Umbau von ehemaligem Hotel
Ab 2025 sollen in Lichtenberg in einem früheren Hotel bis zu 1.200 geflüchtete Menschen untergebracht werden. Die Pläne für eine so große Unterkunft werden im Bezirk kritisch gesehen.
Lichtenbergs Bezirksbürgermeister Martin Schaefer sieht die Pläne des Berliner Senats kritisch, ein Hotel an der Landsberger Allee als Unterkunft für bis zu 1.200 Flüchtlinge zu nutzen. "Sicherlich ist eine Unterkunft in einem Hotel besser als die in Containern", sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Das betreffe insbesondere die hygienischen Bedingungen und auch die Versorgung mit Lebensmitteln. "Kritisch sehen wir die große Anzahl an Menschen auf engstem Raum."
Zwingend nötig sei, hier mit begleitenden Maßnahmen zu unterstützen, so Schaefer. Doch davon sei dem Bezirk bisher nichts bekannt. "Lichtenberg hilft gerne und leistet bereits einen starken Beitrag bei der Integration. Wir kommen aber deutlich an unsere Grenzen", sagte Schaefer. "Daher brauchen wir eine bessere Verteilung in der gesamten Stadt und darüber hinaus."
Auch aus der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung werden Bedenken, Befürchtungen und Kritik an dem Vorhaben des Senats laut. Die SPD-Fraktion etwa forderte jüngst ein Sofortprogramm, um soziale Infrastruktur für alte und neue Bewohner in dem Kiez in Hohenschönhausen und im Bezirk zu schaffen. Genannt wurden Schulplätze, eine bessere medizinische Betreuung und eine bessere Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr.
"Wir stehen zu einer menschenwürdigen Unterbringung von Geflüchteten in Berlin", erklärten die Fraktionsvorsitzenden Tamara Lüdke und Erik Gührs in der Vorwoche. "Dies ist nur möglich, wenn eine solche Unterbringung nicht zu einer weiteren Belastung für die bestehende Bewohnerschaft wird und als Anlass dient, die dringend notwendigen Verbesserungen in der Infrastruktur jetzt entschlossen anzugehen." Außerdem müssten die Bürger über das Vorhaben besser informiert werden.
Die AfD-Fraktion im Bezirksparlament ruft für diesen Donnerstag zu einer Kundgebung gegen das Vorhaben auf und beantragte sie eine Sondersitzung der Bezirksverordnetenversammlung am 12. September zu diesem Thema. "Es gibt bereits zahlreiche Flüchtlingsunterkünfte im Bezirk, die Lichtenberg stark belasten", hieß es in einer Erklärung der AfD-Fraktion. "Bei der geplanten Massenunterkunft im City Hotel in der Landsberger Allee ist bereits jetzt klar, dass die Sicherheit der Anwohner nicht zu gewährleisten ist und es nicht genug Ärzte, Kitas und Schulen in der Umgebung gibt."
Berlin sucht nach Möglichkeiten, neue Geflüchtete dauerhaft unterzubringen. Um die 10.000 Menschen leben in Notunterkünften wie Tegel oder Tempelhof. Nach Angaben des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) sollen in dem aus drei Hochhäusern bestehenden Hotel-Komplex in der Landsberger Allee ab Ende des Jahres, womöglich ab November, zunächst 470 Plätze angemietet werden.
Ab Juli 2025 soll der gesamte Komplex voraussichtlich für zehn Jahre angemietet und an einen Betreiber übergeben werden. Nach Umbauten in zwei Gebäuden sollen hier erst einmal bis zu 800 Menschen unterkommen. Im Jahr 2026 schließlich könnten im dritten Gebäude etwa 400 weitere Plätze dazukommen und die Gesamtzahl von 1.200 erreicht sein.
Fragen der nötigen Infrastruktur würden bei dem Vorhaben mitbedacht, sagte ein LAF-Sprecher. Schon in den vergangenen Jahren habe das LAF damit begonnen, bei neuen Objekten Kitas oder Räumlichkeiten für Tagesmütter mitzuplanen. "Am Standort Landsberger Allee werden sich auch Möglichkeiten bieten, Lernorte einzurichten. Dazu fanden bereits erste Gespräche zwischen den Verwaltungen statt." Lernorte können etwa Willkommensklassen für geflüchtete Kinder und Jugendliche sein.
Von den berlinweit rund 35.000 Geflüchteten in regulären Unterkünften des LAF leben gut 4.000 im Bezirk Lichtenberg. Nach Pankow, Marzahn-Hellersdorf und Tempelhof-Schöneberg ist Lichtenberg damit ein Bezirk, der besonders viele Flüchtlinge beherbergt. Von den 16 neuen Containerdörfern, deren Errichtung der Senat im März für 2025/26 beschlossen hat, liegen drei mit zusammen 1.280 Plätzen in Lichtenberg.
Der Senat will zudem in Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg ähnlich große Immobilien anmieten, wie in Lichtenberg. Dabei handelt es sich um Bürogebäude. In der Soorstraße im Charlottenburger Westend könnten nach Umbauten bis zu 1.500 Plätze entstehen, in einem Objekt an der Hasenheide gut 1.000.
Sendung: Fritz, 27.08.2024, 7:30 Uhr
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