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Audio: rbb24 Radio3 | 03.06.2024 | Nachrichten | Quelle: dpa/Christoph Soeder

Antisemitismus-Debatte

129 Mitarbeitende sprechen TU-Präsidentin Unterstützung aus

Erst Rücktrittsforderungen - nun ein Unterstützer-Brief: Dutzende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der TU Berlin wollen, dass ihre Präsidentin im Amt bleibt. Geraldine Rauch hatte sich zuvor für das Liken antisemitischer Posts entschuldigt.

129 Beschäftigte der Technischen Universität Berlin haben in einer schriftlichen Stellungnahme ihre Unterstützung für TU-Präsidentin Geraldine Rauch zum Ausdruck gebracht. In dem Schreiben, das dem rbb vorliegt, ist von "kritischer Unterstützung" die Rede. Die Unterzeichnenden verurteilen demnach, so wörtlich, die "unverhältnismäßigen Anfeindungen gegen Geraldine Rauch als Person". Zuerst hatte der "Tagesspiegel" berichtet.

Andere Mitarbeitende der TU haben hingegen Rauch zum Rücktritt aufgefordert. In den vergangenen Tage hatte sie um Entschuldigung gebeten, nachdem bekannt wurde, dass sie antisemitische Posts in sozialen Medien gelikt hatte. Diesen Schritt begrüßen die Unterzeichner der Stellungnahme, eine Entschuldigung könne aber "nur ein erster Schritt sein" zu einem Aufarbeitungsprozess.

Als nächstes sei es notwendig, umfassend das Gespräch zu suchen. Nach rbb-Informationen zählen zu den 129 Unterzeichnenden vor allem wissenschaftliche und studentische Mitarbeiter sowie einige Professoren.

Antisemitismus-Diskussion

TU-Präsidentin Rauch weiter unter Druck

Zwischen gerechtfertigter Kritik und Hetze unterscheiden

Rauch zeige seit vielen Monaten, dass ein wohlüberlegtes Handeln auch bei sehr sensiblen Themen möglich sei, argumentieren die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner. Umso wichtiger sei es, sorgfältig auch persönliche Handlungen wie zum Beispiel das Liken von Posts gerade im Hinblick auf das Verbreiten antisemitischer Inhalte abzuwägen.

Sie fordern zugleich, zwischen gerechtfertigter Kritik und ungerechtfertigter Hetze zu unterscheiden. Als demokratischer Ort biete eine Universität "niemals Raum für persönliche Diffamierungen und Hetze gegen einzelne Personen, insbesondere nicht durch rechte Netzwerke und ihre Followerschaften".

TU-intern hatte es bereits Rücktrittsforderungen an Rauch gegeben. Über mögliche Konsequenzen berät der Akademische Senat der Universität am Mittwoch. Rauch ist seit rund zwei Jahren TU-Präsidentin.

Nach Likes antisemitischer Posts

Kultursenator Chialo fordert "Konsequenzen" für TU-Präsidentin

Wegner: Rauch hat Wissenschaftsstandort Berlin geschadet"

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner warf Geraldine Rauch derweil vor, Berlin als Wissenschaftsstandort mit ihrem Verhalten zu schaden. "Ich kann nur sagen, was sie gemacht hat, hat nicht nur der Technischen Universität geschadet, sondern dem Wissenschaftsstandort Berlin. Und das möchte ich ausdrücklich nicht", sagte der CDU-Politiker am Montagabend bei der Veranstaltung "Wegner vor Ort" in Reinickendorf.

Wegner sagte zu Rauchs Entschuldigung, die Frage sei, wie ernst das zu nehmen sei. "Sie hat erklärt, sie wusste nicht so genau, was auf den Bildern zu sehen war. Ich habe mir das auch mal angeguckt, das war ziemlich eindeutig", sagte er. "Das alles Entscheidende ist aber gar nicht so sehr, was ich glaube oder ob mir das reicht, sondern: Wie werden die Gremien der Universität jetzt entscheiden? Da bin ich sehr, sehr gespannt."

CDU-Generalsekretärin Ottilie Klein war bereits viel deutlicher geworden. Zuletzt am Freitag hatte sie erneut den Rücktritt der TU-Präsidentin gefordert. "Die Position der CDU Berlin ist hier eindeutig: Präsidentin Rauch muss gehen und wir werden alles dafür tun, dass sich jüdische Studenten und Mitarbeiter wieder sicher an Berliner Universitäten fühlen können", erklärte sie in einem Newsletter des Landesverbands.

Ein Transparent hängt am 04. Juni 2024 am Studienkolleg der TU. | Quelle: Picture Alliance/Mia Bucher

Sendung: rbb24 radio3, 03.06.2024, 18.30 Uhr

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