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Haushaltskürzungen in Berlin
Das Land Berlin muss laut der schwarz-roten Koalition im kommenden Jahr drei Milliarden Euro sparen. Allein 130 Millionen Euro sollen für die Kultur wegfallen. Davon sind nicht zuletzt die Arbeitsräume für Künstlerinnen und Künstler betroffen. Von Kirsten Buchmann
Die Autorin Annett Gröschner fragt sich, wie es mit ihrem Arbeitsraum in Schöneweide unter einem Dach mit anderen Künstlerinnen und Künstlern weitergeht. Über ihren Raum sei sie gerade sehr froh: "Das hat ja auch mit meinem Arbeitsprojekt zu tun: Ich schreibe zwei Romane über die Arbeitswelt, über Frauen in der Schwerindustrie. Da ist ein Ort wie Schöneweide für mich ganz großartig, weil dort die Schwerindustrie von Berlin war."
Allerdings endet ihr Arbeitsraum-Vertrag in Schöneweide im September 2025. Nach vier Jahren ist Schluss - auch unabhängig vom Sparkurs für die Berliner Kultur, sagt Annett Gröschner. Ungewiss ist aus Sicht der Autorin jedoch angesichts der geplanten Einsparungen im Landeshaushalt, ob danach jemand anderes den Raum weiternutzen kann. Ihre Sorge: "Wenn einmal Räume weg sind, werden diese nie wiederzubekommen sein."
Auslaufende Verträge würden geprüft, bestätigt die Kulturraum Berlin gGmbH. Sie müsse überlegen, sagt ihr Geschäftsführer Dirk Förster, "sich von Liegenschaften zu trennen, um die Kosten zu reduzieren". Er versucht die Wogen zu glätten: "Niemand wird zum 1. Januar 2025 seine Räume verlieren, zumindest in den Liegenschaften, die bestehen bleiben." Betroffen sein könnten aber - durch die Prüfungen von Verträgen, die zu Beginn oder Mitte nächsten Jahres auslaufen - bis zu 120 Künstlerinnen und Künstler: "Das prüfen wir sehr genau, weil wir uns der harten Folgen bewusst sind."
Die Kürzungen werden seiner Auskunft nach im kommenden Jahr unter anderem Kulturschaffende spüren, die zum Beispiel Räume für Projekte zeitweilig anmieten wollen. Auch für Ensembles, die immer mal wieder gebucht werden und dann jeweils für ihre Auftritte proben wollen, könnte es künftig schwerer werden, dafür einen Ort zu finden. Dirk Förster von Kulturraum Berlin rechnet vor: "Im nächsten Jahr werden bei unseren temporären Angeboten ungefähr 15.000 Nutzungsstunden wegfallen."
Laut den Beratungen im Berliner Abgeordnetenhaus sind gegenüber den ursprünglichen Kürzungslisten für die Einrichtung schon Nachbesserungen vorgesehen. Die Kulturprojekte Berlin gGmbH, die unter anderen Flächen anmietet und zu subventionierten Preisen an Künstlerinnen und Künstler untervermietet, muss demnach im kommenden Jahr zwar nach wie vor sparen.
Der Service-Einrichtung zufolge geht es dabei nicht mehr wie zwischenzeitlich vorgesehen um zwölf Millionen Euro, sondern um knapp die Hälfte. So wird die Kulturraum Berlin nach eigenen Angaben ihre Arbeit fortsetzen können. Zum Beispiel will sie laut ihrem Geschäftsführer weiter als Generalmieterin der Arbeitsräume von Künstlerinnen und Künstlern in den Uferhallen im Bezirk Mitte auftreten. Die Kürzungen nennt Förster schmerzhaft. Aber er denke, "dass wir das schaffen".
Langfristig wird die Zahl der Arbeitsräume allerdings nicht weiter wachsen können, lauten die Signale aus der schwarz-roten Koalition und der Kulturraum Berlin gGmbH. "Wenn es da so einen starken Einschnitt gibt, kann da keine weitere Akquise und Herrichtung erfolgen", sagt Dirk Förster. Denn im Zuge des Sparkurses soll der Landeszuschuss für den Ausbau von Arbeitsräumen für Künstlerinnen und Künstler von 21 Millionen auf drei Millionen Euro sinken. Das sind 18 Millionen Euro weniger, um zum Beispiel landeseigene Flächen für Kultur-Arbeitsräume nutzbar zu machen.
Die CDU verweist auf eine andere Möglichkeit: Private Investoren könnten Räume für Kulturschaffende entwickeln - ohne staatliche Subventionen. Offen ist, zu welchen Mieten die Arbeitsorte dann zur Verfügung stellen werden. Beschlossen werden soll der Berliner Nachtragshaushalt insgesamt für 2025 am Donnerstag im Abgeordnetenhaus.
Sendung: rbb24 Inforadio, 17.12.2024, 16:50 Uhr
Beitrag von Kirsten Buchmann
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