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Quelle: imago images/Sebastian Rüppold

Wahlprogramm-Check

Das planen die Berliner Parteien in der Sportpolitik

Breiten- und Spitzensport fordern in Berlin Aufmerksamkeit und Förderung. Dabei sind vor allem der Jahn-Sportpark und die Bäderknappheit wichtige Themen. Die Parteien haben dabei unterschiedliche Lösungsansätze. Von Ilja Behnisch und Johannes Mohren

Hinweis: Die Reihenfolge der Parteien richtet sich nach dem Ergebnis der Abgeordnetenhauswahl 2016: SPD 21,6 Prozent; CDU 17,6 Prozent; Linke 15,6 Prozent; Grüne 15,2 Prozent; AfD 14,2 Prozent; FDP 6,7 Prozent

 

SPD

Kernzitat: "Sport ist für alle da. Sport treiben darf weder an finanzieller Not scheitern noch daran, dass es nicht ausreichend Sportflächen gibt."

Die SPD will Diversity- und Queer-Kompetenzen in allen Sportsbereichen finanziell unterstützen. Zudem sollen in jedem Bezirk "mindestens zwei vollständig inklusive Sporthallen" bestehen. Ein Beispiel für den inklusiven Ansatz ist auch der Umbau des Jahn-Sportparks unter anderem mit einer blindengerechten Laufstrecke, die durch das Gelände führt.

Der bereits in der vergangenen Wahlperiode auf 18 Millionen Euro verdoppelte Etat für die Sanierung bezirklicher Sportanlagen soll weiter aufgestockt werden. In neu entstehenden Stadtquartieren wie dem Blankenburger Süden oder bei der Nachnutzung des Flughafens Tegel sollen weitere Sportflächen, insbesondere Großspielfelder, errichtet werden. Wo Sportflächen dauerhaft aufgegeben werden, soll "eine Pflicht zur Ausweisung von Ersatzflächen rechtlich" verankert werden.

Eine "massive" Investition soll es im Zuge des Masterplans "Olympisch in allen Dimensionen" im Olympiapark geben. Dabei soll das Olympiastadion als "moderne Multifunktionsarena" nicht nur erhalten, sondern weiterentwickelt werden. Einen vereinseigenen Stadionneubau von Hertha BSC befürwortet die SPD dennoch unter der Prämisse, einen "unter den Aspekten von Erreichbarkeit und Lärmschutz geeigneten Standort" zu finden. Zudem sei ein nachhaltiges Nutzungskonzept für das Olympiastadion zu erarbeiten. Apropos Olympia: Die SPD steht Bewerbungen für Olympische und Paralympische Spiele positiv gegenüber, sofern sie weitgehende Unterstützung in Sport und Gesellschaft finden und nicht in "Gigantismus" münden.

Ausgeweitet werden soll das Leitprinzip "Sport von Anfang an", welches bereits bei der "Vorschulpädagogik ansetzt" und sich bis zum Uni-Sport durchzieht. Dazu zählt auch das Ziel, "jedes Kind in Berlin soll schwimmen können". Mit einem "Bädervertrag" soll der Sanierungsstau schrittweise abgetragen werden, "für den Bau von zwei neuen Multifunktionsbädern an den Standorten Mariendorf und Pankow stehen über 60 Mio. Euro zur Verfügung." Auch "am Standort Spandau-Süd sowie im Osten der Stadt sollen weitere Wasserflächen entstehen, um den steigenden Bedarf zu decken."

CDU

Kernzitat: "Um den Freizeit-, Breiten- und Spitzensport in Berlin noch besser zu fördern, werden wir den Sport zur Chefsache machen und die Zuständigkeit in der Senatskanzlei ansiedeln."

Die Sportinfrastruktur soll gestärkt und dieses Vorhaben in einem sogenannten "Masterplan Sportinfrastruktur" verankert werden. Dieser soll bis ins Jahr 2050 reichen und die "Entwicklung der Sportstätten in der Stadt für den Profi- und Spitzensport ebenso wie für den Amateur- und Breitensport (...) vorantreiben und sicherstellen."

Auch kurzfristiges Geld verspricht die Partei: Mindestens eine Million Euro pro Jahr zusätzlich für jeden Bezirk als Mittel gegen den Sanierungsstau.

Wenn neuer Wohnraum entsteht, soll durch einen Sportflächenschlüssel abgesichert werden, dass genug Möglichkeiten für Bewegung geschaffen werden.

