Der jüdische Student Lahav Shapira klagt rund vier Monate nach einem Angriff durch einen Kommilitonen gegen die Freie Universität (FU) Berlin. Dem Verwaltungsgericht Berlin liegt ein entsprechendes Verfahren vor, wie ein Gerichtssprecher am Dienstag sagte. Zuvor hatte das ZDF-Magazin "Frontal" darüber berichtet. Demnach wirft Shapira der Hochschule vor, sie habe zugelassen, "dass antisemitische Sprache sich zu Taten konkretisiert hat".
Der heute 31-Jährige wurde im Februar bei einer mutmaßlich antisemitisch motivierten Attacke zusammengeschlagen und kam mit Knochenbrüchen im Gesicht ins Krankenhaus. Ein damals 23 Jahre alter propalästinensischer, deutscher Kommilitone soll ihn in Berlin-Mitte angegriffen haben. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung. Sie stuft die Tat nach eigenen Angaben als antisemitisch ein und sieht einen Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt. Die Ermittlungen dauern noch an, wie eine Sprecherin sagte.
Shapira will unterdessen die Freie Universität (FU) in die Verantwortung nehmen. Er beruft sich dabei auf Paragraf 5b des Berliner Hochschulgesetzes. Demnach sind Universitäten verpflichtet, Diskriminierungen zu verhindern. "Es geht darum, dass die Uni die antisemitische Stimmung, die auch zu dem Angriff geführt hat, viel zu lange toleriert hat. Die Uni hat nach dem Hochschulgesetz die Pflicht, für ein diskriminierungsfreies Umfeld zu sorgen. Und das hat sie nicht getan", sagte Shapira laut ZDF-"Frontal".
Von der FU lag zunächst keine Stellungnahme vor. Laut ZDF-"Frontal" teilte die Pressestelle der Hochschule dem Sender mit: "Die von Ihnen erwähnte Klage liegt der Freien Universität Berlin noch nicht vor. Zu laufenden rechtlichen Vorgängen äußert sich die Freie Universität nicht."