Brandenburg
Wolfgang Gräfe ist seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlicher Bürgermeister von Zollchow im Havelland. Die Motivation des pensionierten Lehrers überträgt sich auch auf andere im Dorf.
Wolfgang Gräfe muss immer selbst mit anpacken. Er will das aber auch. Schon als der 72-Jährige noch als Grundschullehrer arbeitete, wurde er Ortsvorsteher in Zollchow im Milower Land (Havelland). Mehr als 30 Jahre ist das her. Geblieben ist ihm seitdem seine Motivation für das Ehrenamt.
"Was mich immer gestört hat: Die Leute meckern. Sie meckern über alles. Ich sag, ,Dann pack doch mit an!'", sagt Gräfe und geht mit gutem Beispiel voran. "Ein bisschen Elan aufbringen, das sollte man schon machen", ist er überzeugt.
Das nächste Gemeinschaftsprojekt im Dorf sind Toiletten und ein Duschtrakt für die Freiwillige Feuerwehr. An der künftigen Baustelle müssen Pflastersteine entfernt werden. Die Steine findet Gräfe "zu schade, um sie wegzuschmeißen". Auf dem Festplatz will er sie benutzen. Die Kameraden hat er dafür schon angewiesen, die alten Pflastersteine dort neu zu verbauen.
Auf dem Festplatz ist Candy Trotzki dafür schon aktiv – mit seinem privaten Bagger. Er ist einer von vielen, die der Ortsvorsteher motiviert. Was Trotzki an Gräfe schätzt, ist die Art des Ortsvorstehers, auch bei Bauarbeiten wie diesen. "Er ist halt nicht negativ. Er kommt immer positiv rüber, lobt auch immer die Bürger und alles. Und das finde ich ganz wichtig", sagt Trotzki auf dem Zollchower Festplatz.
Alle 250 Zollchowerinnen und Zollchower lädt Wolfgang Gräfe per Brief ins Gemeindehaus ein. Der Ortsmittelpunkt. Hier tagen auch die Gremien. 50 bis 70 Leute, schätzt Gräfe, kommen regelmäßig zu den Ortsbeiratssitzungen, auf denen er neue Projekte ankurbele. "Es gibt auch ein Bierchen hinterher oder Erbseneintopf und das schweißt zusammen", sagt Gräfe, der parteilos ist, aber in der CDU-Fraktion sitzt.
"Er kennt keinen Feierabend", sagt Zollchows stellvertretender Ortsvorsteher Michael Böhl (CDU) über den Bürgermeister. Wenn es notwendig sei, "ist Herr Gräfe da mit Rat und Tat zu jeder Zeit für jeden im Dorf". Das sei der wesentliche Grundstein für die Menschen im Dorf.
Gräfes Bilanz reicht von Spielplatz bis Friedhof. Den hat er mit allen gemeinsam umgestaltet. Dort finden sogar alte Grabsteine eine Erinnerungsfläche.
Bei der nächsten Wahl tritt Gräfe nicht noch einmal an. Nach 30 Jahren im Ehrenamt wurde der 72-Jährige von "seinen" Zollchowern zum besten Bürgermeister gewählt. Sie schenkten ihm ein Apfelbäumchen. Gräfe pflanzte es dort, wo alle die Früchte ernten können.
Mit Material von Heike Schüler
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 11.04.2024, 19:30 Uhr
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