Wasserkonferenz in Cottbus
Die Wirtschaft wächst, das Klima wandelt sich, der Tagebaubetrieb wird enden. In Cottbus wurde deshalb diskutiert, wie künftig genug Wasser für alle da sein kann. Es ging um Verbrauchsoptimierung und -reduzierung, vor allem in der Industrie.
Sparsamer mit Wasser umgehen, bei Maßnahmen zusammenarbeiten, dabei aber auch an die Wirtschaft denken - das waren Forderungen, die bei einer zweitägigen Wasserkonferenz in Cottbus am Dienstag und Mittwoch laut wurden. Dabei diskutierten vor allem Vertreter von Industrie und Wirtschaft über ein Wassermanagement, das künftig eine ausreichende Versorgung für alle Verbraucher sichern soll.
Denn Klimawandel und Kohleausstieg lassen das Wasserangebot in der Region in Zukunft knapper werden. Mehr als die Hälfte des Wassers in der Spree ist Grubenwasser, das für den Betrieb der Lausitzer Tagebaue großflächig abgepumpt und in den Fluss geleitet wird. Damit wird Schluss sein, wenn Deutschland spätestens 2038 aus der Kohle aussteigen und die Braunkohleförderung aufhören wird.
Es war die inzwischen vierte Wasserkonferenz in der Lausitz in vier Jahren. Neben dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), Industrie- und Handelskammern (IHK) aus Berlin und Brandenburg und der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) waren diesmal unter anderem Berlins Umwelt- und Klimaschutz-Staatssekretärin Britta Behrendt (CDU), der erste Vorsitzende des Vereins "Wasser Cluster Lausitz", Ingolf Arnold, sowie Jens Vater, Leiter der Infrastruktur beim Chemiekonzern BASF Schwarzheide (Spree-Neiße) dabei.
Der BASF-Standort gehört zu den größten industriellen Wasserverbrauchern in Brandenburg. Mit rund 2,2 Millionen Kubikmeter im Jahr 2022 [basf.com/PDF] ist der Bedarf größer als der von Tesla (Stand März 2024: knapp 500.000 Kubikmeter). In den Jahren 2018 bis 2022 hat BASF seinen Wasserbedarf auf dem Papier um ein Drittel gesenkt. Allerdings hängt der Verbrauch auch mit der Auslastung des Betriebes zusammen. Dieser hat in den Jahren laut BASF geschwankt. Nach Angaben von Jens Vater sollen die Anlagen in den vergangenen Jahren etwa 15 Prozent effizienter geworden sein.
Das Unternehmen habe dafür auf mehrere Maßnahmen gesetzt, sagte Vater dem rbb. So verwendet BASF Wasser in Kreisläufen mehrfach. "Wir konnten das unter anderem bei uns in den Kühlwasserkreisläufen realisieren." Dort werde zu 99 Prozent recyceltes Wasser eingesetzt. Die Optimierungen würden aber weitergehen. "Das ist ein kontinuierlicher Entwicklungs- und Verbesserungsprozess, der natürlich immer im Abgleich mit Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und technologischen Maßnahmen steht", so Vater.
Die IHK Cottbus hat zusammen mit Unternehmern und Versorgern Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Wasser und Maßnahmen erarbeitet. Der Präsident der Cottbuser Kammer, Jens Warnken, plädierte am Mittwoch dafür, sparsamer mit Wasser umzugehen und gleichzeitig an die Wirtschaft zu denken.
"Es ist so, dass jedes Unternehmen sein Geschäftsmodell betrachten und auch schauen muss, wie man nachhaltiger, effizienter, Wasser minimierend arbeiten kann", so Warnken. Auf der anderen Seite müsse laut dem Kammerpräsidenten aber auch sichergestellt werden, "dass wir die Wertschöpfung in der Region weiter begleiten können und das Wasser nicht irgendwann zum Verteilkampf führt." Das wäre gesellschaftlich und wirtschaftlich fatal, so Warnken.
