Festakt geplant
Rund 2.000 junge Menschen machen in Berlin jährlich ein Freiwilliges Soziales Jahr - das gab es schon lange vor dem Ende von Zivil- oder Wehrdienst. Bestimmte Bereiche sind bei den Freiwilligen besonders beliebt.
Seit 60 Jahren können junge Menschen in Deutschland und Berlin ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) machen. In der Hauptstadt soll das am Freitag mit einem Festakt des Berliner Landesarbeitskreises Freiwilligendienste gefeiert werden. Geplant ist unter anderem ein Grußwort der Berliner Jugendsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU).
In Berlin machen nach Angaben der Einrichtung jährlich mehr als 2.000 junge Menschen ein FSJ bei einem der insgesamt 30 Träger. "Freiwilligendienste stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt", ist die Sprecherin des Landesarbeitskreises, Swantje Navasery, überzeugt. Das FSJ bringe Menschen mit unterschiedlichen sozialen, kulturellen und religiösen Hintergründen zusammen und fördere dadurch die Demokratie, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
"Ein überwiegender Teil der Freiwilligen ist in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen tätig." Dazu zählten Einsatzstellen an Schulen, Kitas oder in der Jugendhilfe. Viele entschieden sich zudem für ein FSJ im Gesundheitswesen, etwa zur Vorbereitung für ein Medizinstudium. Die Freiwilligen seien im Schnitt Schulabgänger und zwischen 16 und 20 Jahre alt.
"Viele wollen in einen Beruf reinschnuppern", sagte Navasery. Andere seien sich noch unsicher, wie es nach der Schule weitergehen solle und nutzen das FSJ als eine Art Pause, bevor sie sich für ein Studium oder eine Ausbildung entschieden.
Der überwiegende Teil der Freiwilligen komme aus Berlin. Das hat auch finanzielle Gründe. "Ein Freiwilligendienst ist unabhängig vom Geldbeutel der Eltern nicht möglich." Das Taschengeld liege im Durchschnitt zwischen 350 und 450 Euro pro Monat. Die meisten wohnten deshalb während des FSJs bei ihren Eltern.
Navasery fordert daher ein vom Bund finanziertes Freiwilligengeld, das sich am Bafög-Höchstsatz (992 Euro) orientiert. Dann könnten auch deutlich mehr Stellen besetzt werden, ist sie überzeugt. In Berlin gebe es mehr Plätze als Bewerberinnen und Bewerber.
Die Idee eines Freiwilligendienstes begann 1954, als das Diakonische Werk junge Frauen dazu aufrief, ein Jahr ihres Lebens für die Diakonie zu engagieren, um den Mitarbeitermangel in den sozialen Einrichtungen nach dem Zweiten Weltkrieg zu bekämpfen. Dieser Aufruf führte zur Einführung des sogenannten "Diakonischen Jahres", das sich schnell in den evangelischen Kirchen etablierte und auch von der katholischen Kirche übernommen wurde. 1958 rief die katholische Kirche erstmals zu einem "Freiwilligen Hilfsdienst in Flüchtlingslagern" auf, was in den folgenden Jahren zu einem allgemeinen Aufruf zum "Jahr für die Kirche" führte. Diese frühen Formen des Freiwilligendienstes richteten sich zunächst hauptsächlich an junge Frauen, um sie in soziale und karitative Tätigkeiten einzubinden. Die gesetzliche Grundlage für das FSJ wurde schließlich 1964 geschaffen, als der Bundestag das Gesetz zur Förderung eines Freiwilligen Sozialen Jahres verabschiedete.
Es soll jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich in sozialen Einrichtungen zu engagieren und praktische Erfahrungen zu sammeln. Heute richtet sich das FSJ an junge Menschen zwischen 15 und 26 Jahren, es kann auch im Ausland absolviert werden. Im Laufe der Zeit wurden die Einsatzmöglichkeiten auf andere Bereiche wie Kultur, Sport, Integration und Bildung ausgeweitet.
Sendung: Fritz, 23.08.2024, 7 Uhr
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