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Video: rbb24 Abendschau | 08.11.2024 | Christian Titze | Quelle: dpa/Schoening

Berlin-Zehlendorf

Bürgerinitiative setzt sich gegen U3-Ausbau zum Mexikoplatz ein

Die Verlängerung der U-Bahnlinie U3 bis zum Mexikoplatz und damit zum S-Bahn-Netz halten Regierung und Opposition für eine gute Idee. Eine Initiative von Anwohnern stellt sich dennoch gegen die Pläne. In der kommenden Woche endet die Einwendungsfrist.

Die Bürgerinitiative "Rettet den Mexikoplatz" lehnt die Pläne der BVG und des Berliner Senats ab, die U-Bahnlinie U3 von der Krummen Lanke bis zum Mexikoplatz zu verlängern. Der rbb24-Abendschau sagten Mitglieder der Bürgerinitiative, sie sorgten sich unter anderem um mögliche Bauschäden durch die Baustelle und jahrelangen Baulärm. Zudem zweifelten sie an dem überragenden Nutzen der Bahnlinien-Erweiterung.

Im Februar hatte der Senat, damals noch mit der CDU-Verkehrssenatorin Manja Schreiner, die Verlängerung der U3 beschlossen. Sie endet derzeit am U-Bahnhof Krumme Lanke, künftig könnte sie noch eine Station oder 800 Meter weiter bis zum Mexikoplatz fahren. Damit wäre der Anschluss an die S-Bahnlinie S1 geschaffen. Bislang müssen die Fahrgäste an der Krummen Lanke in einen Bus umsteigen, um zur S-Bahn zu fahren.

Von Krumme Lanke bis Mexikoplatz

Senat beschließt Verlängerung der U3 im Berliner Südwesten

800 Meter U-Bahn-Strecke sollen gebaut werden: Der Senat hat eine Verbindung zwischen der bisherigen Endstation der U3 - Krumme Lanke - und der S-Bahnstation Mexikoplatz beschlossen. 2030 soll das Projekt fertig sein.

"Ganz starker Eingriff für sehr geringen Nutzen"

Der Jurist und ehemalige Alleinvorstand der Stiftung Warentest, Hubertus Primus, ist einer der Vertreter der Bürgerinitiative. Der rbb24 Abendschau sagte er am Freitag, die Planungen würden "ganz starke Eingriffe für einen sehr geringen Nutzen" für die Anwohnerinnen und Anwohner bedeuten. Unter anderem führte er die große Baugrube, 175 abgeschlagene Alleebäume und einen ungeklärten Verbleib des Grundwassers als Bedenken an.

Ein weiteres Mitglied der Initiative, Claudia Jünemann, selbst Anwohnerin am Mexikoplatz, sagte: "Ich befürchte für mein 120 Jahre altes Haus, was auf Sand gebaut ist, mit einem Ziegelsteinfundament, bei absinkendem Grundwasser erhebliche Bauschäden". Auch die Gewerbetreibenden würden Auswirkungen durch die jahrelange Baustelle befürchten. Geplant seien fünf bis sechs Jahre Baustelle, man wisse aber aus Erfahrung, dass es bei derartigen Großprojekten auch zu Verzögerungen kommen könne, so Jünemann.

Zudem bezweifelt die Initiative, ob die von der Politik und BVG vorgelegten potenziellen zusätzlichen Fahrgastzahlen durch die neue Verbindung realistisch seien. "Woher die kommen sollen, ist völlig unklar, denn es ist ja auch jetzt eine Verbindung mit Bussen da, die funktioniert", sagte Hubertus Primus.

Quelle: rbb

CDU verteidigt Pläne: "erhebliche Netzwirkung"

Der Verkehrswissenschaftler Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung sieht die Verlängerung der U-Bahn ebenfalls kritisch, wie er sagt. Allerdings vor allem aus Kostengründen: Über 100 Millionen Euro werden mindestens fällig. Eine solche Maßnahme sei heutzutage "aus der Zeit gefallen", kritisierte Knie. Die öffentlichen Haushalte seien zu "klamm" und müssten statt neue U-Bahnstationen oder -Linien zu bauen, mit dem vorhandenen Budget ihren Bestand sichern. Bereits im März hatte er die Pläne des Senats und der BVG kritisiert.

Der Verkehrspolitische Sprecher der CDU, Johannes Kraft, verteidigte die Ausbau-Pläne. Er sagte dem rbb: "Die U-Bahn-Verlängerung der U3 hat eine erhebliche Netzwirkung." 12.000 Fahrgäste würden die Linie pro Tag nutzen. Für die biete die zusätzliche Station eine direkte Verbindung zur S-Bahn. "Also, diese Erweiterung halten wir für sehr wichtig und für das Netz für dringend notwendig", sagte Kraft. Mit Blick auf die hohen Kosten sagte er, drei Viertel der Finanzierung würden aus Bundesmitteln kommen. Das sei "für Berlin, das Netz, die BVG und ihre Nutzer ein riesen Geschenk", so Kraft.

Verkehrsforscher zu BVG-Konzept

"Ein U-Bahn-Ausbau in dieser Größenordnung ist bar jeder Vernunft"

In einem internen Konzept hat die BVG eine massive Vergrößerung des Berliner U-Bahn-Netzes vorgeschlagen. Verkehrsforscher Andreas Knie von der TU Berlin sagt, für eine Anbindung der Außenbezirke an die Innenstadt bräuchte es andere Lösungen.

Grüne befürworten Pläne und denken noch weiter

Das Projekt wird auch aus der Opposition, von den Grünen, befürwortet. Deren Sprecherin für Verkehrspolitik, Antje Kapek, sagte der rbb24 Abendschau, die Pläne seien eine "gute Idee" von der viele Bürgerinnen und Bürger profitieren würden, da die Verlängerung für die Verbindung zweier Systeme - U- und S-Bahn - sorge. Für sie sei sogar eine noch umfangreichere Verlängerung vorstellbar, "zum Beispiel Richtung Düppel, um sie hier mit der Planung der Regionalbahn zu verbinden", so könnte nicht nur das Berliner System gestärkt werden, sondern auch Pendler aus Brandenburg "auf die Schiene und aus dem Auto geholt werden", so Kapek.

Der Preis sei in diesem Fall gerechtfertigt, so Kapek. Man müsse bei den derzeit hohen Kosten für Infrastrukturprojekte besonders überlegen, welche "wirklich gute Ergänzungen" böten. Die Erweiterung der U3 sei eine solch gute Möglichkeit, so Kapek.

Einwendungen bis 15. November möglich

Rund einen Monat von Mitte September bis Mitte Oktober lagen die Pläne zur Erweiterung der U-Bahnlinie im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf aus. Nun endet Ende der kommenden Woche, am 15. November, die Frist für Einwendungen gegen die Pläne. Nicht nur von der Initiative selbst könnte Widerspruch kommen: Eine Unterschriftenaktion gegen die Verlängerung auf change.org steht derzeit bei knapp unter 800 Unterschriften (Stand: Freitag, 08.11., 21 Uhr).

Sendung: rbb24 Abendschau, 08.11.2024, 19:30 Uhr

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