Bei der Konferenz rief er dazu auf, Großindustrie und mittelständische Unternehmen sowie Start-ups zusammenzubringen, um Interessen zu bündeln. Vor allem junge innovative Firmen sowie die Wissenschaft sollten einbezogen werden.
Die Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostbrandenburg, Monique Zweig, sagte am Rande der Konferenz, dass man miteinander und nicht gegeneinander arbeiten wolle, auch nicht gegen die Bevölkerung. "Es darf keinen Zielkonflikt zwischen der normalen Trinkwasserversorgung für uns Menschen als auch der notwendigen Versorgung der Unternehmen geben, damit eine Wirtschaft entstehen kann, eine Wirtschaft gedeihen kann", so Zweig.
Doch diesen Zielkonflikt gibt es bereits. Schon heute sehen sich mehrere Wasserversorger an ihrer Grenze, heißt es vom Wasserverband Strausberg-Erkner [w-s-e.de]. Besonders betroffen ist demnach das Gebiet um Berlin, Strausberg-Erkner - und Südbrandenburg. Dort wurde in den vergangenen Jahren beispielsweise schon teilweise das Rasensprengen verboten. Die zunehmende Trockenheit durch den Klimawandel wird den Konflikt voraussichtlich verschärfen.
Damit in Zukunft genügend Wasser für alle vorhanden ist, ist Wassersparen nur ein Ansatz. Ein weiterer ist, Wasser zu speichern. Künftig werden mit dem Klimawandel mehr Starkregen-Ereignisse erwartet. Um Wasser in der Region zu halten, soll auch der Cottbuser Ostsee genutzt werden.
Berlin und Brandenburg wollen angesichts des Klimawandels bis Anfang 2025 eine gemeinsame Wasserstrategie mit konkreten Maßnahmen erarbeiten. Dabei geht es um die Wasserversorgung und eine umweltfreundliche Gewässerbewirtschaftung.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) nannte die Strategie am Dienstag nach einer gemeinsamen Sitzung der beiden Kabinette "überfällig". Wie die konkreten Maßnahmen aussehen, soll zunächst auf der Ebene der Ministerien beider Länder abgestimmt werden.
Die Brandenburger Wirtschaft sieht sich bei dem Maßnahmenplan bisher nicht genug integriert. "Wir müssen da mit an den Tisch", sagte IHK-Cottbus-Präsident Jens Warnken am Rand der Wasserkonferenz. Es reiche nicht, eine Arbeitsebene aus Verwaltung und Wasserwirtschaft zu starten. Die Interessen der Wirtschaft müssten bei den Maßnahmen mit hinein, forderte Warnken. In den kommenden zwei Wochen werde man Gelegenheit haben, darüber mit der Landesregierung zu sprechen, kündigte der Kammerpräsident an.
Laut einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) drohen der Trinkwasserversorgung im Großraum Berlin und entlang der Spree künftig große Engpässe. Der Fluss könnte in
trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen, wenn mit Ende der Braunkohleförderung viel weniger Grundwasser hineingepumpt wird. Das habe Konsequenzen für den Spreewald, seine Seen und Kanäle sowie die Trinkwasserversorgung in der Region, hieß es in der Studie.
Diese hatte unter anderem vorgeschlagen, Talsperren und Wasserspeicher zu ertüchtigen und bestehende Seen als Wasserspeicher auszubauen. Auch sollten die Länder gemeinsam ausloten, wie sich Wasser aus anderen Regionen durch neue Rohrsysteme möglichst naturverträglich in die Spree pumpen lässt. Weiter hieß es, Haushalte, Industrie und Landwirtschaft sollten mehr Wasser sparen.
Mit Informationen von Dirk Schneider, Gianluca Siska und Nico van Capelle.
Sendung: Antenne Brandenburg, 10.04.2024, 16:40 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen