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Quelle: IMAGO/Steffen Beyer

Regionalliga-Vorschau | Teil 1

Vor dem Saisonstart: Cottbus, Viktoria, Hertha II und Altglienicke im Check

Am Freitag startet die Regionalliga Nordost in die neue Spielzeit. Auf den absoluten Topfavoriten haben sich die Trainer bereits festgelegt. Nur Claus-Dieter Wollitz von Energie Cottbus ist da anderer Meinung. Die Klubs im Teamcheck - Teil 1.

Energie Cottbus

In der Vorsaison musste sich der amtierende Meister der Regionalliga Nordost noch in den ungeliebten Aufstiegsspielen dem Sieger der bayerischen Regionalliga, SpVgg Unterhaching, geschlagen geben.

In der kommenden Saison steht der Sieger des Nordost-Klassements als Aufsteiger in die 3. Liga fest. Setzt das Team von Trainer Wollitz nun alles auf eine Karte?

Quelle: IMAGO / Picture Point LE

Überblick Energie Cottbus

Die Form

Die Lausitzer blicken auf eine überlegene Testspielphase mit regelrechten Phantasie-Resultaten zurück. Gleich zweimal endeten die Partien 28:0. Zuletzt gewann Cottbus auch die Generalprobe gegen Hertha II mit 4:1. "Die Vorbereitung sollte man nicht überbewerten", relativiert Claus-Dieter Wollitz. "Erst danach zählt es."

Verärgert ist der Trainer über die Kürze der Vorbereitungsphase, die er auf die mangelhafte Planung des Spielkalenders seitens der Verbands zurückführt. "So einen Irrsinn zu machen, dass eine Relegation erst so spät gespielt wird und die Mannschaft, die es dann nicht schafft, fast keinen Urlaub hat und so wenig Vorbereitung - das ist unverantwortlich", kritisiert der 58-Jährige im Hinblick auf die beiden Niederlagen gegen Unterhaching im Juni. "Dennoch versuchen wir, gut zu starten am Sonntag." Dann trifft der Klub in Berlin auf Viktoria (13 Uhr).

Das Saisonziel

In Bezug auf die Aufstiegsambitionien ist Wollitz gewohnt zurückhaltend. "Die Liga ist noch mal ausgeglichener als letztes Jahr, noch stärker", glaubt er. "Jedes Spiel ist ein Ritt auf der Rasierklinge."

Darauf wird es ankommen

Ausschlaggebend werde wie schon in der abgelaufenen Saison sein, dass man "intern die Ruhe wahre", sagt Wollitz. In der Vorsaison war der Klub schwach gestartet (elf Punkte nach sieben Spielen), was "extern eine extreme Unruhe" nach sich gezogen habe. "Intern waren wir überzeugt, wenn wir weiter arbeiten an unseren Prinzipien und unserer Organisation, an dem, was wir wollen, dann sind wir in der Lage, eine größere Serie zu starten." So kam es dann auch: Noch vor dem Ende der Hinrunde der Vorsaison eroberte Cottbus die Tabellenführung.

Außerdem sei die Integration der neuen Spieler, wie etwa der beiden Offensivspieler Cedric Euschen und Rudolf Ndualu, wichtig. "Wir stellen immer wieder fest, dass Spieler, die neu hierher kommen, auch ein bisschen Zeit brauchen - und die sollen sie auch kriegen", sagt Wollitz. "Deswegen war es wichtig, mit Leistungsträgern zu verlängern, die nicht nur Leistungsträger auf dem Platz sind, sondern auch in der Kabine, im Umgang, im Vertrauen." Das mache es neuen Spielern einfacher.

Insbesondere der erwähnte Cedric Euschen, der vom BFC Dynamo kam, machte in der Vorbereitung mit zahlreichen Treffern auf sich aufmerksam. "Er ist ein sehr geerdeter, bescheidener Junge", glaubt sein Trainer. "Wenn er ankommt, wenn er Vertrauen spürt und mitgenommen wird, dann kann er in gewissen Spielen auch den Unterschied machen."

Meister-Tipp

"Ich habe das schon mehrmals in dieser kurzen Vorbereitung klargestellt: Ich werde mich nicht zu einer Positionierung äußern", sagte Wollitz.

