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Video: rbb24 | 15.05.2024 | Nachrichten | Quelle: rbb/Felicitas Montag

"Kita-Kollaps"

Etwa 200 Brandenburger Kitas wegen Protest geschlossen

Das Bündnis "Kita-Kollaps" fordert eine bessere Finanzierung und mehr Betreuungsqualität. Am Mittwoch protestierten daher Hunderte Betroffene in mehreren Brandenburger Städten.

Eltern, Pädagogen und Kita-Träger haben am Mittwoch in mehreren Städten in Brandenburg gegen die Bildungspolitik der Landesregierung protestiert. Etliche Kindertagesstätten waren daher geschlossen. Organisiert wurde die Aktion vom Bündnis "Kita-Kollaps", zu dem unter anderem Elternbeiräte, die Arbeiterwohlfahrt und das Diakonische Werk gehören. Mindestens 50 Einrichtungen beteiligten sich an dem landesweiten Protest.

So versammelten sich etwa 200 Kinder, Erzieher, Kita-Träger und Eltern auf dem Marktplatz in Eberswalde (Barnim). Auf bunten Transparenten waren unter anderem Slogans zu lesen wie "Wir haben nicht nur die Windeln voll" oder "Wo bleibt mein Recht auf Bildung".

Die finanzielle Ausstattung der Einrichtungen sei derzeit alles andere als ausreichend, betonte Almut Kunze, Leiterin der Naturkita Wukaninchen in Biesenthal. "Das Land sagt, so und so viel bekommt ihr, aber sie fragen nicht, was wir eigentlich brauchen."

Auch in Eberswalde und Potsdam wurde demonstriert. Im Potsdamer Stadtteil Schlaatz versammelten sich etwa 100 Menschen.

Entwurf vorgelegt

Linke unternimmt Vorstoß für neues Kitagesetz in Brandenburg

Mehrere Hundert Menschen folgten auch in Cottbus dem Aufruf des Bündnis "Kita-Kollaps" und gingen auf die Straße. Die Bildungsarbeit in den Kitas sei wegen des Personalmangels nicht mehr möglich, sagte Mitorganisatorin Sarah Ostrowski. "Kitas unterstützen unsere Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, in der Entwicklung von Sprache, von emotional-sozialen Fähigkeiten und motorischen Fähigkeiten". Das sei momentan jedoch nicht drin, denn die Kitas seien bei "satt und sauber".

"Es braucht ein neues Kita-Gesetz und Finanzierung aus einer Hand", sagte Ralf Klinghammer von der Stiftung Lobetal, "denn manche Kita-Träger konnten kurz vor der Pleite stehen, wenn es so weiter geht."

Neues Kitagesetz gefordert

Das Bündnis kritisierte unter anderem, dass sich die Finanzierung von Kitas nur an der Zahl der betreuten Kinder orientiert - nicht an der Qualität der Betreuung. Das habe einen Mangel an Fachkräften und schlechtere Bedingungen für Beschäftigte und die betreuten Kinder zur Folge.

Gefordert wird ein neues Kitagesetz des Landes mit eindeutigen Vorgaben zu Qualitätsstandards und Betreuungsschlüssel, die sich am Bedarf der Kinder orientieren. Dazu gehöre auch eine bessere Finanzierung.

Auch Parteien fordern Verbesserungen

Auch einige Parteien sprachen sich zuletzt für Veränderungen aus. Die Linke etwa legte im März einen Gesetzentwurf vor, in dem wurden unter anderem beitragsfreie Krippen-, Hort- und Kitaplätze und ein Betreuungsanspruch von acht Stunden sowie ein Bürokratie Abbau gefordert wurden.

Die Regierungspartei Die Grünen forderte einen Ausbau der Betreuung, das Ziel seien sieben Kinder auf einen Betreuer bei den über drei Jährigen und drei Kinder auf einen Betreuer bei den Jüngeren. Auch sie forderten mehr Beitragsfreiheit. Fraktionschefin Petra Budke sagte der Deutschen Presse-Agentur, es habe aber bereits Verbesserungen gegeben in diesen Bereichen.

Die Regierungskoalition aus CDU, SPD und Grünen hatte unter der Führung der damaligen Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) eine im Koalitionsvertrag vereinbarte Kita-Reform vor zwei Jahren gestoppt. Die Grünen sagen nun: Die von ihnen geforderten Verbesserungen seien Ziele für die nächste Wahlperiode.

Auch die SPD (ebenfalls in der Regierung) und die AfD haben Forderung nach Verbesserungen im Personalschlüssel in ihren Wahlprogrammen.

Eine bereits beschlossene Änderung soll noch vor der Landtagswahl am 22. September umgesetzt werden: Ab dem 1. August sollen alle Eltern von Kindern im Kindergartenalter beitragsfrei sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.05.2024, 15:30 Uhr

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