Stickoxidbelastung in Berlin
In der Kantstraße muss ab sofort langsamer gefahren werden. Der Berliner Senat will auch hier messen, ob die Stickstoffbelastung der Luft durch diese Begrenzung verringert werden kann. Dafür wird auch die Ampelschaltung angepasst werden.
Berlin testet jetzt auf einer weiteren Straße, ob mit Tempo 30 die Luft besser werden kann. Ab diesem Montag gilt dazu auch auf der Kantstraße zwischen Amtsgerichtsplatz und Savignyplatz eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Der 1,7 Kilometer lange Abschnitt sei die fünfte und letzte Pilotstrecke, hatte die Senatsverkehrsverwaltung angekündigt.
"Bei Tempo 30 verringern sich Beschleunigungs- und Bremsvorgänge", begründete der Sprecher der Verkehrsverwaltung das Pilotprojekt. In der Kantstraße werde nun mit Messröhrchen an mehreren Stellen untersucht, ob sich nun der Stickoxid-Ausstoß reduziere. Die Verwaltung ließ die Ampeln so anpassen, dass der Verkehr bei Tempo 30 möglichst gleichmäßig fließen kann. Die Einhaltung soll "durch Verkehrskontrollen regelmäßig überwacht" werden.
An vielen Stellen in Berlin ist zu viel gesundheitsschädliches Stickoxid in der Luft. Das Berliner Verwaltungsgericht hatte deshalb entschieden, dass Berlin im kommenden Jahr mindestens elf Abschnitte für ältere Dieselautos sperren muss.
Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) lässt parallel auf fünf Abschnitten testen, ob die Luftverschmutzung eingedämmt werden kann, wenn an viel befahrenen Straßen eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde gilt. Der Tempo-30-Versuch läuft zunächst ein Jahr. In der Leipziger Straße, der Potsdamer Straße, der Hauptstraße und dem Tempelhofer Damm gilt die Regelung schon. Ende des Jahres will die Verkehrsverwaltung Zwischenergebnisse veröffentlichen.
Allerdings gibt es Zweifel, ob Tempolimits wirklich Verbesserungen bewirken können: Messungen von rbb|24 und der TU Berlin während des ersten Monats des Tempolimits an der Leipziger Straße zeigten, dass die Stickstoffdioxid-Belastung dort trotz Tempo 30 nur minimal gesunken war. Die durchschnittliche Belastung betrug 65,9 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft. Das war deutlich mehr als der Grenzwert von 40 Mikrogramm. Oppositionspolitiker der CDU, FDP und AfD lehnen die Tempo-30-Anordnung ab, sie kritisierten sie als wirkungslos.
Zudem gehört die Leipziger Straße zu eben jenen elf Straßen, an denen Berlin nach dem Urteil des Verwaltungsgericht, ein Fahrverbot für ältere Diesel-Fahrzeuge einführen muss.
Der Senat muss zudem an insgesamt 117 Streckenabschnitten Fahrverbote prüfen. Die Richter des Verwaltungsgerichts ließen durchblicken, dass es bei den hochbelasteten dieser Streckenabschnitte nicht bei einer Prüfung bleiben dürfe - wenn sich abzeichnet, dass die Grenzwerte anders nicht zu halten sind. Wieviele dieser Straßen ab nächsten Sommer ebenfalls für ältere Diesel gesperrt werden müssen, wird wohl erst im März nächsten Jahres feststehen.
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