BFC Dynamo, Babelsberg, BAK und Luckenwalde im Check zum Saisonstart
In der Regionalliga Nordost startet am Freitag die neue Saison. Für den BFC Dynamo geht es um den Aufstieg, für Babelsberg um mehr Konstanz. Bei Luckenwalde ist der Umbruch groß und beim Berliner AK noch größer. Die Klubs im Teamcheck - Teil 2.
BFC Dynamo
Quelle: imago images/Matthias Koch
Platz sechs wie im Vorjahr? Damit will und wird sich der BFC Dynamo in der kommenden Saison nicht zufrieden geben. Im zweiten Jahr unter Trainer Heiner Backhaus stehen die Zeichen auf Angriff. Selbst zeigt sich der 41-Jährige noch leicht zurückhaltend, doch die Konkurrenz hat das Team aus Hohenschönhausen im Kampf um den Aufstieg ganz dick auf dem Zettel.
Überblick BFC Dynamo
Die Form
Trainer Heiner Backhaus stand in der Vorbereitung vor einem (selbstgewählten) Großprojekt. "Wir hatten 13 neue Spieler zu integrieren", berichtet der 41-Jährige, der in seine zweite Saison in Hohenschönhausen geht. Die (Alters-)Struktur des Kaders sollte verändert werden. Das Ziel: Ein jüngeres Team, erfolgshungrig und komplett abgestimmt auf die Spielidee des BFC. Mit dem Ergebnis ist Backhaus sehr zufrieden. "Wir haben uns im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten top verstärkt", sagt er. Und die sind im Liga-Vergleich durchaus beachtenswert. Nicht umsonst kamen viele gestandene Regionalliga-Spieler, Julian Wießmeier bringt zudem reichlich Erstliga-Erfahrung aus Österreich von der SV Ried mit.
Und die - für Viertliga-Verhältnisse - prominenten Einzelspieler funktionieren auch als Team. "In kürzester Zeit hat sich die Mannschaft komplett dem Matchplan verschrieben", sagt Backhaus. Natürlich sei man im Detail noch nicht so weit, "wie wir das in zwei, drei Monaten sein werden. Aber wir sind vor allem schon eine richtige Mannschaft geworden. Ich mache mir keine Sorgen darum, dass der eine für den anderen durchs Feuer geht." Er sei schnell bestätigt worden, "dass die Jungs alle dasselbe Ziel haben: Noch besser werden. Und das können sie beim BFC am besten, weil wir wollen das als Mannschaft auch", sagt der 41-Jährige.
Das Saisonziel
Backhaus will schnell rauf auf die Euphoriewelle. Mit einem guten Start sei "alles möglich". Man sei, so glaube er, besser als im vergangenen Jahr (Platz sechs). Den Aufstieg als klares Ziel ausgeben möchte er nicht: "Ich gehe nicht voraus und sage: 'Wir müssen hoch!' Das ist Quatsch. Der Verein steht auf festen Füßen." Aber dass der BFC Dynamo oben mitmischen will und auch das Potenzial dazu hat, steht außer Frage.
Das weiß der eigene Trainer ebenso wie seine Kollegen bei der Konkurrenz. Und so sagt er: "Wir haben große Lust etwas zu schaffen, was der Verein noch nie geschafft hat: nämlich aufzusteigen." Das sei der riesige Traum aller beim BFC. "Wir sind der einzige Traditionsklub in der Liga, der noch nie höher gespielt hat als Regionalliga. Also wäre das ja überragend, wenn das dieses Jahr klappen würde."
Darauf wird es ankommen
Mit den Testspiel-Leistungen ist Backhaus einverstanden - ja: "Sie waren wunderbar". Der BFC Dynamo versteckte sich auch vor Zweitligisten nicht. Sei es beim achtbaren 0:2 gegen Hertha BSC oder beim 1:1 gegen Hansa Rostock. Hinzu kamen Siege gegen Anklam, Lübeck und Lichtenberg. Aber: "Am Ende zählt es, wenn es um Punkte geht." Am Samstag (29.7., 13 Uhr) gegen Zwickau gelte es also zu überzeugen. Dann werde sich zeigen, "ob wir richtig gelegen haben. Denn es sind auch viele Jungs dabei, die die Liga noch nicht kennen. Sie müssen sich erst einmal gewöhnen an die raue Luft im Osten."
