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Ostbrandenburger Hochschulen zur US-Wahl
Während für viele Beobachter der Ausgang der US-Wahl lange unklar blieb, war für einen Ökonom der Viadrina der Sieg Trumps früh klar. Nun befürchtet er Folgen für den internationalen Handel. Auch Forscher der HNE sind in Sorge.
Der Kandidat der Republikaner Donald Trump hat die Wahl um das Amt des US-Präsidenten gewonnen. An der Europauniversität Viadrina in Frankfurt (Oder) wurde das Rennen um das Weiße Haus mit Spannung verfolgt. Ab 4 Uhr am Mittwochmorgen begann dort ein Praxis-Seminar zum Thema Wirtschaft und Politik. Gut 50 Studenten und Wissenschaftler verfolgten vier Stunden lang live die Auszählung der Ergebnisse in Amerika - mit Live-Schalten zu Wissenschaftlern in aller Welt, Quiz und Diskussions-Runden.
Ideengeber für die Veranstaltung war Georg Stadtmann, Wirtschaftswissenschaftler an der Viadrina. Er habe mit dem positiven Ausgang für Trump gerechnet. "Ich habe Trump schon vorne gesehen. Aber jetzt sieht es wirklich so aus, als würde er wirklich alle Swing States gewinnen. Und diese Klarheit hat mich schon extremst überrascht." Die Prognosen im Wahlkampf haben ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorausgesehen. Die Meinungsumfragen waren für den Wissenschaftler allerdings zu unklar. "Deswegen habe ich mich immer an Wettmärkten oder Wettquoten orientiert. Da hatte Trump lange Zeit die Nase vorn." Entsprechend wolle er zukünftig mit seinen Studierenden in den Wirtschaftsseminaren verstärkt auf Wettmärkte blicken und darauf, welche Ereignisse und Informationen zu Veränderungen in der Meinung beigetragen haben.
Stadtmann verkündet, ebenfalls zu den Wahlgewinnern zu gehören, weil er auf das Ergebnis gewettet hat. "Ich wohne selber in Dänemark, kann dort wetten und habe auch einige Wetten platziert. Eigentlich sehr konservative Wetten. Auf Florida habe ich einiges an Geld gesetzt, was schon gecallt wurde. Das Geld müsste also schon da sein. Und jetzt warte ich noch auf Arizona. Wenn der Staat gecallt und das Geld drin ist, dann bin ich ein bisschen beruhigter."
Ob die Wahl gut für Europa ist, daran hat aber auch der Viadrina-Professor seine Zweifel. Der Volkswirtschaftler erwartet eine erneute Abschottungspolitik, wie bei Trumps erster Amtsperiode. "Wir haben in der letzten Legislaturperiode gesehen, dass er seine Wirtschaft sehr stark abgeschottet hat. Er hat ja zunächst einmal damit begonnen, dass er Geld für seine Mauer braucht und hat Zölle gegenüber Mexiko, dann gegenüber China und dann gegenüber Kanada und Europa erhoben. Das bedeutet einfach, dass der internationale Handel nicht mehr so stattfinden wird, wie in der Vergangenheit. Das wird einfach zu Wohlfahrtverlusten führen."
Wohlstandsverluste kümmern die Studenten beim Praxis-Seminar eher nicht. Je länger die Nacht, desto länger die Gesichter, auch bei den Teilnehmenden. Studentin Luise sagt: "Ich kam in den Raum rein und habe mich gefragt: wofür bin ich hergekommen? Nicht für dieses Ergebnis." Enttäuscht zeigt sich auch ihr Kommilitone Jörg. "Auch wenn die Umfragen knapp waren, habe ich damit gerechnet, dass Harris das deutlich machen wird. Jetzt ist es anders gekommen. Ich kann es nicht fassen und bin sprachlos." Als Erfolg verbucht wird immerhin das Praxis-Seminar. Eine Neuauflage soll es vielleicht zur nächsten Bundestagswahl geben.
Auch Daniel Johnson hatte auf einen anderen Ausgang der Wahl gehofft. Der 33-jährige US-Amerikaner ist Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (Barnim) und betreut dort den neuen Bachelor-Studiengang soziökologisches Wald-Management. Er sieht die amerikanische Gesellschaft auch in Zukunft nach wie vor gespalten. "Sei es über Waffen-Politik, über Umwelt-Themen oder Migrations-Politik. Da sind viele große Themen noch auf dem Tisch. Wenn es jetzt vier Jahre dauert, und die Entscheidungen, die getroffen werden könnten, liegen bei Trump, dann kann es natürlich auch in eine andere Richtung entwickeln, als man sich wünschen würde."
Deutlicher wurde bereits am Dienstag Clair Trim, ebenfalls US-Amerikanerin und Studentin für Umweltmanagement an der HNEE. "Trump ist ein inkompetenter Diktator und wenn er gewinnt, öffnet das die Tür für Menschen, um das System in ihrem Sinne zu manipulieren. […] Er verschafft schlechten Akteuren in hohe Machtpositionen."
"America First", so wird die USA unter Trump wohl regiert. Was heiß für die Wirtschaft in Brandenburg bedeutet, ist noch unklar. Immerhin produziert das US-Unternehmen Tesla in Grünheide (Oder-Spree) Elektroautos. Strafzölle würden entsprechen wohl auch Eigner Elon Musk treffen können. Der Tesla-Chef hat allerdings in den vergangenen Wochen massiv den Wahlkampf von Donald Trump unterstützt. Zumindest die Tesla-Aktie ist allein am Mittwoch um 15 Prozent gestiegen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 06.11.2024, 14:10 Uhr
Mit Material von Michael Lietz und Georg-Stefan Russew
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