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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 13.06.2024 | Robert Schwaß | Quelle: Robert Schwaß/rbb

Oder-Spree

Protest gegen plötzliche Schließung von Hort in Fürstenwalde wächst

In Fürstenwalde hat ein Hort aus Personalmangel überraschend geschlossen. Mehr als 150 Kinder stehen nun ohne Betreuung da. Am Donnerstag protestierten Eltern gegen die Entscheidung - es kam zu einer hitzigen Diskussion mit dem Bürgermeister.

Eltern und Kinder aus dem Hort "Sternschnuppe" in Fürstenwalde (Oder-Spree) sind wütend: Vor einer Woche ließ die Stadt wegen Erziehermangels den Hort schließen. Seitdem stehen 151 Kinder nach dem Unterricht ohne Hortbetreuung da. Am Donnerstagnachmittag demonstrierten Eltern und Kinder deswegen vor dem Fürstenwalder Rathaus und forderten eine Lösung für die Betreuung nach der Schule.

"Es findet keinerlei Betreuung statt. Ich sitze jetzt abends bis halb neun mit den Kindern und mache Hausaufgaben und muss sie teilweise zur Arbeit mitnehmen", sagt Sabrina Riehle, deren Kinder im Hort betreut wurden, dem rbb. "Wir sind ewig unterwegs, das ist kein Zustand!" Auch Gina Schilling, ebenfalls Mutter und berufstätig, beklagt die Zustände: "Es ist sehr schwierig für mich, mein Mann und ich arbeiten."

Personal fehlt

Hort in Fürstenwalde schließt überraschend - 100 Kinder ohne Betreuung

Die Stadtverwaltung in Fürstenwalde hat die Verträge für die Betreuung Dutzender Hortkinder gekündigt. In einer Einrichtung waren viele Betreuer nicht mehr zum Dienst erschienen. Nun suchen Stadt und Eltern nach den Gründen - und nach Lösungen.

Alle Erzieher hatten sich krankgemeldet

Immer wieder habe es laut Angaben der Stadtverwaltung Personalmangel in der Einrichtung gegeben. Vergangene Woche hätten sich alle Erzieher krank gemeldet, hieß es von der Stadt Fürstenwalde. Die Stadt habe deswegen die Notbremse gezogen und den Hort dichtgemacht. Ein Grund für den hohen Krankenstand: Der Hort liege in einem sozialen Brennpunkt, es gebe Gewalttätigkeiten unter Kindern, vereinzelt sogar gegen Betreuer, argumentierte Bürgermeister Matthias Rudolph (Wählervereinigung Bündnis Fürstenwalder Zukunft).

"Diesen Eindruck hatte ich nicht, auch von den Erziehern her", widerspricht Michel Wallach, dessen Sohn im Hort betreut wurde. "Im Hort war alles in Ordnung", sagte der Vater dem rbb. Die Eltern wollen jetzt wissen, wie es weitergeht.

Eltern diskutieren im Fürstenwalder Rathaus mit Bürgermeister Rudolph. Bild: Robert Schwaß/rbb | Quelle: Robert Schwaß/rbb

Hitzige Diskussion im Rathaus

Am frühen Abend kam Fürstenwaldes Bürgermeister Rudolph auf die protestierenden Eltern zu und lud sie zur Diskussion im Rathaus ein. Diese verlief hitzig, manche Eltern schrien in Richtung Bürgermeister. Rudolph betonte, die Schließung vergangener Woche sei alternativlos gewesen, eine ordentliche Betreuung aktuell nicht möglich.

"Wir werden weiterhin daran arbeiten, ein Konzept für einen Neustart auf die Beine zu stellen", so der Bürgermeister. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass es vielleicht ganz kurzfristig nach dem Schulstart gelingen kann. Etwas Zeit haben wir noch. Ich kann es aber nicht versprechen."

Viele Eltern hätten sich gewünscht, dass man früher auf den Personalmangel reagiert hätte. Die Diskussion sei für sie nur ein schwacher Trost: "Ich brauche eine Notlösung für die Sommerferien, ich habe keine sieben Wochen Urlaub", sagt Jaqueline Fritsch dem rbb. Auch wenn der Bürgermeister mit ihrem Arbeitgeber sprechen würde, würde das nicht funktionieren, so die Mutter.

Integrationsbeauftragte vor Ort

"Ausreisezentrum" auf Oder-Insel bleibt umstritten

Auf der Oder-Insel Küstrin-Kietz soll ein "Ausreisezentrum" entstehen. Der Landkreis befürwortet das Projekt. Die Brandenburger Integrationsbeauftragte machte sich am Freitag vor Ort ein Bild und zeigte sich eher skeptisch.

Stadtverordnete beschäftigen sich am Mittwoch mit der Schließung

Derzeit laufe die Suche nach Trägern für eine Nachmittagsbetreuung, zum Beispiel an der Jähn-Grundschule und mit Jugendklubs. Nach Mitteilung der Stadt sei aber zunächst nur ein beschränktes Betreuungsangebot für Erst- und Zweitklässler zu erwarten. Immerhin solle schon ab Montag Mittagessen in der Sigmund-Jähn-Grundschule angeboten werden. Dafür müssen die Eltern einen individuellen Vertrag mit einem Catering-Unternehmen abschließen, eine Mahlzeit soll 2,27 Euro kosten.

Bis auf Weiteres bleibt der Hort erstmal geschlossen. Kommende Woche sollen die Eltern persönliche Gegenstände ihrer Kinder dort abholen. Am kommenden Mittwoch wollen sich die Abgeordneten im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung mit der überraschenden Hort-Schließung beschäftigen. Abgeordnete fordern unter anderem, dass die Ferienspiele abgesichert werden müssen. Lehrer dieser Schüle protestieren mittlerweile auch gegen die Hort-Schließung.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 13.06.2024, 19:30 Uhr

Mit Material von Robert Schwaß

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