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35. Jahrestag
Konzerte, Ausstellungen, Kunst: Der Samstag stand am ehemaligen Berliner Mauerstreifen ganz im Zeichen der Freiheit. Hunderttausende Menschen feierten mit. Auch am Sonntag wird des 35. Jahrestags des Mauerfalls gedacht.
Die Feiern zum 35. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin haben am Samstag nach Angaben der Veranstalter mehr als 500.000 Besucher angezogen. Die historischen Ereignisse von 1989 und das Gefühl der grenzenlosen Freiheit seien von den Menschen bei verschiedensten Veranstaltungen und Aktionen "eindrucksvoll zelebriert" worden, erklärte die landeseigene Kulturprojekte GmbH. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zeigte sich überzeugt, dass der Jubiläumstag in besonderer Erinnerung bleiben werde.
Berlin erinnerte an den Mauerfall unter anderem mit einer vier Kilometer langen Open-Air-Installation aus 5.000 Plakaten entlang des früheren Grenzverlaufs. Die Plakate, die bereits seit Freitag komplett zu sehen waren, hatten Kinder und Erwachsene unter dem Motto "Wir halten die Freiheit hoch" gestaltet. Zu sehen waren auch Nachbildungen von Transparenten, die DDR-Bürger bei Demonstrationen im Wende-Herbst 1989 trugen.
Zum Abschluss der Feiern zum 35. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin sind am Samstagabend entlang des früheren Grenzverlaufs ein "Soundtrack der Freiheit" erklungen. 700 Profi- und Freizeitmusiker spielten auf mehreren Bühnen synchron acht Rock-Songs, die sich um Freiheit und Selbstbestimmung drehen. Unter anderem erklangen das Lied "S.O.S." der bekannten ostdeutschen Rockband Silly, "Z.B. Susann" von City, "Heroes" von David Bowie oder "Freiheit" von Marius Müller-Westernhagen.
Auf Bildschirmen überall an der Strecke waren die Liedtexte zu sehen, so dass die Tausenden Zuhörer mitsingen konnten. Viele hielten ihre Handytaschenlampen hoch und sorgten ebenso wie eine Lichtshow und ein Feuerwerk für tolle Atmosphäre. Das rbb-Fernsehen übertrug die Feierlicheiten am Brandenburger Tor live.
Als Inspiration für friedliche Veränderungen und den heutigen Kampf für Freiheit weltweit werteten am Samstag auch Spitzenpolitiker und Zeitzeugen den Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren. Die zentrale Gedenkveranstaltung zum 9. November 1989 fand mit Jugendlichen aus mehreren europäischen Ländern und Vertretern internationaler Freiheitsbewegungen am Samstag in der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße statt. Daran nahmen der Berliner Regierende Bürgermeister Wegner und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rief dazu auf, die Energie und Aufbruchstimmung von 1989 in Ostdeutschland für die Zukunft zu nutzen. Zugleich sprach er von einem "unglaublichen Glücksgefühl", als er die Menschen vor genau 35 Jahren auf der Berliner Mauer feiern sah. Die Landesregierung und der Landtag erinnerten am Jahrestag bei einem Festakt in Frankfurt (Oder) an den Mut vieler Menschen in der DDR.
Auch am Sonntag wird des Mauerfalls vor 35 Jahren gedacht. Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck besuchte dazu am Mittag die Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam. Dort wurde die Grenze einen Tag nach dem Fall der Mauer, am 10. November, geöffnet.
Gauck würdigte in seiner Rede den Mut der Menschen, die 1989 in der DDR für Freiheit auf die Straße gegangen sind. Sie hätten ihre Angst und Ohnmacht überwunden. Er appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, sich immer wieder an diese Geschehnisse zu erinnern und den Herausforderungen der heutigen Zeit, entschlossen zu begegnen.
Unsere Demokratie sei zwar nicht perfekt, aber es gebe kein besseres System, so Gauck: "Wenn wird den Autoritären und Verächtern der liberalen Demokratie unsere Angst schenken, dann gibt es keinen guten Weg in die Zukunft. Aber wir besinnen uns darauf, dass wir unsere Ängste gezähmt haben. Und wir besinnen uns darauf, dass die Ängste, die menschlich sind, auch eine Gegenantwort in den Menschen erzeugen kann und das ist Mut. Mut ist auch eine menschliche Möglichkeit."
Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) betonte ebenfalls, wie wichtig es sei, die Erinnerung hochzuhalten. Freiheit sei etwas, was nicht einfach gegeben sei. Diese müsse man sich auch immer wieder erarbeiten, so Schubert.
Die Glienicker Brücke war während des Kalten Kriegs auch wegen des Austauschs von Agenten bekanntgeworden. Der in Rostock geborene Altbundespräsident Gauck hatte von 2012 bis 2017 das höchste Staatsamt inne und zuvor die neue Stasi-Unterlagen-Behörde geleitet.
Zum Mauerfall-Gedenken werden auch Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle und Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (beide SPD) erwartet. An der Brücke erinnert die Skulptur "Nike '89" als ein Symbol für Freiheit und Frieden an die Grenzöffnung vor 35 Jahren.
Zahlreiche Programmpunkte gibt es am Sonntag auch in Berlin: Auf dem "Campus für Demokratie" auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Normannenstraße in Berlin-Lichtenberg finden mehrere Veranstaltungen statt [berlin.de]. Das Motto lautet "Revolution! - und dann?". Zum Abschluss der Festtage gibt es dort am Sonntagabend ein "Demokratiefest", unter anderem wird die russische Punkrock-Band Pussy Riot auftreten.
Sendung: rbb Sondersendung, 09.11.2024, 20:30 Uhr
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