Audio: rbb24 Inforadio | 14.05.2024 | Sebastian Schöbel | Quelle: Picture Alliance/Fabian Sommer
Inhaltliche Differenzen
Früherer Berliner Parteichef Georg Pazderski tritt aus der AfD aus
Seit 2013 war Georg Pazderski Mitglied der AfD, bis vor drei Jahren Fraktionsvorsitzender im Berliner Abgeordnetenhaus. Jetzt verlässt er die Partei, weil sie sich "immer weiter" von seinen politischen Überzeugungen entfernt habe.
Ex-Fraktionsvorsitzender tritt aus der Partei aus
AfD habe sich "immer weiter" von seinen politischen Überzeugungen entfernt
AfD sei es "leider nicht gelungen", Alternative zu "Altparteien" zu sein
Der frühere Berliner AfD-Landesvorsitzende Georg Pazderski verlässt die Alternative für Deutschland. Das teilte er am Dienstag der Deutschen Presse Agentur auf Anfrage mit. Als Grund nannte er inhaltliche Differenzen.
Die AfD habe sich "immer weiter" von seinen politischen Überzeugungen entfernt, hatte Pazderski der "Neuen Züricher Zeitung" gesagt. Viele Werte und Positionen der Gründer seien mittlerweile aufgeweicht oder sogar ins Gegenteil verkehrt worden.
Nach einem Urteil vom Montag darf die AfD weiter durch den Verfassungsschutz beobachtet werden. AfD-Vertreter aus der Region sehen das erwartungsgemäß kritisch - die Reaktionen aus anderen Parteien sind einhellig positiv.
Karriere in Bundeswehr und AfD
Pazderski stammt aus Rheinland-Pfalz und war seit 2013 Mitglied der AfD. In Berlin war er zunächst kurze Zeit als Geschäftsführer der Partei tätig, anschließend wechselte er zum Bundesgeschäftsführer. Von 2016 bis 2020 Landesvorsitzender der Berliner AfD, bis 2021 saß er im Abgeordnetenhaus und war dort Fraktionsvorsitzender seiner Partei. Zwischen 2017 und 2019 war er zudem als stellvertretender Bundessprecher der AfD tätig. Vor seiner parteipolitischen Laufbahn hatte Pazderski in der Bundeswehr Karriere gemacht.
In der AfD erklärte es Pazderski 2017 zum Ziel, Regierungs- und Koalitionsfähigkeit der Partei herzustellen. Er gehörte zu den Unterzeichnern eines Aufrufs, der dem rechtsextremen Björn Höcke unter anderem "Personenkult" vorwarf. Gleichzeitig betonte Pazderski damals allerdings die potenzielle Bedeutung des rechten Flügels innerhalb der Partei - dieser müsse dafür allerdings eine klare Abgrenzung nach rechts außen schaffen. Pazderskis Positionen wurden beispielsweise von der "FAZ" als "liberalkonservativ" und "pragmatisch" beschrieben.
Bei einem Treffen, das der ehemalige Berliner Finanzsenator Peter Kurth organisiert haben soll, ist auch die Berliner Fraktionschefin der AfD, Kristin Brinker gewesen. Bei dem Treffen waren mehrere Rechtsextremisten anwesend.
Kontroverse Äußerungen in Sozialen Netzwerken
Georg Pazderski war allerdings auch mehrmals durch kontroverse Äußerungen in den sozialen Netzwerken aufgefallen. So schrieb er beispielsweise nach der bundesweiten Razzia gegen ein Reichsbürger-Netzwerk 2022, diese sei "toll inszeniert und großes Kino" gewesen und suggerierte, Bundesinnenministerin Faeser hätte es prima verstanden, Berichte über die Gewalttat eines Geflüchteten aus den Schlagzeilen "zu verdrängen".
Nach dem Terroranschlag in Nizza 2020 behauptete er, eine Hilfsorganisation sei mitverantwortlich, dass der Attentäter nach Europa gekommen sei. Die Hilfsorganisation verklagte ihn daraufhin, es gab eine einstweilige Verfügung, das Verfahren wurde aber später eingestellt.
Pazderski sagte zu seinem Austritt gegenüber der NZZ, Deutschland brauche seiner Meinung nach weiterhin eine "Alternative zu den Altparteien", der AfD sei es aber "leider nicht gelungen, diese Rolle zu übernehmen."