rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Video: rbb24 spezial | 19.12.2023 | Quelle: Picture Alliance/Uli Deck

Bundesverfassungsgericht

Bundestagswahl wird am 11. Februar in 455 Berliner Wahlbezirken wiederholt

Wegen zahlreicher Pannen muss die Bundestagswahl 2021 in Berlin teilweise wiederholt werden. Das hat das Bundesverfassungsgericht am Dienstag in Karlsruhe entschieden. Die Wiederholungswahl findet am 11. Februar statt.

Die Bundestagswahl von 2021 muss wegen zahlreicher Pannen in 455 von 2.256 Wahlbezirken des Landes Berlin wiederholt werden. Das entschied das Bundesverfassungsgericht am Dienstag in Karlsruhe und ging damit über den Beschluss des Bundestags hinaus, der bereits im November 2022 eine teilweise Wiederholung beschlossen hatte.

Die Wiederholungswahl sei als Zweistimmenwahl durchzuführen, also mit Erst- und Zweitstimme, sagte die Vorsitzende Richterin Doris König. Eine Wahlprüfungsbeschwerde der Unionsfraktion im Bundestag war damit nur teilweise erfolgreich.

Die Bundestagswahl 2021 wird in den betroffenen Berliner Wahlbezirken am 11. Februar 2024 wiederholt. Das Datum für die Teilwiederholung nannte Landeswahlleiter Stephan Bröchler in Karlsruhe. Dieser Wahltermin war bereits im Vorfeld erwartet worden - es ist der letzte mögliche innerhalb einer 60-Tage-Frist nach Urteilsverkündung.

Wahl-Chaos in Berlin

In diesen Wahlbezirken muss die Bundestagswahl wiederholt werden

Wegen zahlreicher Pannen bei den Wahlen 2021 in Berlin muss die Bundestagswahl am Sonntag in 455 Stimmbezirken der Hauptstadt wiederholt werden. rbb|24 zeigt in einer interaktiven Karte, welche Wahlbezirke betroffen sind.

Bundestag wollte Wiederholung in 431 Wahlbezirken

Das höchste deutsche Gericht folgte mit seinem Urteil auch nicht eins zu eins einem Beschluss des Bundestages. Dieser hatte mit den Stimmen der Ampel-Fraktionen SPD, Grüne und FDP entschieden, dass die Wahl teilweise wiederholt werden sollte. Betroffen wären demzufolge 431 der insgesamt 2.256 Wahlbezirke der Hauptstadt gewesen, darunter auch zahlreiche Briefwahlbezirke.

Aus Sicht der CDU/CSU-Fraktion war der Beschluss aber rechtswidrig, unter anderem weil der Bundestag die Wahl in sechs vom Bundeswahlleiter angefochtenen Wahlkreisen nicht insgesamt für ungültig erklärt habe. Daher klagte sie in Karlsruhe.

Das Bundesverfassungsgericht erklärte, der Beschluss des Bundestages sei im Ergebnis überwiegend rechtmäßig. Allerdings erklärte das Gericht die Wahl in 31 Wahlbezirken, die in dem Bundestagsbeschluss noch nicht genannt worden waren, ebenfalls für ungültig. Für sieben andere dagegen - alle im Bezirk und Wahlkreis Mitte - nahm das Gericht die Entscheidung des Bundestags wieder zurück.

Teilwiederholung der Bundestagswahl

Parteien werben für hohe Beteiligung an Wahl in den Winterferien

Die Bundestagswahl von 2021 wird in Berlin teils wiederholt. Es müsse nun für eine hohe Wahlbeteiligung geworben werden, hieß es in ersten Reaktionen. Auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner zeigt Respekt vor der Aufgabe.

Linke wird wohl im Bundestag bleiben

Nach Einschätzung von Experten wie ARD-Rechtsexperte Frank Bräutigam hat das Karlsruher Urteil "so gut wie keine" Auswirkungen auf die Zusammensetzung und auch nicht auf den Verbleib der Linken im Bundestag. Bräutigam verwies im TV-Sender Phönix darauf, dass in den beiden von der Linkspartei direkt gewonnenen Wahlkreisen (Lichtenberg und Treptow-Köpenick) nur in sehr wenigen Wahllokalen neu gewählt werden muss. Der frühere Fraktionschef Dietmar Bartsch erklärte: "Mit dem Urteil ist klar, dass wir im Bundestag bleiben und unsere Aufgabe als soziale Opposition weiter wahrnehmen werden."

Relevant für das Direktmandat könnte die Wiederholungswahl dagegen vor allem in den stärker betroffenen Bezirken und Wahlkreisen Reinickendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf und Pankow werden. In Reinickendorf gewann CDU-Kandidatin Monika Grütters mit nur 1,4 Prozentpunkten beziehungsweise rund 1.800 Erststimmen Vorsprung vor SPD-Kandidat Torsten Einstmann das Direktmandat. In Charlottenburg-Wilmersdorf setzte sich der ehemalige Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit 3,5 Prozentpunkten Vorsprung gegen die aktuelle Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) durch. In Pankow schlug der Grüne Stefan Gelbhaar den SPD-Mann Klaus Mindrup um 4,0 Prozentpunkte.

Darüber hinaus könnte es abhängig von der Wahlbeteiligung noch zu minimalen Verschiebungen bei der Sitzverteilung im Bundestag kommen.

Kommentar | Wiederholung der Bundestagswahl

Eine Wahl-Rute mit 455 Zweigen

Wie die Abgeordnetenhauswahl muss auch die Bundestagswahl in Berlin wiederholt werden - wenn auch nur teilweise. Ein Schaden für die Demokratie ist das Debakel von 2021 so oder so. Und Berlin hat daraus nur bedingt gelernt, kommentiert Sebastian Schöbel.

Zahlreiche Pannen am Wahltag

Der Wahltag am 26. September 2021 war in vielen Berliner Wahllokalen chaotisch verlaufen: Menschen mussten lange warten und Schlange stehen, Stimmzettel waren falsch oder fehlten ganz. Vorübergehend mussten Wahllokale schließen oder blieben bis weit nach 18:00 Uhr geöffnet - dem Zeitpunkt, an dem die Stimmabgabe eigentlich vorbei sein sollte.

Zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts sendet das rbb Fernsehen um 20:15 Uhr ein Spezial

Sendung: rbb24 spezial, 19.12.2023, 20:15 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 19.12.2023 um 20:22 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

Artikel im mobilen Angebot lesen