Meister-Tipp
Backhaus sieht einen großen Kreis der Aufstiegsanwärter. Einen sehr großen sogar. "Es gibt dieses Jahr mehr Teams, denen ich das zutraue, als solche, denen ich das nicht zutraue", sagt er. Babelsberg mache sich "immer klein", Lok Leipzig habe eine "Bomben-Vorbereitung" gespielt und auch Chemnitz sei zu beachten. Dazu kämen die Vereine, die ihre Ambitionen auch nach außen trügen: Cottbus, Jena, Altglienicke und eben auch der BFC. "Das sind alles Mannschaften, die am Ende ein ganz großes Wörtchen mitsprechen."
Babelsberg 03
Quelle: imago images/Mathias Koch
Mit der vergangenen Saison - seiner ersten beim SV Babelsberg 03 - war Markus Zschiesche zufrieden. Größtenteils zumindest. Platz zehn stand am Ende zu Buche und das Gefühl, dass "mehr drin gewesen wäre". Gegen die Top-Teams fehlte es nach starkem Start hinten heraus an Qualität. Wird das in der kommenden Saison anders werden?
Überblick Babelsberg 03
Die Form
"Es ist tatsächlich schon vorbei. Das ist brutal", sagt Trainer Markus Zschiesche. Die Vorbereitung? Im Eiltempo verflogen. Er sei soweit zufrieden, sagt der 41-Jährige - einzige Sorge: Vier, fünf angeschlagene Spieler, auf die er womöglich auch zum Saisonstart gegen Meuselwitz am Sonntag (30.7., 13 Uhr) verzichten muss. Das Team sei "heiß zu zeigen, was wir können und wie wir uns verbessert haben", sagt Zschiesche.
Mit den Neuzugängen sei er sehr zufrieden. "Das sind in meinen Augen auch alles Verstärkungen", sagt der Coach der Nulldreier. In den Testspielen habe man ihnen "unsere Art und Weise Fußball zu spielen näher gebracht". Von vier Vorbereitungskicks gewann Babelsberg drei (2:1 bei Tasmania Berlin, 3:2 gegen Hertha Zehlendorf und 4:2 beim Wiener SC), eins ging deutlich verloren (2:6 bei Hannover 96 II).
Das Saisonziel
Wünsche und Realität dürfe man nicht verwechseln, sagt Zschiesche. Und schaut dabei auf die Geldbeutel der Konkurrenz. "Die Mittel sind bei uns eher gering. Wir sind nicht arm, aber im Vergleich zu Cottbus, Jena, Erfurt, BFC Dynamo oder Altglienicke liegen wir eher im unteren Drittel", so der Coach.
Natürlich wisse man um die Chance, in dieser Saison direkt aufzusteigen, aber "wir werden das nicht als Ziel ausrufen. Das wäre unrealistisch." Es gelte "bescheiden zu bleiben". Die eigene Weiterentwicklung hat oberste Priorität. Zschiesche will vor allem mehr Konstanz in den Leistungen sehen als in der Vorsaison. "Wenn wir die halten, könnten wir vielleicht sogar unter die ersten sechs oder sieben Klubs kommen."
Darauf wird es ankommen
... nicht zuletzt auch noch einmal auf Daniel Frahn. Der 36 Jahre alte Stürmer der Babelsberger ist aktuell leicht angeschlagen, aber seine Treffer sind weiterhin einkalkuliert. "Er ist immer noch unser Kapitän und immer noch der Spieler, der vergangene Saison die meisten Tore bei uns hatte", sagt Zschiesche - und: "Natürlich brauchen wir ihn zu hundert Prozent fit, er soll natürlich eine führende Rolle einnehmen."
