rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
  3. Nach der Berlin-Wahl
  4. Wahlprogramme
Quelle: imago stock&people / Markus Heine

Wahlprogramme für Berlin

Parteiencheck: Integration

Flüchtlinge in Berlin schnell und vor allem gut zu integrieren ist Ziel der meisten umfragestarken Parteien. Die SPD setzt dazu auf ihren "Masterplan". Linken und Grünen geht dieser Plan nicht weit genug. Die CDU erwartet von Geflüchteten eine "Demokratie-Erklärung". 

Integration

Die Ausgangslage

Steigende Flüchtlingszahlen bei zu wenig Personal in Berliner Verwaltungen – das alles hat 2015 in der Hauptstadt im vergangenen Jahr zu chaotischen Zuständen geführt. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso), die Anlaufstelle für neuankommende Geflüchtete, funktionierte nicht mehr. Es fehlte an Unterbringungsmöglichkeiten, Familien mit Kleinkindern übernachteten vor dem Amt.
Fast 10.000 Geflüchtete lebten Ende 2015 in Berliner Turnhallen. Der Auszug aus den Hallen verzögert sich, weil die geplanten Containerdörfer für die Geflüchteten erst später als geplant fertig sind.

Im Frühjahr 2016 beschloss der Senat den "Masterplan Integration und Sicherheit". Der Fokus liegt dabei auf einer besseren Unterbringung der Menschen, Sprachkursen und die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt. Parteienübergreifend herrscht Konsens, dass Deutsch lernen und Arbeit Voraussetzungen für gute Integration sind.

SPD

Für die SPD ist Sprache die Basis für gute Integration. Dafür soll ausreichend Personal in den Willkommensklassen für geflüchtete Kinder und Jugendliche zur Verfügung gestellt werden.  

Ein weiterer Baustein ist die Ausbildung.  Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit sollen Programme entwickelt werden, mit denen geflüchtete Menschen das Leben in den Gemeinschaftsunterkünften aktiv mitgestalten und dabei mögliche Berufsfelder kennenlernen. Aber auch die Vermittlung in reguläre Ausbildungsplätze will die SPD organisieren. Berufliche Qualifikation sowie den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt sollen mit Maßnahmen unterstützt werden.

Die Ausländerbehörde soll zur Willkommensbehörde ausgebaut werden. Die SPD will prüfen, ob die Themen Integration, Arbeitsmarktzugang, Bildung, Diversity und Aufenthaltsrecht in einer Abteilung oder Verwaltung zusammengefasst werden sollten.

Die interkulturelle Öffnung der Berliner Verwaltung soll fortgeführt werden. Dabei soll ein zusätzlicher Akzent auf die arabischen Communitys gesetzt werden. Die Kooperationen mit ihnen will die SPD verstärken.

Das Wahlprogramm der Berliner SPD (PDF)

Linke

Schulbesuche geflüchteter Kinder und anderer neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher will die Partei in die Schulentwicklungsplanung des Landes und der Bezirke aufnehmen. Dafür wollen sie den Bezirken alle für die Aufnahme notwendigen finanziellen und personellen Mittel zur Verfügung stellen.

Die Linke ist gegen Massenunterkünfte in Turnhallen und den Hangars auf dem Tempelhofer Feld. Geflüchtete sollen so schnell wie möglich in eigene Wohnungen ziehen können. Dazu soll es Vereinbarungen mit landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften geben.

Auch der Zugang zu regulären Schulen, Kitas, Ausbildung, Hochschulen, Arbeitsmarkt sowie der öffentlichen Gesundheitsversorgung steht im Fokus.

Auch über 18-Jährige sollen die Schule bis zu einem Abschluss besuchen können. Für junge Flüchtlinge will die Partei Angebote zur Berufsvorbereitung entwickeln. Mit den Hochschulen soll eine unkomplizierte Immatrikulation von Flüchtlingen vereinbart werden.

Das Berliner Partizipations- und Integrationsgesetz will die Partei entschlossener umsetzen. Kernstück ist dabei die interkulturelle Öffnung der Verwaltung und der öffentlichen Institutionen.