Hertha II

Mit Stephan Schmidt steht bei Hertha II in der kommenden Saison ein neuer Cheftrainer an der Seitenlinie, der auf den langjährigen U23-Trainer Ante Covic folgt. Zuvor hatte Schmidt die U17 trainiert und hofft nun auf einen guten Start in der Regionalliga.

Quelle: IMAGO/Fotostand

Überblick Hertha II

Die Form

"In der Vorbereitung konnten wir gute und wichtige Erkenntnisse gewinnen. Das stimmt uns zuversichtlich für die neue Saison", sagt der Trainer von Herthas U23-Mannschaft, Stephan Schmidt. Die Generalprobe ging jedoch mit 1:4 verloren - allerdings gegen Regionalliga-Schwergewicht Energie Cottbus.

Der Kader indes hat sich im Vergleich zur Vorsaison grundlegend verändert. "Eine höhere Fluktuation ist in einer U23 nicht ungewöhnlich", sagt der 46-jährige Übungsleiter, der selbst zwei Jahre lang Kapitän der Hertha-Amateure war. "Einige Spieler verlassen den Verein, weil sie für sich den nächsten Schritt gehen möchten. Einige kommen dazu, insbesondere sehr junge Spieler, die teilweise noch für die U19 spielberechtigt sind und vorzeitig in den Seniorenbereich integriert werden. Wir müssen uns als Mannschaft finden und hoffen auf einen guten Saisonstart."

Das Saisonziel

"Meines Erachtens ist es die stärkste Regionalliga aller Zeiten. Wir haben viele Traditionsmannschaften, die jetzt unbedingt aufsteigen wollen", sagt Schmidt. "Deswegen wird es für uns in der Hinrunde, in der sich die jungen Spieler an den Männerfußball gewöhnen müssen, eine große Herausforderung sein, gegen spielstarke Teams zu bestehen." Priorität habe, wie in jedem Jahr, die Ausbildung junger Talente, damit sie den Schritt machen könnten in den Männerbereich.

Darauf wird es ankommen

Besonders in den Bereichen Athletik und mentale Reife sollen die überwiegend jungen Spieler weiterentwickelt werden, um den Übergang zum Männerbereich zu meistern und letztlich eine erfolgreiche Saison zu spielen. "Das sind die entscheidenden Faktoren, um in der Liga anzukommen. Dahin wollen wir die Spieler gut hinbgeleiten", sagt Schmidt.

Meister-Tipp

"Energie Cottbus ist schon der Favorit", findet Schmidt. "Die Mannschaft ist im Kern zusammengeblieben und hat schon in der Vorsaison überragend gespielt." Darüber hinaus würden aber auch der BFC Dynamo und Carl Zeiss Jena zum Favoritenkreis gehören. "Es wird aber sicherlich auch eine Überraschungsmannschaft geben, die da auch ein Wörtchen mitreden wird."

 

Viktoria Berlin

In der abgelaufenen Spielzeit konnte sich Viktoria als Drittliga-Absteiger in der Regionalliga etablieren. Nach einem großen Umbruch hatte die Mannschaft zumindest mit der Abstiegszone nichts zu tun. Und in dieser Saison?

Quelle: IMAGO/Bild13

Überblick Viktoria Berlin

Die Form

Mit vier Siegen und zwei knappen Niederlagen hat Viktoria durchaus Anlass, zufrieden auf die Vorbereitung zurückzublicken.

"Wir haben wieder eine kleine Umbruchssituation gehabt – auch wenn es im Vergleich zum vergangenen Sommer ein bisschen angenehmer zu stemmen war", erläutert Viktorias Coach Semih Keskin. "Die Jungs ziehen super mit und entsprechend haben wir auch die Ergebnisse eingefahren. Das spiegelt also unsere gute Arbeit wider, aber wir wollen uns darauf nicht ausruhen, sondern gut in die Saison starten und uns kontinuierlich weiter belohnen."

Möglicherweise gebe es auf dem Transfermarkt zum Saisonstart in der Offensive allerdings noch Nachholbedarf.

Das Saisonziel

Auf ein konkretes Saisonziel will sich Keskin nicht festlegen. "Uns geht es erst einmal darum, eine ruhige und kontinuierliche Saison zu spielen. "Dann können wir in der Saison gucken, wo die Reise hingeht und die Ziele definieren."