Bei der Bäderknappheit setzt die CDU nicht primär auf neue, sondern vielmehr auf die Realisierung bereits existierender Bauvorhaben. Man wolle "die geplanten neuen Schwimmbäder zügig umsetzen".

Neue Flächen für den Sport sollen zukünftig zwei alte Flughafen-Areale bieten: In Tegel, aber - "nach einem weiteren transparenten Abstimmungsverfahren" - auch am Flughafen Tempelhof soll insbesondere der organisierte Sport Platz finden.

Um die Nachwirkungen der Corona-Pandemie abzufedern, soll unter anderem das Berliner Sportticket eingeführt werden. Die Idee: Der Senat erstattet allen Berlinern ein halbes Jahr die Beiträge in ihrem Sportverein - als Stärkung der vorhandenen und zur Gewinnung neuer Mitglieder.

Die Stadionpläne von Hertha BSC unterstützt die CDU. Dabei dürften jedoch "keine Nachteile und insbesondere kein Flächenverlust bzw. keine Nutzungsbeschränkungen für andere Sportarten und Sportvereine entstehen (...)." Als konkreter möglicher Standort wird der Olympiapark benannt.

Berlin soll sich - 100 Jahre nach den Nazi-Spielen 1936 - als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2036 bewerben. Dabei greift die CDU die Idee einer gemeinsamen Ausrichtung des Großevents mit Tel Aviv auf.

 
 

LINKE

Kernzitat: "Besondere Akzente wollen wir setzen zur Förderung von Inklusion und Nachhaltigkeit im Sport und bei der sportlichen Betätigung von Mädchen und Frauen und deren Mitarbeit in den Vorständen der Vereine und Verbände."

Um Raum für Sport zu erhalten und neu zu schaffen, setzt die Linke unter anderem auf folgede Maßnahmen: Keine Anlage soll ohne Ersatz verschwinden, Dach- in Sportflächen verwandelt werden, neue Schulsporthallen auch nach den Bedürfnissen des Vereins- und Freizeitssports gebaut werden.

Bei neuen Quartieren soll es einen verbindlichen Standard für Gründ- und Freiflächen geben, "der auch für private Investoren gilt".

Sport(-vereine) und Kita sowie Schule - das soll künftig noch enger einhergehen. Einen besonderen Akzent setzt die Linke auf die Schwimmausbildung. "Wir beabsichtigen, die Schulschwimmzentren in der ganzen Stadt auszubauen und langfristig zu sichern", heißt es. Kein Kind soll die Schule verlassen, ohne schwimmen zu können.

Parks und Grünanlagen sollen stärker in die Aktivitäten des organisierten Vereinssports integriert werden - und das deutlich unbürokratischer als bisher. Die Bezirke sollen dabei unterstützt werden, mehr frei nutzbare Sportgeräte zu installieren.

Wer auf welcher öffentlichen Fläche wann Sport treiben kann, soll gerechter und transparenter werden - und zwar durch bessere IT-Unterstützung.

Die Linke will die Inklusion im Sport weiter voranbringen. Bei Neubauten soll die Planung nach inklusiven Standards Voraussetzung sein - ebenso wie bei Sanierungen. Eine vollinklusive Anlage in jedem Bezirk soll zudem die Regel sein.

Großveranstaltungen im Sport gibt es mit der Linken nicht um jeden Preis. Ob es für sie öffentliche Mittel gibt, soll vielmehr von Kriterien wie Inklusivität, Nachhaltigkeit oder Mehrwert für die Stadt abhängen.

 
 

GRÜNE

Kernzitat: "Unsere Vision für die Hauptstadt des Sportes [ist], dass Sport und Bewegung selbstverständlich in allen Bereichen mitgedacht wird: sei es das Laufen im Park, eine Runde Tischtennis im Hof, Bouldern an der Einkaufscenter-Fassade oder Kicken auf dem Supermarkt-Dach."

Die Grünen möchten inklusive Sportangebote fördern, "die allen Menschen offenstehen, egal welche körperlichen und psychischen Voraussetzungen, welche Herkunft, welches Geschlecht, welches Alter, welchen sozialen und finanziellen Hintergrund oder welche sexuelle Orientierung und sexuelle Identität der einzelne Mensch hat".

Das gilt auch für das ehrenamtliche Engagement beim E-Sport, bei dem Berlin zu einem nachhaltigen Standort werden soll.

