Lausitzer Strukturwandel
Die geplante Medizin-Uni in Cottbus hat die wohl größte Hürde genommen: Der Wissenschaftsrat des Bundes hat sich für das Projekt ausgesprochen. Zum 1. Juli kann die Universität gegründet werden. Bis die ersten Studierenden kommen, dauert es aber noch.
Der Wissenschaftsrat des Bundes hat sich am Montag für die Gründung einer neuen Medizin-Universität in Cottbus ausgesprochen. Damit kann die neue "Medizinische Universität Lausitz - Carl Thiem" zum 1. Juli gegründet werden. Das Votum des Wissenschaftsrates war die wohl größte Hürde für das ambitionierte Projekt im Lausitzer Strukturwandel. Mitglieder des Rates hatten Cottbus bereits im vergangenen Jahr für eine Visitation besucht.
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) äußerte sich dem rbb gegenüber erfreut über das Votum des Rates. Fünf Jahre "intensive Arbeit" würden hinter dem Land und der Stadt Cottbus liegen, nun gebe es den offiziellen Startschuss für die neue Universität.
"Die Universitätsmedizin wird die gesamte Region verändern", so Woidke weiter. "Sie wird nicht nur dazu dienen den Ärztebedarf in der Zukunft hier in der Region besser zu decken (...), es wird auch einen Schub geben in der Entwicklung der ganzen Region." Das liege daran, dass mehr als eine Milliarde Euro in Cottbus investiert werde und mehr als 1.000 neue Arbeitsplätze geschaffen würden. Woidke erwartet darüber hinaus die Ansiedlung zahlreicher Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich in Cottbus und der Lausitz.
Die neue Uni soll sich in der Forschung den Schwerpunkten Digitalisierung des Gesundheitswesens und dem Gesundheitssystem widmen. Diese Forschungsfelder sind bislang in Deutschland einmalig und sollen dabei helfen, das Gesundheitssystem in Deutschland weiter zu entwickeln.
Mit der Gründung der neuen Universität zum 1. Juli wird das Carl-Thiem-Klinikum (CTK) in Cottbus in Trägerschaft des Landes übergehen. Es soll nicht nur zum Universitätsklinikum, sondern auch zu einem sogenannten "Digitalen Leitkrankenhaus" umgebaut werden.
Laut dem Brandenburger Wissenschaftsministerium sollen dafür über einen Zeitraum von 15 Jahren 3,7 Milliarden Euro investiert werden. 80 Professuren sollen an der Uni angesiedelt sein, pro Jahr sollen 200 Studierende ihr Studium an der Universität aufnehmen können.
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sieht in der neuen Universität einen Motor für die Entwicklung der gesamten Region.
Der Geschäftsführer des Cottbuser Carl-Thiem-Klinikums, Sebastian Scholl, sprach am Montag von Erleichterung nach der Entscheidung des Wissenschaftsrates. Das Votum sei "eine tolle Botschaft" an das CTK und seine Mitarbeiter, aber auch für die Region, so Scholl.
Für die Stadt Cottbus ist die Unimedizin zugleich Chance und Herausforderung, so die Bürgermeisterin Marietta Tzschoppe (SPD). Herausforderungen bestünden beispielsweise bei der städtebaulichen Entwicklung und bei der Infrastrukturentwicklung. "Die Stadt selbst wird sich verändern", so Tzschoppe. "Das sind sehr große Herausforderungen, dass wir wieder mal Modell sind, auch für andere Regionen, auch für europäische Regionen", erklärte die Bürgermeisterin.
Die Medizinische Universität ist neben dem ICE-Instandhaltungswerk in Cottbus eines der größten und wichtigsten Projekte im Lausitzer Strukturwandel im Zuge der zu Ende gehenden Braunkohleverstromung. Bund und Land investieren in dem Prozess mehrere Milliarden Euro in die Region, um den befürchteten Strukturbruch und Massenarbeitslosigkeit nach Ende der Tagebaue und Kraftwerke zu verhindern.
Neben der Medizin-Universität in Cottbus soll die ganze Lausitz zu einer Modellregion Gesundheit werden. Zudem sollen zukünftig Ärzte, Physiotherapeuten und Pflegekräfte interprofessionell, also in Teilen gemeinsam ausgebildet werden. Die ersten Studierenden sollen 2026 ihre Ausbildung in Cottbus beginnen können.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 22.04.2024, 19:30 Uhr
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