Niederdeutsch-Gesetz
Als erstes Bundesland hat Brandenburg ein Niederdeutsch-Gesetz verabschiedet, das die Sprache schützen und fördern soll. Platt soll in Schulen und auf der Straße sichtbarer werden. Manchen Plattsprechern geht das Gesetz aber nicht weit genug.
Die niederdeutsche Sprache oder Plattdeutsch wird jetzt in Brandenburg gesetzlich geschützt und gefördert: Der Brandenburger Landtag hat am Donnerstag in seiner letzten Sitzung vor der Wahl das Niederdeutsch-Gesetz verabschiedet. Das Gesetz definiert ein niederdeutsches Sprachgebiet, regelt Interessenvertretungen sowie Ansprechpartner und wird als Bekenntnis zur Erhaltung und Förderung des Niederdeutschen interpretiert. Brandenburg ist das erste Bundesland mit einem Gesetz zur Förderung dieser Sprache.
"Mit dem Niederdeutsch-Gesetz unterstützen wir Menschen dabei, ihre Sprache zu erhalten und zu pflegen", sagte Brandenburgs Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) am Donnerstag. "Denn Sprache und Identität sind eben nicht nur Privatsache." Das Niederdeutsche gehöre nicht nur zum kulturellen Erbe, sondern auch zur Zukunft Brandenburgs, so die Ministerin.
Das Gesetz betrifft alle Menschen in Brandenburg, die sich der niederdeutschen Sprachgruppe zugehörig fühlen – unabhängig davon, ob sie Muttersprachler sind oder die Sprache gerade erst gelernt haben. Ihre Sprachenrechte werden definiert: Unter anderem sollen Platt-Lehrkräfte unterstützt, Lernmittel finanziert und die Geschichte der Sprache in den Schulen angemessen vermittelt werden. Außerdem will die Landesregierung einen Beirat schaffen, um den Austausch mit der Sprachgruppe zu fördern.
Das erstmals definierte Sprachgebiet umfangt fast das ganze Land Brandenburg mit Ausnahme der Lausitz und des Elbe-Elster-Kreises. In diesem Gebiet können nun beispielsweise zweisprachige Ortsschilder aufgestellt werden – ähnlich wie im niedersorbischen Sprachgebiet. Das wurde bislang ohne gesetzliche Grundlage in einigen Orten gemacht.
Anders als in den norddeutschen Ländern droht das Plattdeutsche in Brandenburg auszusterben: Nur weniger als drei Prozent der Brandenburger haben eine aktive Sprachkompetenz, was Platt angeht, wie eine Umfrage des Instituts für niederdeutsche Sprache ergab. Demnach sprechen etwa zwei Millionen Menschen deutschlandweit Plattdeutsch. In Brandenburg ist sie vor allem in den nördlichen Landkreisen präsent.
Als Interessenvertretung der Plattsprechenden wird der Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg anerkannt. Damit wird der Verein Ansprechpartner für die Landesregierung in Niederdeutsch-Fragen. Seine Geschäftsführerin Astrid Flügge freut sich über den politischen Stellenwert und Sichtbarkeit der Sprache, wie sie dem rbb sagte. Doch vieles sei im Gesetz unverbindlich geregelt, etwa die Schulbildung und die Lehrerfortbildung. Das häufigste Wort im Gesetz sei "kann". So könne man keine sterbende Sprache retten, sagte Flügge. Ministerin Schüle hatte das Gesetz ein "Ermöglichungsgesetz" genannt.
Bei der niederdeutschen Sprache handelt es sich nicht um einen Dialekt des Hochdeutschen, hieß es in einer Pressemitteilung des Kulturministeriums. Es handelt sich demnach um eine eigene germanische Sprache, die mit dem Englischen und Friesischen verwandt ist und in acht Bundesländern gesprochen wird. Bereits 2022 nahm der Landtag den Schutz und die Pflege der niederdeutschen Sprache in die Brandenburger Landesverfassung auf.
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.06.2024, 14:20 Uhr
Mit Material von Fred Pilarski
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