Generell soll die Finanzierung "der Trainer*innen und Übungsleiter*innen" verbessert werden. Durch Fortbildungen und Förderung sollen Sportvereine vor allem "sichere Orte für Kinder und Jugendliche, frei von jeglichen Formen physischer, psychischer sowie sexualisierter Gewalt" sein. Zudem erachten die Grünen den "Erwerb des Kinderschutzsiegels für Vereine" als notwendig.

Jedes Kind in Berlin soll Schwimmen lernen. Um das zu ermöglichen, sollen die Öffnungszeiten der Berliner Bäder verlängert und Kooperationen mit Hotels und Fitnessstudios eingegangen werden.

Schulsportflächen sollen besser für die Allgemeinheit nutzbar sein. Sie sollen nach Schulschluss geöffnet bleiben. Für die Nutzung aller Sportflächen sollen digitale Buchungssysteme ausgebaut werden. Außerdem sollen neue Sportanlagen gebaut werden, wo nötig.

 

AFD

Kernzitat: "Berlin verfügt über zu wenige Sportflächen. Die Verbesserung der Sportinfrastruktur ist von herausragender Bedeutung für unsere Stadt."

Die AfD will durch ein Sportstättenkataster einen besseren Überblick über Zahl und Zustand der Flächen bekommen. Bestehende Sportanlagen sollen auf keinen Fall aufgegeben werden, in Neubaugebieten mehr Raum als bisher für sie eingeplant werden - und das gesetzlich verbindlich.

Die Sportflächen sollen besser als bislang genutzt werden. Der Vorschlag dafür: eine Servicecard. Mit ihr sollen alle Angebote einseh- und buchbar sein.

Eisflächen und Schwimmbäder hat die AfD vor allem im Blick, wenn es um die knappen Ressourcen geht. So sollen geschlossene Bäder wiedereröffnet und Neubauten realisiert werden, "bis endlich das Niveau von vor 20 Jahren wieder erreicht ist". Zudem fordert die Partei eine Strukturreform der Berliner Bäderbetriebe.

In der Primar- und Sekundarstufe soll es mehr Sportangebote geben. Nicht nur durch einen Ausbau von AGs, sondern auch im regulären Stundenplan. Der Umfang: Vier Stunden - und zwar unterrichtet immer im Doppelpack.

 
 
 
 

FDP

Kernzitat: "Sport leistet einen großen Beitrag zur Gesundheit, Integration, Inklusion und Vermittlung sozialer Kompetenzen. Wir wollen die Rahmenbedingungen für Breiten-und Leistungssport besonders für Kinder und Jugendliche verbessern."

Um die vorhandenen Sportanlagen besser zu nutzen, will die FDP auf ein Online-Portal zur Koordination setzen. Schulische Sportflächen sollen dabei - außerhalb der Unterrichtszeiten - ebenfalls geöffnet werden.

Sportvereinen soll in den schwierigen Pandemie-Zeiten nicht nur finanziell geholfen werden. Um Sportangebote weiterhin zu ermöglichen, will die FDP auch auf Sondergenehmigungen setzen, die es möglich machen, Parks oder Schulhöfe zu nutzen.

Parks spielen im FDP-Programm auch eine Rolle, wenn es um genügend Sportraum in einer wachsenden Stadt geht: Der soll auch durch die Integration von Open-Work-out-Einrichtungen in eben diese Grünanlagen geschaffen werden.

Beiden Berliner Fußball-Bundesligisten sichert die FDP Unterstützung bei ihren Stadionvorhaben zu: Hertha BSC beim Bau einer neuen, eigenfinanzierten Heimstätte - dem 1. FC Union bei der Umsetzung eines Verkehrskonzepts, das die Erweiterung des Stadions An der Alten Försterei ermöglicht.

Sport-Großveranstaltungen im Spitzen- und Breitensport in Berlin sollen als "fester Bestandteil der Stadt und wichtiger Wirtschaftsfaktor" weiter unterstützt werden.

 
 
 

Hinweis: Die Reihenfolge der Parteien richtet sich nach dem Ergebnis der Abgeordnetenhauswahl 2016: SPD 21,6 Prozent; CDU 17,6 Prozent; Linke 15,6 Prozent; Grüne 15,2 Prozent; AfD 14,2 Prozent; FDP 6,7 Prozent

 

Beitrag von Johannes Mohren, Ilja Behnisch

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