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Audio: rbb 88.8 | 24.07.2024 | Sabine Müller | Quelle: imago/Juergen Blume

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Fast 2.000 Drogenproben im ersten Jahr - Berliner Drug-Checking überlastet

Seit einem Jahr können Berliner kostenlos, anonym und legal Drogen testen lassen. Das Angebot wird so gut nachgefragt, dass hunderte Menschen abgewiesen werden mussten. Von Sabine Müller

Das neue Berliner Drug-Checking-Projekt hat im ersten Jahr großen Zulauf gehabt. Von Juli 2023 bis Juni 2024 wurden insgesamt 1.818 Proben verschiedener Drogen kostenfrei analysiert. Das geht aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor, die dem rbb exklusiv vorliegt.

Aufputschmittel werden besonders häufig getestet

Zu den drei Teststellen wurden vor allem MDMA/Ecstasy, Amphetamine und Kokain gebracht. Aber auch Ketamin- und LSD-Derivate, 2C-Verbindungen, synthetische Cannabinoide und Opioide wurden analysiert. Besonders hoch war die Nachfrage im August 2023, als 284 Proben analysiert wurden. Ein paar Monate später, im Dezember, waren es dagegen nur 77.

Das Drug-Checking war nach langem Vorlauf im Juni 2023 an den Start gegangen. Nutzerinnen und Nutzer können ihre Drogen kostenlos, anonym und legal testen lassen. Geprüft wird, ob Substanzen gestreckt oder gefährlich sind. Das Ergebnis ist meist nach etwa drei Tagen abrufbar. Im Netz gibt es außerdem Warnungen vor getesteten und für gefährlich befundenen Drogen, mit Fotos.

Untersuchung von illegalen Drogen im Labor

Drug-Checking ab sofort in Berlin möglich

Die Zusammensetzung von Partydrogen ist oft eine unkalkulierbare Angelegenheit. Ein Projekt mit Drogentests in Beratungsstellen soll den Konsum in Berlin jetzt risikoärmer machen. Das Drug-Checking hat in der Hauptstadt eine lange Vorgeschichte.

Der älteste Kunde war 76

Die Klientel der Drogen-Teststellen ist eher jung, drei Viertel waren unter 40 Jahre alt. Doch immerhin 8,8 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer waren über 50. Der älteste Kunde war laut Senatsantwort ein 76-Jähriger, der Drogen zur Analyse brachte. Teststellenbetreiber berichten, das Publikum komme überwiegend aus der Partyszene. Mehr als 80 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer gaben an, dass sie vorher keinen Kontakt zur Suchthilfe hatten.

Das decke sich mit dem Ziel des Projekts, neue Gruppen zu erreichen und die Suchthilfe zu entstigmatisieren, sagt der Grünen-Abgeordneten Vasili Franco, der die Anfrage gestellt hatte. "Die Realität ist, dass auch illegale Substanzen konsumiert werden. Und wenn das schon passiert, soll es möglichst sicher sein, denn auch Konsumierende haben ein Recht auf Gesundheitsschutz", so Franco zum rbb.

Zum Gesundheitsschutz beitragen soll auch die Warnseite [drugchecking.berlin], die im ersten Jahr 203.087 Mal aufgerufen wurde, wie die Gesundheitsverwaltung schreibt. Veröffentlicht wurden dort 848 Warnungen, weil Drogen zu hoch dosiert, falsch deklariert oder verunreinigt waren.

Drug-Checking

Nachfrage nach kostenlosen Drogentests in Berlin bleibt hoch

Erstmal kein Geld für eine Ausweitung des Projekts

Was sich bereits zu Beginn des Drug-Checking-Projekts abzeichnete, setzte sich über das ganze erste Jahr fort: Die drei Teststellen waren überlastet. 785 Menschen mussten abgewiesen werden, also fast jeder dritte Anfragende. Der Grünen-Abgeordnete Franco wünscht sich deshalb eine Ausweitung des Projekts. Aus der Gesundheitsverwaltung heißt es allerdings, dafür sei im aktuellen Haushalt kein Geld da. "Eine Ausweitung der Angebote ist aufgrund der zur Verfügung stehenden Mittel in 2025 nicht möglich", antwortet sie auf seine Anfrage.

Franco befürchtet nun, dass die drei Teststellen ganz unter die Räder kommen könnten, weil im kommenden Jahr drastische Haushaltskürzungen anstehen. "Alle Projekte sind nicht über das Jahr 2024 hinaus gesichert. Das ist keine gute Arbeitsgrundlage für dieses Angebot." Die Gesundheitsverwaltung klingt allerdings nicht so, als wolle sie das Projekt kippen. In der Antwort an Franco schreibt sie, für den nächsten Doppelhaushalt 2026/27 wolle sie für das Drug-Checking eine Aufstockung der Mittel beantragen

Sendung: rbb 88.8, 24.7.2024, 15:30 Uhr

Beitrag von Sabine Müller

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