Berlin-Oberschöneweide
Unbekannte haben einen Anschlag auf das Wahlkreisbüro des Berliner SPD-Abgeordneten Lars Düsterhöft verübt. Eine Scheibe mit seinem Porträt wurde beschädigt und eine Parole mit Bezug auf den Nahost-Konflikt an die Wand gesprüht.
Auf das Bürgerbüro des SPD-Abgeordneten Lars Düsterhöft in Berlin-Oberschöneweide ist ein Anschlag verübt worden.
Der Politiker veröffentlichte bei Facebook Fotos von dem Angriff auf sein Büro. Zu sehen sind Löcher in einer Scheibe, hinter der ein Bild des Abgeordneten hängt. Außerdem wurde mit roter Farbe eine Parole auf eine Hauswand neben dem Büro in der Siemensstraße 15 gesprüht. Dort steht: "We condemn Germany for genocide" (Wir verurteilen Deutschland für den Genozid).
Farbbeutel, Schmierereien oder eingeworfene Fenster kenne man, sagte Düsterhöft am Dienstagnachmittag der rbb24 Abendschau. "Aber auf mein Porträt schießen oder mit dem Hammer einschlagen – eines von beiden war es auf jeden Fall, das sieht eindeutig so aus – das ist schon eine Qualität, die mich doch sehr schockiert hat." Er sei froh, gerade im Urlaub zu sein und sehr viel Abstand zu haben.
Auf Facebook hatte Düsterhöft zunächst von vier Schüssen gesprochen. Die Berliner Polizei äußerte sich dazu auf Nachfrage der rbb24 Abendschau zunächst nicht. Art und Weise der Sachbeschädigungen seien Gegenstand der laufenden Ermittlungen, erklärte Polizeisprecherin Jennifer Bähle am Dienstagnachmittag. Kurz darauf hieß es in einer Mitteilung der Polizei, die Beschädigungen an der Scheibe seien vermutlich von einem spitzen Gegenstand verursacht worden.
Der Staatsschutz des Berliner Landeskriminalamts hat die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung mit politischem Hintergrund übernommen. Die Polizei war nach eigenen Angaben am Dienstagmorgen zu dem Wahlkreisbüro in der Siemensstraße gerufen worden. Eine Mitarbeiterin des Abgeordneten habe die Sachbeschädigungen entdeckt, erklärte Polizeisprecherin Bähle.
Düsterhöft verurteilte den Anschlag auf sein Büro als "kriminelle Handlungen, die mich zutiefst treffen und erschüttern", erklärte der SPD-Abgeordnete. "Was ist die nächste Steigerung, dass jemand mit der Pistole vor mir steht und abdrückt?" Berlin müsse im Nahostkonflikt ein Ort sein, wo das Miteinander im Mittelpunkt stehe, so Düsterhöft. "Berlin ist kein Nebenkriegsschauplatz."
Der Gesundheits- und Sozialexperte der SPD-Fraktion hatte sich nach eigenen Angaben mehrfach kritisch zur Unterstützung der Bundesregierung für den Kurs der israelischen Regierung im Nahostkonflikt geäußert. "Der Hass, der Krieg, das Töten und die Vertreibung sind keine Lösung, sondern der Nährboden für die Gewalt in den kommenden Jahren und Jahrzehnten", so Düsterhöft.
Auch der Berliner Senat verurteilte den Anschlag auf das Wahlkreisbüro. "Gewalt darf niemals ein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein. Angriffe auf Parlamentarier sind Angriffe auf die demokratische Gesellschaft insgesamt", erklärte Senatssprecherin Christine Richter. Ähnlich äußerte sich die SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.
Sendung: rbb24 Abendschau, 06.08.2024, 19:30 Uhr
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