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Quelle: picture alliance / Wolfram Steinberg

Zwei Generationen betroffen

Starker Anstieg der Pflegebedürftigen überrascht Gesundheitsministerium

Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt zwar stetig an, von den aktuellen Zahlen wurde Gesundheitsminister Lauterbach nun aber laut eigener Aussage überrascht. Auch in Berlin und Brandenburg gehen die Zahlen nach oben.

Die Zahl der Pflegebedürftigen ist in Deutschland im vergangenen Jahr laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) deutlich stärker gestiegen als gedacht.

"Demografisch bedingt wäre 2023 nur mit einem Zuwachs von rund 50.000 Personen zu rechnen gewesen. Doch tatsächlich beträgt das Plus über 360.000", sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Montag. "Woran das liegt, verstehen wir noch nicht genau." In der Pflegeversicherung gebe es "ein akutes Problem".

Insgesamt erhalten aktuell rund fünf Millionen Menschen Leistungen der Pflegeversicherung. 2003 waren es nur zwei Millionen.

Hohe finanzielle Eigenanteile

Pflegende Angehörige in der Armutsfalle

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Regionale Unterschiede bei Pflegebedarf

Dabei gibt es regional demografische Unterschiede. So waren laut Brandenburger Sozialministerium zur letzten Erhebung 2021 in Brandenburg 184.646 Personen pflegebedürftig. Zum Vergleich: 2011 waren es noch 95.970 Pflegebedürftige in Brandenburg. Das bedeutet fast eine Verdoppelung der Zahlen innerhalb von zehn Jahren. 2019 waren in Brandenburg 153.971 Personen pflegebedürftig.

In Berlin gab es 2021 laut Gesundheitsberichtserstattung des Bundes (GBE) 185.528 Pflegebedürftige. 2011 waren es noch 107.917 Personen - das ist ein Anstieg von knapp 72 Prozent in zehn Jahren. Zwischen 2019 und 2021 erhöhte sich die Zahl der Pflegebedürftigen in Berlin um 27.046 Personen, von 158.482 auf 185.528. Das ist ein Sprung von gut 17 Prozent innerhalb von zwei Jahren.

Der Anteil der Pflegebedürftigen an der Berliner Bevölkerung - auch aufgrund des Bevölkerungswachstums - ist damit zwischen 2011 und 2021 von 3,1 auf 4,9 Prozent angewachsen.

Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, wurden 2021 knapp 1,2 Millionen Pflegebedürftige gemeldet. In Bayern waren es 578.147, in Baden-Württemberg 540.401 Personen. Die Zahlen schließen dabei alle Pflegeformen und -stufen ein.

Personal-Lage in Pflegeheimen

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Lauterbach: "Sandwicheffekt" in der aktuellen Pflegesituation

"In den letzten Jahren ist die Zahl der Pflege­bedürftigen geradezu explosionsartig gestiegen", so Lauterbach. Er gehe von einem Sandwich­effekt aus. "Zu den sehr alten, pflegebedürftigen Menschen kommen die ersten Babyboomer, die nun ebenfalls pflegebedürftig werden. Es gibt also erstmals zwei Generationen, die gleichzeitig auf Pflege angewiesen sind: die Babyboomer und deren Eltern."

Laut bisherigen Prognosen aus der Wissenschaft erhöht sich die Zahl der Pflegebedürftigen binnen 15 Jahren von heute rund fünf auf sechs Millionen. Regional dürfte der Anstieg von Pflegebedürftigen sehr unterschiedlich ausfallen.

Bundesweit fehlt Pflegepersonal - Pflege wird teurer

Schon jetzt müssen laut einer Befragung des Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege vom Februar vier von fünf Pflegeeinrichtungen ihr Angebot einschränken, weil Personal fehlt. Neun von zehn ambulanten Diensten lehnten 2023 Neukunden ab. Zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte werden laut Statistischem Bundesamt bis 2049 nach Vorausberechnung vom Februar bundesweit fehlen.

Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg führt Pflegekräfte an der bundesweit ersten Position unter allen Berufsgruppen mit einem Engpass. Knapp 1,7 Millionen Pflegekräfte in der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege waren 2023 in regulären Jobs beschäftigt - 10.000 Beschäftigte mehr als im Vorjahr. 82 Prozent aller Pflegekräfte sind Frauen. Von diesen 1,39 Millionen Frauen arbeitet etwas mehr als jede zweite in Teilzeit.

Die Pflege im Heim wird unterdessen immer teurer. Die Zuzahlungen für Pflegebedürftige sind trotz Entlastungszuschlägen zuletzt weiter gestiegen. Zum 1. Januar waren im ersten Jahr im Heim im bundesweiten Schnitt 2.576 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig - 165 Euro mehr als Anfang 2023.

Lauterbach hatte bereits bisher deutlich gemacht, dass er die reine Beitragsfinanzierung der Pflegeversicherung vor dem möglichen Ende sieht. Langfristig komme man um Steuermittel hierfür nicht herum, sagte er im April auf der Altenpflegemesse in Essen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.05.2024, 17:01 Uhr

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