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Video: rbb24 Abendschau | 25.01.2023 | Sylvia Wassermann | Quelle: dpa/J.Büttner

Wahlthemen-Check

Das planen die Berliner Parteien in der Bildungspolitik

Kaum ein anderer Bereich polarisiert so sehr wie die Bildung. Noten oder Lernfeedback für Schüler? Mehr Gemeinschaftsschulen oder besser freie Schulen stärker fördern? In den Wahlprogrammen klaffen die Positionen auseinander. Von Kirsten Buchmann

SPD

SPD: Mehr Lehrkräfte durch Verbeamtung

Kernzitat: "Chancengerechtigkeit ist für uns das zentrale Ziel, nach dem wir unsere Bildungspolitik ausrichten."

Die Sozialdemokraten bekennen sich zu einer verpflichtenden sechsjährigen Grundschule. Schulen, die Gemeinschaftsschulen werden wollen, sollen Starthilfen bekommen. Durch rechtliche Vorgaben will die Partei den Zugang zu freien Schulen für alle Einkommensgruppen sicherstellen.

Sie plant außerdem, die inklusiven Schwerpunktschulen auszubauen und die Inklusion überall voranzubringen. Kinder sollen aber auch Förderzentren besuchen können. Mit der Zulage an Brennpunktschulen will die SPD Entlastungsstunden für Lehrkräfte finanzieren. Die Klassen dort sollen möglichst klein werden.

Den Berliner Lehrkräftebedarf will die SPD durch bedarfsgerechte Ausbildung decken. Stellen, besonders in Schulleitungen, will sie schneller besetzen. Sie will die Vertretungsreserve auf bis zu 110 Prozent aufstocken. Vor allem im Hort will sie den Betreuungsschlüssel stufenweise verbessern. Digitale Bildung möchten die Sozialdemokraten in allen Bildungseinrichtungen verankern.

Ein strittiges Thema: Wenn es nach der SPD geht, wird es beim Neutralitätsgesetz bleiben. Denn die Vielfalt der Schulen setze einen neutralen Staat voraus, der alle gleich behandelt.

CDU

CDU: Schluss mit dem Losverfahren für Gymnasien

Kernzitat: "Die Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs mit den besten Ergebnissen sollen eine Auszeichnung erhalten."

Die CDU will die Schulnoten beibehalten und Kopfnoten wieder einführen - früher wurden damit zum Beispiel Mitarbeit und soziales Verhalten bewertet.

An den Oberschulen plant die CDU ein Probehalbjahr. An Gymnasien will sie das Losverfahren abschaffen und Schüler mit guten Noten bevorzugt in der Wunschschule aufnehmen. Die Schulen sollen sich aus CDU-Sicht für ein Abitur nach 12 oder 13 Schuljahren entscheiden dürfen. Freie Schulen will die CDU vergleichbar finanzieren wie staatliche.

Zur Inklusion schreiben die Christdemokraten: Eltern sollten entscheiden dürfen, ob sie für ihr Kind mit Förderbedarf eine Förder- oder eine inklusive Schule wollen. An Brennpunktschulen pocht die CDU auf grundsätzlich zwei Lehrer für die unteren Klassen. Insgesamt fordert sie eine 110-prozentige Lehrkräfteausstattung an jeder Schule. Im Wettbewerb um Lehrer möchte sie die Verbeamtung wieder einführen. Digitale Geräte will die Partei für die Schüler und Lehrer, außerdem Breitbandanschlüsse für alle Schulen.

Die CDU will das Neutralitätsgesetz beibehalten und rechtlich sicher machen. Die Schulen seien kein Ort für Einflussnahme. Wer hoheitliche Aufgaben ausführe, dürfe keine religiös oder weltanschaulich motivierte Kleidung und Symbole tragen.

Linke

Linke: Ohne Noten bis neunten Klasse

Kernzitat: "Bildungsübergänge müssen gelingen."

Die Linke möchte keine Noten für die Schüler bis zur neunten Klasse, es sei denn, die Schulkonferenz beschließt es anders. Die sechsjährige Grundschule müsse verbindlich werden. Abschaffen will die Partei das Sitzenbleiben, ebenso das Probejahr an Gymnasien.

Ihr Ziel bis 2026 sind 100 neue Gemeinschaftsschulen. Damit genügend Lehrer da sind, fordert sie 3.000 Lehramtsabsolventen pro Jahr an Berliner Hochschulen. Aktuell sind 2.000 das Ziel.

Die Linke will eine zehnprozentige Vertretungsreserve für Unterricht und Hort an jeder Schule, prioritär an Brennpunktschulen. Im Hort will sie den Personalschlüssel verbessern: statt 22 Kinder nur noch 15 Kinder pro Erzieherin. Die Einstellungsverfahren für Erzieherinnen sollen aus ihrer Sicht schneller gehen.

Die Partei will mittelfristig kleinere Klassen. Das Mittagessen soll bis Klasse zehn kostenfrei sein, ebenso Lernmittel auch für die Mittel- und Oberstufe.

