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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 21.05.2024 | Carsten Krippahl | Quelle: picture alliance | Thomas Imo

Großangelegte Kampagne

Brandenburger Bildungsministerium wirbt bei Lehrersuche auch um Ruheständler

Rund 1.000 Lehrerstellen sind in Brandenburg unbesetzt. Jetzt will das Bildungsministerium dem Mangel mit einer großangelegten Werbekampagne begegnen. Auf Plakaten, in Anzeigen, Radiospots und sozialen Medien. Kann das funktionieren? Von Christoph Hölscher

"Du willst zurück zu den Wurzeln? Werde Mathelehrkraft!", "Wir bieten viel Grün. Auch hinter den Ohren" oder "Tu was für Pisa, komm nach Ziesar": Das Brandenburger Bildungsministerium wirbt von Dienstag an mit einer neuen Kampagne für mehr Lehrkräfte. Zwei Millionen Euro pro Jahr lässt sich das Ministerium die Kampagne unter dem Motto "Lehren.Leben.Brandenburg" kosten.

Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) betont, dass es nicht darum gehe, Lehrkräfte aus anderen Ländern abzuwerben: "Wir haben zu wenige Menschen, die Lehrerin und Lehrer sind oder werden wollen", so der Minister. Und: "Wir müssen zeigen, dass Brandenburg ein liebenswertes und lebenswertes Land und ein guter Arbeitgeber ist."

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Kampagne wirbt auch um Ruheständler

Eine Berliner Werbeagentur, vom Bildungsministerium mit der Umsetzung der Kampagne beauftragt, setzt dabei auf "Botschaften mit einem Augenzwinkern".

Aber es gibt auch ganz ironiefrei-plakative Schlagzeilen: "Top Gehalt, niedrige Mieten, Job mit Sinn." Sprüche, die auf Plakaten im Radio oder in Zeitungsanzeigen, aber auch auf Facebook oder Instagram ihre Zielgruppe finden sollen: Ausgebildete Lehrkräfte, die nicht oder nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten, aber auch Studierende, Referendarinnen oder potentielle Seiteneinsteiger.

Unis decken Bedarf an Lehrkräften nicht

Tatsächlich ist die Situation unverändert ernst: Gut 1.000 unbesetzte Lehrerstellen gibt es derzeit nach Angaben des Ministeriums, davon 930 fürs kommende Schuljahr. Die Unis können den Bedarf nicht decken: Zwar gibt es inzwischen 1.000 Lehramts-Studienplätze an der Uni Potsdam – künftig ergänzt durch 120 zusätzliche Plätze an der BTU Cottbus-Senftenberg.

Allerdings sind längst nicht alle Plätze besetzt und viele Lehramtsstudierende brechen ab: Nur rund 400 Absolventinnen und Absolventen gehen jedes Jahr neu in den Schuldienst - viel zu wenige, um die Ruheständler zu ersetzen. Die Werbekampagne soll nach Auskunft des Bildungsministers dazu beitragen, dass zumindest die in Brandenburg ausgebildeten Lehrkräfte auch im Land bleiben.

Mit einer neuen Kampagne wirbt Minister Freiberg für mehr Lehrkräfte in Brandenburg | Quelle: rbb/Christoph Hölscher

Maßnahmenpaket gegen Lehrkräftemangel

Auch über Stipendien für Studierende, die ihr Praxissemester oder Referendariat in Brandenburg machen, in dem Bundesland gehalten werden. Sie bekommen dann 600 Euro im Monat, die Zahl der "Landlehrer"-Stipendien wurde zum Sommersemester 2024 von 20 auf 25 aufgestockt. Ältere Lehrkräfte sollen mit Zulagen von bis zu 900 Euro im Monat dazu motiviert werden, über den Ruhestand hinaus im Schuldienst zu bleiben.

Außerdem will das Ministerium insgesamt bis zu 100.000 Euro im Jahr für "Headhunter" ausgeben, die fehlende Berufsschullehrer finden sollen. Und jetzt kommt noch die Werbekampagne für zwei Millionen Euro dazu – ist das gut angelegtes Geld?

Gewerkschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen

Die Bildungsgewerkschaft GEW bezweifelt das. "Die Kampagne bringt ja nicht mehr Lehrkräfte an den Arbeitsmarkt", kritisiert der Brandenburger GEW-Vorsitzende Günther Fuchs. Es würde das Geld lieber in bessere Arbeitsbedingungen und eine Aufwertung des Lehrerberufs investieren: Etwa in kleinere Klassen, ein attraktiveres Studium oder in die bessere Qualifizierung der sogenannten "Seiteneinsteiger" – Lehrkräfte ohne entsprechenden Studienabschluss, die mittlerweile fast 20 Prozent in den Kollegien ausmachen.

Lehrkräftepreis geht nach Wittstock

"Frau Gottschalk erkennt das Potenzial jedes Schülers mit Behinderung"

Große Ehre für die Wittstocker Lehrerin Ellen Gottschalk: Sie wurde in Berlin mit dem "Deutschen Lehrkräftepreis" ausgezeichnet. Die Sonderpädagogin der kreislichen Mosaik-Förderschule ist die einzige Preisträgerin aus Brandenburg.

Fuchs ist überzeugt, dass guter Unterricht am Ende überzeugender als jede Werbekampagne wäre: "Wenn die Schülerinnen und Schüler merken, wie schön dieser Beruf ist und dass man nicht permanent überlastet ist, dann hat man die beste Werbung."

Bildungsminister gegen "Überbietungswettbewerb"

Bildungsminister Freiberg betont, dass die Werbekampagne nur eine von vielen Maßnahmen sei, um den Lehrermangel zu bekämpfen. Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung für Lehrkräfte in Brandenburg seien im Ländervergleich jetzt schon sehr gut. So winkt in der Mark - anders als in Berlin - die Verbeamtung, unter bestimmten Umständen auch für Seiteneinsteiger. Höhere Gehälter würden den Mangel nach Überzeugung des Ministers nicht beheben, sondern nur zu einem "Überbietungswettbewerb" der Bundesländer führen.

Stattdessen setzt er nun auf die Reize Brandenburgs und die Vorzüge des Lehrerberufs – etwa durch Plakate mit einem idyllischen Brandenburger See und dem Spruch: "Tolle Aussichten – auch beruflich". Freiberg hofft, dass die Kampagne schon kurzfristig hilft, den Bedarf an Lehrkräften für das kommende Schuljahr zu decken. Wie viele Menschen sich durch Plakate, Radiospots oder Instagram-Posts wirklich zum Wechsel ihres Berufs oder Wohnorts animieren lassen, wird sich letztlich aber wohl nicht messen lassen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.05.2024, 19:00 Uhr

Beitrag von Christoph Hölscher

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