Das Wahlprogramm der Berliner Linken (PDF)

Grüne

Auch die Grünen setzen auf Arbeit und Bildung als Schlüssel zur Integration. Allerdings wollen sie geflüchtete Kinder schnell in Regelklassen bringen. Auch junge Geflüchtete sind im Fokus der Partei. Die Berliner Oberstufenzentren sollen sie an das Ausbildungssystem heranführen. Die Partei will außerdem eine Ausbildungsoffensive.

Beim Zugang zum Arbeitsmarkt sollen Unternehmen und Kammern als Partner gewonnen werden. So sollen Kompetenzen rasch gesehen und einbezogen werden. Auch wenn die formalen Abschlüsse der Geflüchteten nicht vorliegen.

Die Unterbringung in Massenunterkünften wie Tempelhof lehnt die Partei ab. Gemeinsam mit den Bezirken soll eine Task-Force eingerichtet werden. Diese soll sich um die Erstunterbringung und Notunterkünfte kümmern und deren Qualität laufend überprüfen. Vorrangiges Ziel ist es, die Menschen in Wohnungen unterzubringen.

Die Grünen wollen eine Einwanderungsbehörde schaffen, die sich vom ersten Tag an um die Menschen kümmert. In einem künftigen Landesamt für Migration und Flucht sollen die zuständigen Abteilungen des Lageso und der Ausländerbehörde sowie die für die Integration zuständigen Stellen zusammenarbeiten und der Integrationsverwaltung unterstellt werden.

Das Wahlprogramm der Berliner Grünen (PDF)

CDU

Bildung ist für die CDU der Grundstein zur Integration. Die Partei will Sprachkurse ausbauen. Willkommensklassen sollen gestärkt werden. Die Christdemokraten setzen auf Patenschaften, um Flüchtlingen die Integration zu erleichtern.

Auch der Zugang zum Arbeitsmarkt soll so erleichtert werden. Die Partei will ein Tandemprogramm ausbauen, bei dem sich ein Langzeitarbeitsloser und ein Flüchtling einen Arbeitsplatz teilen. Mentorenprogramme sollen ebenso ausgebaut werden wie die Praktikumsvermittlung.

Das von der SPD-Integrationssenatorin Dilek Kolat initiierte Arrivo-Programm, bei dem Geflüchtete in Übungswerkstätten auf Handwerksberufe vorbereitet werden, hält die CDU für gut. Allerdings soll das Programm für wesentlich mehr Teilnehmer geöffnet werden.

Die Christdemokraten setzen auf das Wertedialog-Programm "Deutschland für Einsteiger". Geflüchtete sollen auf diese Weise erfahren, wie das Zusammenleben in Deutschland und Berlin funktioniert. Die Partei erwartet von nach Berlin geflüchteten Menschen eine Demokratie-Erklärung.

Für Menschen ohne Bleibeperspektive wollen die Christdemokraten die Rückkehrberatung personell ausbauen. Wer nicht schutzbedürftig ist, will die Partei  konsequent und zügig abschieben.

Zum Wahlprogramm der Berliner CDU

AfD

Die AfD lehnt eine Bevorzugung von Migranten, etwa durch Quoten im öffentlichen Dienst, ab. Die Partei sieht dadurch das Leitungsprinzip ausgehebelt, einheimische Bewerber diskriminiert und Integrationshemmnisse verfestigt.

Für die Partei sind das Beherrschen der deutschen Sprache, die Achtung der Rechts- und Gesellschaftsordnung sowie der Verdienst des eigenen Lebensunterhalts wesentliche Merkmale einer gelungenen Integration. Wer in Deutschland leben will, muss laut AfD die deutsche Leitkultur achten. Am Ende einer erfolgreichen Integration ist für die Partei die Einbürgerung möglich.

Wer die Integration aber verweigert, soll weitaus mehr Konsequenzen spüren. Bis zum Verlust des Aufenthaltsrechts.

Die Partei lehnt die doppelte Staatsbürgerschaft ab. Die AfD ist für generelles Kopftuchverbot an Schulen und Universitäten.

Das Wahlprogramm der Berliner AfD (PDF)

Beitrag von Nina Amin

Artikel im mobilen Angebot lesen