Medizinische Versorgung
Eigentlich sollte am Straussee eine Reha-Klinik für herz- und krebskranke Kinder entstehen. Doch der Klinikstifter plant inwischen eine andere medizinische Nutzung. Nun hat sich die Stadtverordnetenversammlung dagegen gestellt.
Die Stadtverordneten von Strausberg (Märkisch-Oderland) haben am Donnerstagabend entschieden, dass am Straussee weiterhin eine Kindernachsorgeklinik entstehen soll.
Damit stellt sich die Stadt gegen die neuen Pläne von Peter Fritz, dem Stifter des 25 Millionen Euro teuren Klinikgebäudes. Fritz hatte keinen Betreiber für die Kindernachsorgeklinik gefunden und will nun ein medizinisches Zentrum für Ernährungs- und Stoffwechselerkrankungen realisieren.
"Wir wollen einer Änderung nicht zustimmen", sagte Elke Stadeler, Bürgermeisterin von Strausberg (parteilos), dem rbb. Stattdessen wolle die Stadt, dass das Projekt wie vereinbart vollgezogen wird. Laut der Bürgermeisterin besteht ein Durchführungsvertrag mit dem Stifter Peter Fritz, wonach das Gebäude als Rehabilitationszentrum für Kinder mit Herz- oder Krebserkrankung genutzt werden soll.
Die Bauarbeiten für das 11.000 Quadratmeter große Gebäude am Straussee begannen vor vier Jahren. Dafür wurde eine entsprechende Waldfläche gerodet. Nun ist der Bau fertig, sogar das Wasser am Therapie-Schwimmbad wurde schon eingelassen.
"Ich wünschte mir, dass das gekommen wäre, was wir mal geplant haben. Aber das Objekt muss ja genutzt werden", sagte Fritz dem rbb. Geht es nach dem Stifter, sollen im Herbst auf dem Gelände ein Ärztezentrum, Therapieeinrichtungen, aber auch ein Kindergarten und Wohnungen für Demenzkranke entstehen. Dafür habe er mit einem österreichischen Investor bereits einen Mietvertrag mit einer Dauer von 30 Jahren abgeschlossen.
Für die ursprünglich geplante Kindernachsorgeklinik habe er in den vergangenen Jahren mit drei potenziellen Betreibern verhandelt. "Das ist aber nicht gelungen", so Fritz. Ein Betreiber müsse acht bis zehn Millionen Euro in die Einrichtung der Klinik investieren. Die Interessierten hätten versucht, dafür öffentliche Gelder zu erzielen – was aber laut Fritz nicht klappte.
Der evangelische Diakonieverein Zehlendorf war auch als Betreiber im Gespräch. Nach rbb-Informationen seien die entsprechenden Gespräche mit Krankenkassen und Rentenversicherung sehr weit gewesen. Der Diakonieverein wies auf rbb-Anfrage darauf hin, dass er weiterhin bereit sei, die Kindernachsorgeklinik in Strausberg zu betreiben.
Stifter Peter Fritz schloss aber die Diakonie aufgrund von fehlenden Bonitätsnachweisen aus. Zudem wartet Fritz nach eigenen Angaben seit zweieinhalb Jahren auf eine Absichtserklärung vom Diakonieverein: "Das ist eine Sache, die schwarz auf weiß belegt sein muss", sagt er.
Der Sozialdezernent von Märkisch-Oderland, Friedemann Hanke (CDU), ist genau wie Bürgermeisterin Stadeler vom Konzept des österreichischen Investors nicht überzeugt. In der Zusammenarbeit mit dem Diakonieverein Zehlendorf liege weiterhin die größte Chance für eine Kindernachsorgeklinik, so Hanke. Und der Bedarf nach einer solchen Klinik sei riesig: "Es gibt im gesamten nordostdeutschen Raum keine vergleichbare Klinikeinrichtung."
Die Strausberger Stadtverordneten sehen es ähnlich und stimmten deswegen am Donnerstag gegen die neuen Pläne von Fritz. Ob und wie sich beide Seiten zusammenfinden, ist noch nicht entschieden. Ein Rechtsstreit wäre denkbar.
Ende 2019 war die Kindernachsorgeklinik für Berlin- und Brandenburg nach elf Jahren Reha-Arbeit in Wandlitz (Barnim) geschlossen worden. Das Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Politbüros der DDR war angeblich nicht mehr zeitgemäß und zu teuer. Eine Familienorientierte Rehabilitation war aufgrund hoher Kosten nicht mehr durchführbar. Ursprünglich sollte die Strausberger Klinik für Kinder 2021 eröffnet werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 02.02.2024, 14:20 Uhr
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