Studie dokumentiert: Westliche Unternehmen profitierten von DDR-Zwangsarbeit
Profiteure der Zwangsarbeit in Haftanstalten der DDR waren auch westliche Unternehmen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Forschenden der Humboldt-Universität, die in Berlin vorgestellt wurde. Politische Häftlinge wurden demnach etwa in der Produktion von Damenstrumpfhosen eingesetzt, die später bei Aldi Nord verkauft wurden.
Die SED-Opferbeauftragte des Bundestags erhebt in ihrem aktuellen Bericht Vorwürfe gegen den früheren Otto-Versand. Der soll DDR-Kameras aus Cottbuser Zwangsarbeit in Westdeutschland vertrieben haben. Der Konzern widerspricht.
Die Studie weist in vier Beispielen die Lieferketten von ostdeutschen Strafanstalten bis in deutsche Geschäfte, Werkhallen und Versandkataloge nach. Demnach wurden in mehreren DDR-Gefängnissen Elektromotoren für die westdeutsche Firma Josef Scheppach Maschinenfabrik hergestellt. Spiegelreflexkameras aus einer Cottbusser Strafvollzugsanstalt wurden von Versandhäusern wie Quelle und Otto vertrieben und Audio-Kassetten für die Firma Magna von Sträflingen in Dessau produziert.
Den Studienautoren Markus Mirschel und Samuel Kunze zufolge ist das Nachvollziehen vollständiger Lieferketten "zwar aufwendig, in einer großen Zahl von Fällen aber möglich". Die Untersuchung ist demnach als Vorstudie für eine groß angelegte Studie einer Vielzahl von Fällen gedacht.
Kritik an Profiteuren der Zwangsarbeit
Initiiert hat das Projekt die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG). Der Verein erhofft sich aus den Ergebnissen, dass "in Zukunft aufwendige Gutachter-Prozesse überflüssig werden". Der UOKG-Bundesvorsitzende Dieter Dombrowski kritisierte das in vielen Fällen "beschämende" Verhalten "von Politik und erfolgreichen Unternehmen, die an der Vermarktung von Produkten aus der Zwangsarbeit politischer Häftlinge der DDR Gewinne erzielt haben".
Sendung: rbb24 Inforadio, 23.04.2024, 12:40 Uhr
Die Kommentarfunktion wurde am 24.04.2024 um 11:04 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.