Gastronomen und Unternehmer beworben. Haltung zu zeigen ist vielen ein Bedürfnis, sagt auch Teilnehmerin Silvia Opitz. Sie ist mit Kindern und Freunden gekommen. "Keinen Millimeter nach rechts" steht auf ihrem Plakat. „Es ist wichtig, um zu zeigen, dass wir mehr sind als die, die uns das alles kaputt machen wollen. Und deswegen muss man auf die Straße gehen."
Die Teilnehmenden kamen dabei auch aus Nachbarorten, wie Schöneiche und Woltersdorf, sagt Veranstalter und Vorsitzende des Heimatvereins Hans-Peter Henriks. Geht es nach ihm, war es nicht die letzte Veranstaltung in Erkner. "Es ist ein voller Erfolg. […] Jetzt haben sie alle Blut geleckt. Wir zeigen Haltung. Viele Vereine werden dabei sein beim nächsten Mal. Ich habe schon die ersten Meldungen gekriegt."
In Werder (Havel) im Kreis Potsdam-Mittelmark organisierte das Aktionsbündnis "Für ein weltoffenes Werder" ebenfalls am Sonntag die Demonstration. Dem Aufruf waren nach rbb-Schätzungen rund 500 Menschen gefolgt. Auch dort war es die erste Veranstaltung seit der Veröffentlichung der Correctiv-Recherche Anfang Januar. "Ich freue mich, dass endlich eine Demo in Werder ist", sagte Demonstrationsteilnehmerin Heidrun Schöning dem rbb. "Ich habe verfolgt, wie in Hamburg und Berlin Demos waren. Deshalb möchte ich meine Stimme erheben und laut sein gegen Rassismus, Antisemitismus."
Zur Kundgebung in Angermünde in der Uckermark kamen rund 600 Menschen zusammen, um gegen Hass und Hetze zu demonstrieren. Es gab Reden und Musikbeiträge, eine Menschenkette wurde um das Rathaus gebildet. "Wir stehen hier, um die die Werte und Strukturen der Demokratie gegen die Feinde der Demokratie zu verteidigen", sagte Mitveranstalter Wolfgang Rall dem rbb vor Ort. "Nur gemeinsam wird es demokratisch orientierten Menschen gelingen, diesen Bestrebungen die Demokratie anzuschaffen, sogenannte Remigrationspläne zu verwirklichen und ähnlichen demokratiefeindlichen Ansichten in der Gesellschaft wieder salonfähig zu machen, etwas entgegenzusetzen."
Demos gegen Rechtsextremismus finden auch am kommenden Wochenende wieder statt. Zum Beispiel am Sonntag in Luckau und Wittenberge.
Seit Wochen gehen überall in Deutschland immer wieder Zehntausende Menschen gegen Rechts auf die Straße. Auch in Brandenburg setzten zuletzt viele Menschen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus. Auslöser der Proteste war ein Bericht des Medienhauses Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter am 25. November in Potsdam, an dem auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten.
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.02.2024, 17 Uhr
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