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Quelle: dpa/Sebastian Gollnow

Kampf gegen Lerndefizite

Brandenburger Schulen bekommen bis zu 7.000 Euro zusätzlich - genügt das?

Mit einem Schulbudget will Bildungsminister Steffen Freiberg gegen Lernlücken bei Schülern vorgehen. Schon ab dem neuen Halbjahr kriegen Schulen in Brandenburg dafür zusätzliches Geld. Doch ein paar Tausend Euro reichen nicht, sagen Kritiker. Von Nico Hecht

Amrei Dettbarn ist Leiterin der Grundschule am Priesterweg in Potsdam-Drewitz. Sie ist begeistert von den Möglichkeiten, die ihr das neue Schulbudget gibt. Vor allem: Geld für zusätzliches Personal. "Wir können damit Leute einstellen, die Kurse mit unseren Kindern machen", schwärmt sie. "Das ist das, was uns am meisten hilft: kontinuierliche Beziehungsarbeit." Im normalen Unterricht hätten Lehrkräfte oft zu wenig Zeit, sich um die individuelle Förderung von Kindern zu kümmern.

Mit dem Start am 1. Februar stehen Schulen in Brandenburg für das nächste Halbjahr insgesamt 1,8 Millionen Euro zur Verfügung. Im Schuljahr 2024/25 sind es dann noch einmal 3,6 Millionen Euro. Jede einzelne Schule bekommt so ein zusätzliches Budget zwischen 3.500 und 7.000 Euro. Schulleiterin Dettbarn hält die Staffelung für sinnvoll. "Das zielt langfristig auf mehr Bildungsgerechtigkeit", findet sie.

Mehr Probleme, mehr Geld

Welche Schule wie viel Geld bekommt, wird über einen so genannten Sozialindex festgelegt. Das bedeutet, Schulen mit mehr Unterstützungsbedarf erhalten mehr Geld. Im Sozialindex gibt es drei Variablen: Wie viele Empfänger von Sozialleistungen leben im Einzugsgebiet der Schule. Wie groß der Anteil der Schüler ist, bei denen zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird. Und wie groß der Anteil der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist.

Die Grundschule in Drewitz, einem Plattenbauviertel aus DDR-Zeiten, ist in der höchsten Förderkategorie. Sie bekommt 3.500 Euro für das nächste Halbjahr. Scheinbar wenig Geld, mit dem Schulleiterin Dettbarn aber eine lange Liste an zusätzlichen Angeboten organisieren kann. Dazu zählen Deutsch- und Matheförderkurse, Hausaufgabenbetreuung aber auch musisch-ästhetische Angebote: Töpfer- und Gitarrenkurse oder ein Schulgarten. In Zahlen seien das sechs bis sieben zusätzliche Kurse, von denen gut 100 Kinder profitieren würden, sagt Dettbarn.

Größter Förderbedarf bei Mathe und Deutsch

Aus Sicht von Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) gibt es den größten Förderbedarf an Brandenburgs Schulen in Grundkompetenzen in Mathematik und Deutsch, aber auch bei sozialen Fähigkeiten. "Die Coronazeit ist bei Kindern und Jugendlichen besonders stark hängen geblieben. Da gibt es noch eine ganze Menge aufzuholen, damit Unterricht besser gelingt", sagt Freiberg. Die Schulen können aber selbst entscheiden, wie sie das Geld einsetzen und mit den Budgets flexibel auf die jeweiligen Förderbedarfe der Schüler reagieren.

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Gewerkschaft verweist auf Personalmangel

Kritiker befürchten, dass die Schulen die Budgets nicht voll ausschöpfen werden. Beispielsweise sei es schwierig, Personal für Förderkurse in Deutsch und Mathematik zu finden, warnt Günther Fuchs, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). "Wenn es die Kollegen gäbe, hätten wir sie längst als Lehrkräfte eingestellt", ist er überzeugt. In Wirklichkeit werde Geld nur von unbesetzten Lehrerstellen umgeschichtet. Er finde es "hochproblematisch", sich für das Projekt zu loben.

Linke: Besser Schulsozialarbeiter einstellen

Tatsächlich wurden zu Beginn des Schuljahres 500 Lehrerstellen nicht besetzt. Daher üben auch Teile der Opposition im Brandenburger Landtag Kritik. Das grundsätzliche Problem, den Lehrkräftemangel, könnten die Budgets nicht lösen, sagt Kathrin Dannenberg. Sie ist bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion.

Überhaupt sei das Projekt nur ein "Tropfen auf den heißen Stein". Mit den Mitteln könne man einer Hausaufgabenhilfe nicht einmal den Mindestlohn bezahlen, wenn sie jeden Tag zur Unterstützung an die Schule kommen solle. "Hier muss die Landesregierung einfach mehr Geld in die Hand nehmen", so Dannenberg. Die Schulen bräuchten Schulsozialarbeiter, pädagogische Unterrichtshilfen oder Assistenzkräfte. Kurz: mehr Personal, jeden Tag.

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Vorbild: "Aufholen nach Corona"

Bildungsminister Freiberg glaubt, dass die Budgets ausgiebig genutzt werden. Die Schulen hätten bereits gute Erfahrungen mit dem ähnlichen Programm "Aufholen nach Corona" gemacht. Dabei standen knapp 70 Millionen Euro für Nachhilfen und Förderungen bereit, um Lernlücken zu schließen, die in der Coronazeit entstanden waren. Viele Lehrer hätten ihm gegenüber den Wunsch geäußert, so ein Programm wieder aufzulegen.

Das bestätigt auch Schulleiterin Dettbarn. Auch sie hätten mit "Aufholen nach Corona" gute Erfahrungen gemacht: "Die Schulen wissen selbst sehr gut, wo ihre Schüler Förderung brauchen." Sie freue sich, dass sie dafür nun wieder Geld zur Verfügung habe.

Sendung: 01.02.2024, 15:10 Uhr

Beitrag von Nico Hecht

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