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Audio: rbb24 Inforadio | 09.10.2024 | Sabine Dahl | Quelle: Picture Alliance/epd/Bernd Bohm

Gedenken an friedliche Revolution '89

Scholz räumt "westdeutsche Ignoranz" nach der Wende ein

Bei den Feierlichkeiten zum 35. Jahrestag der friedlichen Revolution in der DDR hat Bundeskanzler Olaf Scholz eingeräumt, dass nach der Wende viele Fehler gemacht worden sind. "Ich möchte das hier ganz klar sagen - zu den Enttäuschungen und Narben der Umbruchjahre hat auch die Selbstgewissheit der westdeutschen Republik beigetragen", sagte der SPD-Politiker bei einem Festakt im Leipziger Gewandhaus.

Ostdeutsche Bürgerinnen und Bürger hätten in den Jahren nach der Wiedervereinigung westdeutsche Ignoranz zu spüren bekommen. "Der Mangel an Respekt hinterlässt Narben, auch das gehört hierher, 35 Jahre danach", sagte Scholz. Doch diese Erkenntnis nütze nichts, wenn sie nicht Ansporn sei, es künftig besser zu machen. "Wir sind ein Volk - trotz aller Schwierigkeiten, trotz aller Fehler, trotz aller Widerstände", sagte der Bundeskanzler.

Bildergalerie | Gründung der DDR

Wie vor 75 Jahren die SED-Diktatur begann

7. Oktober 1949: Viereinhalb Monate nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wird die Sowjetische Besatzungszone zur DDR. In der Gründungszeremonie setzt die Provisorische Volkskammer die "Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik" in Kraft.

"Wunder von Leipzig" vor 35 Jahren

Leipzig erinnert jedes Jahr an den 9. Oktober 1989, als eine große Montagsdemonstration zu einem Meilenstein im Wendeherbst wurde. Rund 70.000 Menschen stellten sich mit den Rufen "Keine Gewalt" und "Wir sind das Volk" den Sicherheitskräften entgegen. Vier Wochen später fiel die Mauer, nachdem es auch in anderen Städten der DDR Massenproteste gegeben hatte.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung nannte es das "Wunder von Leipzig", dass der 9. Oktober 1989 gewaltfrei geblieben ist. Zugleich betonte er, der Blick müsse auch nach vorn gerichtet werden. "Es muss gelingen, Erinnerung nicht nur festzuhalten, sondern mit ihr in neue Zeiten zu gehen", sagte der SPD-Politiker.

Auch Leipzigs Stadtchef wies darauf hin, dass der Umbruch 1989 unerwünschte Folgen gehabt hat. "Die Veränderungen nach der friedlichen Revolution schufen Möglichkeiten und Verwerfungen, Chancen und Risiken, Erfolge und Misserfolge", sagte Jung. Aber es bleibe der Auftrag von 1989, die Freiheit und Menschenwürde, die Selbstbestimmung und die Demokratie zu verteidigen.

Gedenken in Berlin am Abend

Auch in Berlin wird an die Proteste erinnert - mit einer Andacht in der Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg um 18 Uhr, dem Schlüsselmoment der Friedlichen Revolution und anschließendem Glockengeläut.

Die Gethsemanekirche war eines der Informationszentren der Revolution. Im Gemeindebüro gab es ein ständig besetztes Telefon, das den Kontakt zu anderen oppositionellen Gruppen herstellte und Nachrichten über Proteste sammelte und weiterleitete. Die Kirche wurde bekannt durch das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstranten am 7. Oktober 1989.

Sendung: rbb24 Inforadio, 9.10.2024, 8:30 Uhr

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