Doch er ist nicht ohne Backup. Da ist etwa der erst 19-jährige Julius Hofmann, den Babelsberg von Drittligist Dynamo Dresden für eine Saison ausgeliehen hat. "Er ist schon sehr weit für sein Alter. Er ist körperlich stabil gebaut. Hat vier Testpiele gemacht, weil eben Daniel Frahn aktuell ein bisschen angeschlagen ist. Dadurch sammelte er Spielpraxis. Wir haben eine direkte Verstärkung bekommen", so Zschiesche.
Meister-Tipp
Der Favorit im Austiegsrennen sei für ihn Energie Cottbus, sagt Zschiesche. "Und dann kommt eigentlich auch schon der BFC Dynamo", so der 41-Jährige. Erfurt und Jena seien auf jeden Fall auch mit dabei und Altglienicke "wird jetzt auch wieder ein bisschen Gas geben".
Das sorgt für Vorfreude
Die Liga begeistert Zschiesche. "Jeder zweite Spieltag ist ja eigentlich ein Kracher", sagt er. Zwickau, Rostock II, Cottbus, Jena, Erfurt, Chemie und Lok Leipzig, der BFC Dynamo - "das sind alles Teams, zu denen viele Zuschauer kommen und darauf kann man sich am meisten freuen".
FSV Luckenwalde
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... geht ins vierte Regionalliga-Jahr in Folge. Ein großer Erfolg für den Klub aus Teltow-Fläming, der sich in der vergangenen Saison als Tabellen-13. frühzeitig rettete (zuvor: 14., 12.). Gelingt das dem Team von Trainer Michael Braune auch in der Spielzeit 2023/24?
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Die Form
Der Sommer bedeutete eine Zeit des Umbruchs in Luckenwalde. Die alte Riege um FSV-Größen wie Stürmer Daniel Becker (36 Jahre alt) oder Torwart André Thoms (41) wechselte zu niederklassigeren Klubs oder beendete die Karriere, neu dabei sind dafür viele junge Kicker. "Wir waren letztes Jahr mit die älteste Mannschaft, jetzt sind wir mit die jüngste", beschreibt Trainer Michael Braune den tiefgreifenden Einschnitt. Und er sagt: "Das macht gerade richtig Spaß mit der Truppe, sie ist sehr motiviert."
Die Mannschaft habe "Erfahrung verloren und Potenzial gewonnen", sagt der 37-Jährige. Es sei auch für ihn als Trainer ein anderes Arbeiten. "Spannender" sei sein Job nun: "In den letzten beiden Jahren ging es mehr oder weniger darum, die Leistung bei älteren Spielern zu erhalten. Da ist die Sache ja irgendwann auch ausgereizt." Jetzt könne er entwickeln. Alles sei auf einem guten Weg, er habe "nullkommanull Angst vor der nächsten Saison". Gegen den 1. FC Union verkaufte sich das Team im Test trotz der 0:2-Niederlage durchaus achtbar, auch das Spiel gegen den Regionalliga-Meister Energie Cottbus ging nur knapp verloren.
Das Saisonziel
Die Herausforderung für Luckenwalde in der Regionalliga Nordost sei "riesengroß". So wie in jedem Jahr. "Wir haben einfach keine Berufsfußballer. Das ist der große Unterschied. Wir versuchen auch, täglich zu trainieren, aber tun das eben am Abend und nicht wie unsere Konkurrenten teilweise zwei Mal am Tag", berichtet Braune. "Wir gehen um 17 Uhr auf den Platz und viele meiner Spieler müssen am nächsten Tag um sieben Uhr wieder arbeiten gehen. Das macht es mit der Regeneration sehr schwer."
Entscheidend sei zudem in dieser Saison, "wie die jungen Spieler den Männerfußball adaptieren", sagt der 37-Jährige. Über Punkte- oder Platzierungsziele wolle er nicht reden. "Der Klassenerhalt ist gewünscht vom Verein. Da gehe ich auch voll mit", sagt er. Als Trainer habe er noch ein anderes Ziel. Eines mit Anspruch: "Wir wollen den attraktivsten Fußball in dieser Liga spielen", so Braune.
