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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 11.02.2025 | Ronja Bachofer | Quelle: dpa/Nina Janeckova

Safer Internet Day 2025

Aktionstag will für Umgang mit Fake News sensibilisieren

Kurz vor der Bundestagswahl ist die Angst vor Fake News, die den Verlauf des Wahlkampfs beeinflussen könnten, groß. Der Safer Internet Day will Jugendlichen dabei helfen, solche Falschinformationen zu erkennen. Von Stephanie Teistler

Wenn der 15-jährige Emilian auf Fake News stößt, ignoriert er sie meistens. Die 15-jährige Geeske schaut immer, ob sie die Nachricht auch von einer anderen Quelle findet, wenn ihr etwas komisch vorkommt. Die Jugendlichen, die heute zum Safer Internet Day in den Landtag Brandenburg gekommen sind, haben ein Gespür dafür, falsche von echten Nachrichten zu unterscheiden.

So wie die 17-jährige Leonie machen sie sich aber Gedanken darüber, ob andere Jugendliche das auch so können: "Ich glaube, dass viele junge Leute häufiger darauf hereinfallen, weil viele auf das klicken, was am spannendsten klingt oder wo etwas Provokantes steht".

Fake News weit verbreitet

Laut einer Studie [www.mpfs.de] geben 61 Prozent der 12 bis 19-Jährigen an, im vergangenen Monat auf Fake News im Internet gestoßen zu sein. Im Vergleich zu 2023 ist das ein leichter Anstieg um drei Prozentpunkte. Positiv gesehen spreche das dafür, dass Jugendliche Posts mit falschen Inhalten erkennen können, sagt Theresa Lehmann, TikTok-Expertin von der Amadeu-Antonio-Stiftung.

Wie viel Fake News von Jugendlichen unerkannt bleibe, ist dagegen schwer zu sagen. Und auch die, die als falsch erkannt werden, gehen nicht spurlos an ihnen vorbei. "Junge Menschen informieren sich hauptsächlich nur noch über das Internet und das formt ihr Weltbild" so Lehmann. Wenn in der Masse der Stimmen im Internet, zwischen seriösen Quellen und Menschenfängern nicht mehr klar sei, auf wen man sich verlassen könne, erschüttere das das Wahrheitsgefühl.

Plattformen profitieren von Nachrichten, die Emotionen auslösen

Wissenschaftlich genau abgrenzen, was Fake News sind, könne man schwer, sagt Clara Helming von Algorithm Watch, einer Organisation, die sich mit den Funktionsmechanismen von Sozialen Medien auseinandersetzt. Das Phänomen reicht von Auslassungen, Verdrehungen bis hin zu Lügen oder KI-gestützten Deepfakes, also realistisch wirkenden Fälschungen. Die Akteure sind staatlich organisiert, politische Gruppen oder Einzelpersonen. Manche wollen politisches Kapital daraus schlagen, dass sie Konflikte anheizen, andere wollen das Vertrauen in die Demokratie generell schwächen - wieder andere wollen einfach Geld damit verdienen.

Dabei ähneln sich die meisten Fakenews in ihrer Funktionsweise. Sie lösen starke Emotionen aus, wie Angst oder Wut. "Das sind häufig negative Emotionen, die da angesprochen werden", weiß Helming. Profitieren würden davon die Plattformen, auf denen sie verbreitet werden. "Die Social-Media-Plattformen wollen, dass wir möglichst lang auf den Plattformen bleiben. Polarisierende oder extreme Nachrichten funktionieren dabei besonders gut, weil man mit ihnen mehr interagiert", so Helming.

Interview mit Medienkompetenz-Experte

"Viele können gefälschte Bilder nicht erkennen"

Desinformation im Netz verstärkt sich über Algorithmen – und wird über die Masse dann für viele zur Wahrheit. Wer dem nicht ausgeliefert sein will, muss das System verstehen, sagt Michael Wirths, der mit seiner Organisation sehr praktisch aufklärt.

Wie wirksam sind Fake News tatsächlich?

Jetzt im Wahlkampf wachsen die Befürchtungen vor den Folgen von Fake News. Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnte im November vor möglichen Versuchen der Einflussnahme auf die Bundestagswahl. 81 Prozent der Menschen in Deutschland halten Desinformationen laut einer Bertelsmann-Studie für eine Gefahr für die Demokratie.

Im Moment, so TikTok-Expertin Theresa Lehmann, könne man beobachten, dass im Bereich Fake News vor der Wahl viel passiere. Messen ließe sich das Aufkommen und die Wirkung von solchen Kampagnen in Echtzeit aber schwer. Während der Legislatur habe man sehr viel Desinformation gegenüber den Grünen gesehen, so Lehmann. Jetzt rücke Friedrich Merz ins Zentrum solcher Kampagnen, weil er die größten Erfolgschancen auf das Kanzleramt habe.

Dennoch geht die Rechnung, "viele Fake News gleich hohe Wahlmanipulation" nicht unbedingt auf. "Auch früher schon gab es keinen Mangel an Möglichkeiten, Leute hinters Licht zu führen", sagt Helming von Algorithm Watch. Wie wirksam Fake News sind, darauf gibt es keine eindeutige Antwort.

In der Medienwissenschaft geht man davon aus, dass Desinformationen eher bestehende Meinungen bestärken, als neue Meinungen zu schaffen. Außerdem verstärkten sie Themen lediglich, die bereits in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert werden. Hinzu kommt das Phänomen, dass die meisten Menschen Andere immer für anfälliger halten, auf Fake News reinzufallen, als sie selbst.

Eigene Nachrichten gegen Falschnachrichten

Trotzdem gibt es Menschen, die anfälliger für die Inhalte von Fake News sind. Menschen, die sich ausschließlich in geschlossenen Gruppen informieren etwa. Oder Menschen, die eine geringere Medienkompetenz haben. Laut einer repräsentativen Umfrage der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung (Link) komme russische und chinesische Desinformation besonders bei jungen Menschen und TikTok-Nutzern an.

So stimmen nur knapp 34 Prozent der TikTok-Nutzer der Aussage voll zu, dass Russland einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. In der Gesamtbevölkerung stimmen dem knapp 64 Prozent zu. Und während nur gut 10 Prozent der Gesamtbevölkerung der Aussage voll zustimmen, dass die Corona-Pandemie von Regierungen inszeniert worden sei, sind es bei den TikTok-Nutzern fast ein Viertel.

Um die Medienkompetenz gegenüber Desinformation zu stärken, stand der Safer Internet Day dieses Jahr unter dem Motto "Keine Likes für Lügen!". 75 Jugendliche hat der Landtag dafür nach Potsdam eingeladen. Erfahrungen mit Fake News im Netz haben hier die meisten. In kleineren Gruppen begeben sich die Jugendlichen in die Rolle von Journalistinnen und Journalisten, um am Ende selbst Nachrichten zu produzieren. Mit dieser spielerischen Übung sollen sie in die Lage versetzt werden, selbst kritisch mit Informationen umzugehen. Um gewappnet zu sein, wenn sie das nächste Mal im Netz auf Desinformationen stoßen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 11.02.25, 19:30 Uhr

Thema

Bundestagswahl 2025

Wahlergebnisse, Analysen, Umfragen und alle Nachrichten zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 in Berlin und Brandenburg.

Beitrag von Stephanie Teistler

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