Was die Digitalisierung angeht, möchte die Linke Laptops für alle Schülerinnen und Schüler als Teil des Existenzminimums. Der Breitbandausbau müsse beschleunigt werden. Jede Schule brauche zudem fest zugeordnete IT-Administratoren, am besten über Pools, um Vertretungen im Urlaubs- oder Krankheitsfall zu ermöglichen.

Grüne

Grüne: Feedback statt Zensuren

Kernzitat: "Schule muss sich konsequent an den Bedürfnissen von Kindern orientieren."

Die Grünen streben statt Noten ein "kompetenzbasiertes Lernfeedback" an. Denn Ziffernnoten suggerierten zwar eine Vergleichbarkeit der Kinder, seien aber häufig weder motivierend, noch gäben sie über Verbesserungen Auskunft.

An Gymnasien wollen die Grünen das Probejahr und das so genannte "Abschulen" von Schülerinnen und Schülern auf Sekundarschulen durch andere Maßnahmen ersetzen, die sie fördern. Alle, die auf einem Gymnasium sind, müssten dort ihren Abschluss machen können.

Für alle Jugendlichen ohne anschließende Perspektive wollen die Grünen ein elftes Pflichtschuljahr. Darüber hinaus pochen sie auf Ganztagsangebote mit einem besseren Personalschlüssel. Geflüchtete Kinder und Jugendliche müssten so schnell wie möglich in Regelklassen unterrichtet werden.

Für die digitale Bildung möchten die Grünen schnellstmöglich unter anderem einen leistungsfähigen Glasfaser-Anschluss für jede Schule. Als weitere Grundlage für die digitale Bildung der Zukunft fordern sie mehr kritische Forschung, etwa wie sich Bildung und Schule durch digitale Medien verändern, generell zu gutem digitalem Lernen und Unterrichten sowie dazu, was in welcher Altersgruppe funktioniert.

AfD

AfD: Praxisschule für künftige Berufsschüler

Kernzitat: "Bildung ist Ländersache und darf weder von der Bundesebene noch von der EU-Ebene diktiert werden."

Die AfD setzt weiter auf Noten. Schüler müssten die Erfahrung machen, dass sich die Anstrengung des Lernens lohne. Zudem will sie das gegliederte Schulsystem erhalten. Neben Gymnasien und Sekundarschulen brauche es Praxisschulen, wo Schüler mit überwiegend praktischen Begabungen eine Berufsfähigkeit erlernen und die Berufsschulreife erlangen könnten.

Die AfD ist gegen Inklusion um jeden Preis. Sie fordert daher den Erhalt der spezialisierten Förderschulen und des entsprechenden Studienprofils. Es müssten genügend Förderlehrer ausgebildet werden.

Vertretungsunterricht muss aus AfD-Sicht möglichst von Fachlehrern gegeben werden. Ein Unterrichtsgarantiegesetz solle eine Lehrerausstattung von 110 Prozent ermöglichen.

Die AfD sieht die Digitalisierung nur als kleinen Teil der Lösung von Bildungsproblemen. Als Ergänzung im Rahmen eines pädagogischen Gesamtkonzeptes findet sie digitale Anwendungen allerdings sinnvoll. Sie fordert ein zentrales Projektsteuerungsbüro für Schuldigitalisierung, um alle Schulen zeitnah mit digitaler Infrastruktur zu versorgen.

Die Position der AfD zum Streitthema Neutralitätsgesetz lautet: Es müsse beibehalten werden.

FDP

FDP: Freie Schulwahl und "Leuchtturmschulen" als Vorbild

Kernzitat: "Bildung schafft Lebenschancen."

Die Liberalen wollen Leistungen klar nachvollziehbar bewertet wissen: durch Schulzeugnisse mit Noten, ergänzt mit schriftlichen Bewertungen.

Die freie Schulwahl ist für die FDP ein zentrales Stichwort. Dabei soll aus ihrer Sicht das Prinzip gelten: Das "Geld folgt den Schülerinnen und Schülern" – bei gleichen Kostensätzen für freie Schulen.

An Grundschulen erwarten die Liberalen mehr Diagnostik. So sollen 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Lesen, Schreiben und Rechnen die Mindeststandards erreichen. Wegen der langfristigen Qualität müssen die Schulen aus Sicht der FDP häufiger inspiziert werden. Als Vorbilder setzt sie auf Best-Practice-Schulen, flankiert durch eine Exzellenzinitiative mit "Leuchtturmschulen" in allen Bezirken.

Die Liberalen verlangen, dass kein Unterricht ausfällt und er möglichst fachgerecht vertreten wird. An den Schulen brauche es daher 110 Prozent pädagogisches Personal.

Unter anderem durch WLAN und digitale Geräte möchte die FDP die Berliner Schulen modernisieren. Helfen will sie ihnen außerdem mit festangestellten IT-Fachkräften. Des weiteren wollen die Liberalen eine Landeszentrale für digitale Bildung, die unter anderem das schulische Angebot mit Materialien unterstützt.

Hinweis: Die Reihenfolge der Parteien richtet sich nach dem Ergebnis der Abgeordnetenhauswahl 2016: SPD 21,6 Prozent; CDU 17,6 Prozent; Linke 15,6 Prozent; Grüne 15,2 Prozent; AfD 14,2 Prozent; FDP 6,7 Prozent

Beitrag von Kirsten Buchmann

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