Leider gibt es ein Problem beim Abspielen des Videos.
85 Teilnehmer
Eine pro-palästinensische Demonstration vor der FU barg Eskalationspotenzial. Am Wochenende war ein jüdischer Student verprügelt worden, seitdem wird verstärkt über Antisemitismus an der Uni diskutiert. Am Ende war die Versammlung recht klein.
Eine angemeldete pro-palästinensische Demonstration vor der Freien Universität Berlin ist am Donnerstag laut der Berliner Polizei zunächst ohne besondere Vorkommnisse geblieben. Schätzungsweise 85 Menschen erschienen laut Polizei zur Demo unter dem Titel "Solidarität mit Palästina", 100 Teilnehmer waren angemeldet.
Eine spontan angemeldete Gegendemonstration mit einer israelischen Flagge und rund 20 Teilnehmern gab es auch vor dem Unigebäude. Kurzzeitig kam es dabei zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Teilnehmern der beiden Demonstrationen, die Polizei hatte die Situation aber schnell im Griff.
Die pro-palästinensischen Demonstranten versammelten sich mit Schildern und Transparenten, auf denen Botschaften wie "stoppt die Heuchelei – freedom for palestine" standen. Gerufen wurden unter anderem bekannte Demo-Sprechchöre wie "free palestine". In Reden warfen die Demonstrierenden der Universität vor, ihren Protest kriminalisieren zu wollen und Meinungen zum Nahostkonflikt zu unterdrücken. Man richte sich "gegen Lügen und Heuchelei" im Umgang mit dem Krieg in Gaza, dem Land Israel warfen die Protestierenden vor, ein "Massaker" in Gaza zu begehen.
Zur Demo aufgerufen hatte im Vorfeld unter anderem das "Palästinakommitee FU Berlin". Auch die trotzkistische Organisation "Internationale Marxistische Tendenz" war auf der Demo mit Werbeflyern und Schildern vertreten. Die Universität hatte sich vorab von der Veranstaltung distanziert und nach eigenen Angaben Strafanzeige gestellt, aufgrund von Inhalten von Plakaten. Von der FU sei die Demo nicht genehmigt oder unterstützt, sie finde auf der Straße, außerhalb der Universität statt, so die FU im Vorfeld.
Die FU war in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder wegen ihres Umgangs mit möglicherweise und tatsächlich antisemitischen Vorfällen an ihrer Universität kritisiert worden. Im Dezember hatte es die Besetzung eines Hörsaals zu Zwecken eines pro- palästinensischen Protests gegeben. Am vergangenen Wochenende wurde ein jüdischer Student der FU von einem Kommilitonen ins Krankenhaus geprügelt.
Die Tat wurde inzwischen als antisemitisch eingestuft. Der FU wurde anschließend beispielsweise vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung vorgeworfen, eine Mitschuld durch ihr zögerliches Verhalten bei früheren Vorfällen von antisemitischer Hetze zu haben.
Der Studentenverband RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) forderte deshalb am Donnerstag den Rücktritt der FU-Leitung. Diese sei zu oft und lange tatenlos bei antisemitischen Vorfällen geblieben, so der Vorsitzende des RCDS, Lukas Honemann. Neben der Hörsaalbesetzung und dem Prügel-Vorfall seien Flyer verteilt, Studenten bedroht und Anzeigen wegen leichter Körperverletzung aufgegeben worden, "es mangelt an konkretem Vorgehen, an Konsequenzen der Universitätsleitung", sagt Honemann.
Sendung: rbb24 Abendschau, 08.02.2024, 19:30 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen