Beitrag: radio eins | Quelle: Picture Alliance / Sylvio Dittrich
90 Prozent weniger CO2 bis 2040
Potsdam-Institut für Klimaforschung zweifelt am Erreichen des EU-Klimaziels
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung bezweifelt, dass die Europäische Union bis 2040 ihr Klimaziel erreicht.
Am Dienstag hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, dass bis dahin 90 Prozent weniger CO2 ausgestoßen werden soll als 1990. Erarbeitet wurde dieses Zwischenziel vom europäischen wissenschaftlichen Beirat zum Klimawandel. Dessen Vorsitzender, Ottmar Edenhofer, ist Direktor des Potsdamer Instituts. Er sagte gegenüber radio eins vom rbb: "Mit den gegebenen Politiken der Mitgliedsstaaten in der EU und dem, was jetzt auf den Tisch liegt, werden wir das Ziel für 2040 und 2050 nicht erreichen."
Als ein zentrales Problem dafür benennt Edenhofer die Landwirtschaft. "In der EU werden die Emissionen aus der Landwirtschaft nicht reguliert und bepreist. So verharren die Emissionen auf einem stabilen Niveau. Wenn die nicht sinken werden, werden wir das 90-Prozent-Ziel nicht erreichen", so Edenhofer.
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Speicherung von Kohlendioxid umstritten
Um die Emissionen zu senken, soll laut EU-Kommissionsvorschlag auch die umstrittene Speicherung von Kohlendioxid im Erd- oder Meeresboden zum Einsatz kommen. Sie sei demnach eine Lösung für die Schwerindustrie, wo Emissionen nicht vollständig beseitigt werden könnten. Dazu gehöre etwa die Zementherstellung oder die Abfallindustrie.
Unter Umweltschützern und Wissenschaftlern ist die CO2-Speicherung umstritten. Dafür wird CO2 verflüssigt und etwa in Gesteinsschichten gepresst. Dies ist sehr energieintensiv, außerdem besteht die Gefahr durch undichte Lagerstätten.
Ottmar Edenhofer verteidigt jedoch den Kommissions-Vorstoß: "Die CO2-Speicherung ist unausweichlich, wir brauchen die Technologie", sagt er. Es sei aber falsch, sich ausschließlich und dominant darauf zu verlassen, da das Verfahren noch nicht marktreif sei. Aber da man Zementemissionen nicht auf Null bringen könne, sei die Speicherung wichtig. Für das Verbrennen von Kohle zur Ernergieerzeugung tauge das Verfahren hingegen nicht.
Umweltorganisationen bemängeln fehlenden Ehrgeiz
Der eigentliche Gesetzentwurf wird erst nach den Europawahlen erwartet, die in Deutschland am 9. Juni angesetzt sind. Die Kommissionsvorschläge sind eine erste Diskussionsgrundlage für die Mitgliedsländer und das Europaparlament. Damit könne die Europäische Union ihre Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen erfüllen, erklärte die Kommission.
Das sieht die Umweltorganisation WWF anders: Die EU zeige "zu wenig Ehrgeiz". Mit den Vorschlägen könne der Anstieg der Erderwärmung nicht wie geplant auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt werden. Greenpeace bemängelte fehlende Zieldaten zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Erdgas. Diese fossilen Energieträger stünden immer noch für 75 Prozent der Treibhausgase in der EU, erklärte die Organisation.