Meister-Tipp
Braune geht von einem Dreikampf um den Aufstiegsplatz aus. Als erstes fällt auch bei ihm der Name Energie Cottbus. "Sie werden eine wichtige Rolle spielen", sagt er. Zudem habe der BFC Dynamo viel Potenzial geholt. "Sie müssen schauen, wie sie in die Saison starten. Aber sie haben jetzt einen sehr guten Kader", so der FSV-Coach. Und auch Carl Zeiss Jena müsse man auf dem Schirm haben.
Das sorgt für Vorfreude
"Ich freue mich darauf, meine Mannschaft gegen all die großen Gegner mit viel Publikum zu sehen", sagt Braune. Es sei einzigartig für alle fünf Regionalligen in Deutschland, "dass du zehn, elf Mannschaften dabei hast, bei denen es richtig Fanpotenzial gibt." Er sei gespannt zu sehen, wie sein junges Team unter solchen Bedingungen funktionieren könne und sich weiterentwickele.
Berliner AK
Quelle: imago images/Matthias Koch
Es waren schwierige Wochen für den Berliner AK. Während sich andere Teams auf die neue Saison vorbereiteten, schaute der Klub aus Moabit zeitweise in den Abgrund. Nachdem er die Saison 2022/23 sportlich solide mit 49 Punkten auf dem elften Platz beendet hatte, häuften sich die Hiobsbotschaften: Präsident Ebubekir Han trat zurück, Cheftrainer Volkan Uluc zog es vor, das Poststadion gegen ein Engagement in der vierten belgischen Liga einzutauschen und gleich 20 Spieler verließen den Verein. Was ist da künftig möglich für den Berliner AK?
Überblick Berliner AK
Die Form
Jeffrey Seitz ist nicht zu beneiden. Natürlich hat sich der neue Trainer seinen Job beim Berliner AK freiwillig ausgesucht - und doch ist es eine Mammut-Aufgabe. Seit gerade einmal zwei Wochen ist der 38-Jährige (zuvor: SC Staaken) in Moabit in der Verantwortung und muss nun eine komplett durchgewirbelte, junge Mannschaft in die Regionalliga-Saison führen. "Ich habe mir in den letzten Tagen erst einmal einen Überblick über den Kader verschafft, den wir zur Verfügung haben", sagt er.
Das ist gar nicht so leicht. Denn seit Seitz begann, sind schon wieder - notwendigerweise nach dem Exodus - neue Spieler dazugekommen, weitere Gespräche laufen. Er hoffe auf zwei, drei weitere Verstärkungen bis zum Saisonstart (30.7., 13 Uhr in Luckenwalde), wenn nicht "habe man noch bis zum 31.8. genug Zeit". Von einer geordneten Vorbereitung kann also im Poststadion keine Rede sein. Es gelte, die Ruhe zu bewahren, sagt Seitz. Aussagen über die Form sind auf jeden Fall in dieser Gemengelage kaum zu treffen.
Das Saisonziel
Auf diese Frage hat Seitz eine kurze und unmissverständliche Antwort: "Es kann für uns nur um den Klassenerhalt gehen." Punkt.
Darauf wird es ankommen
Der Berliner AK braucht Stützen für sein zwangsläufig zusammengewürfeltes Team. "Wir sind dabei, erfahrene Spieler zu finden", sagt Seitz. Luis Zwick ist so einer. Der 29-jährige Stammkeeper des BAK verlängerte am Montag trotz der schwierigen Situation. Shinji Yamada - ebenfalls schon in der vergangenen Spielzeit dabei und Drittliga-erfahren - ist ein weiterer Hoffnungsträger in unsicheren Zeiten. "Diese Spieler sollen die Mannschaft führen."
Meister-Tipp
"Ganz vorneweg wird definitiv Energie Cottbus eine Rolle spielen", ist sich Seitz sicher, "denn sie haben kaum Spieler verloren und noch Qualität dazugeholt". Ansonsten setzt auch er auf die üblichen Verdächtigen: Der BFC Dynamo habe sich gut verstärkt, zudem erwartet er das Thürigen-Duo Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt im Kampf um die Drittklasssigkeit.