Bei Energie Cottbus, dem BFC Dynamo, Altglienicke und teilweise auch bei Carl Zeiss Jena werde "extrem reininvestiert. Da ist das Ziel klar und sehr ambitioniert. Wir geben nicht das große Geld aus und wollen erst einmal schauen, dass wir junge Spieler entwickeln."

Meister-Tipp

"Mein Favorit ist Cottbus. Sie hatten bereits die Erfahrung in der 3. Liga und kennen das Gefühl des Aufstiegs. Zudem haben sie einen super erfahrenen Trainer mit Pele Wollitz, der genau weiß, dass er eine gute Truppe hat mit der er wieder was reißen kann. Aber Erfurt wird auch oben mitspielen, Altglienicke wird versuchen, da anzuklopfen und der BFC Dynamo hat auch einen großen Umbruch und Riesen-Ausgaben gehabt", so Keskin.

Das sorgt für Vorfreude

"Grundsätzlich freut man sich natürlich immer auf den Fußball und den Wettbewerbscharakter – dass wir dann Woche für Woche wieder um Punkte spielen. Wir haben auf jeden Fall eine super Mannschaft, mit der das Arbeiten Spaß macht und die charakterlich sehr gefestigt ist", so Keskin.

VSG Altglienicke

Zum Ende der Saison 2022/23 machten Gerüchte die Runde, dass der Verein aus der Regionalliga aussteigen würde, weil der Investor sich zurückziehen wolle. Doch offenbar macht der Geldgeber, ein Bauunternehmer, weiter, gemeinsam mit Trainer-Urgestein Karsten Heine. In der letzten Woche der Vorsaison, so Heine, habe man erst davon erfahren, dass es sicher auch in der Folgesaison weitergehen kann mit dem Altglienicker Offensivfußball in Deutschlands vierthöchster Liga.

Quelle: imago images/Gabor Krieg

Überblick VSG Altglienicke

Die Form

Der Kader ist runderneuert, nur drei Feldspieler aus der Vorsaison sind noch dabei, unter anderem Mittelfeldstratege Tolcay Cigerci. Noch ist das Team aber nicht komplett. "Wir hoffen, dass wir noch ein, zwei Spieler holen können", so Heine. Doch der Trainer zeigt sich zufrieden mit der Vorbereitung. "Wir haben fast schon einen überraschend einen guten Teamgeist." Die Mannschaft absolvierte zuletzt ein dreitätgiges Trainingslager, um noch weiter zusammenzuwachsen. "Schnellstmöglich müssen wir eine Einheit werden", so Heine.

Das Saisonziel

Die Treptow-Köpenicker machten es in der abgelaufenen Saison ähnlich wie schon in der Spielzeit zuvor: Auf eine durchwachsene Hinrunde folgte eine starke Rückserie. Es reichte allerdings nicht, um noch in den Kampf um den ersten Platz einzusteigen.

Eine konkrete Wunschplatzierung für die anstehende Spielzeit habe man noch nicht formuliert. "Wir wollen attraktiven und offensiven Fußball spielen, wie schon in der vorigen Saison." Damals war Altglienicke mit 66 Treffern das torgefährlichste Team. "Diesmal müssen wir aber noch mehr Konstanz reinbekommen - und in der Defensive fleißiger sein. Dann wollen wir gerne oben mit dabei sein."

Meister-Tipp

"Wenn Cottbus seine Hausaufgaben macht, dann sind sie schwer da vorne zu verdrängen", glaubt Heine. "Sie haben mit Abstand die besten Bedingungen und machen das sehr gut. Zum Favoritenkreis hinzu zählt er BFC Dynamo, Rot-Weiß Erfurt, Carl Zeiss Jena.

"Es liegt förmlich in der Luft, wie jeder in der Liga die Chance nutzen wille, als Erstplatzierter dieses Jahr direkt aufzusteigen", sagt der 68-jährige Coach und fügt selbstbewusst an: "Wenn wir mit da mitmischen können, dann werden wir das mit aller Konsequenz tun."

 

Das sorgt für Vorfreude

"Ich finde diese Liga dermaßen attraktiv und spannend", sagt Karsten Heine. Was den Trainer vor dem Start in die neue Spielzeit mit all den Traditionsteams besonders freut: "Dass die Regionalliga immer mehr in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird."

Beitrag von Shea Westhoff

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