Cottbus-Neuzugang Cedric Euschen - "In der Stadt merkt man, dass alle hinter dem Verein stehen"

So 23.07.23 | 16:54 Uhr
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Cedric Euschen, Neuzugang von Energie Cottbus. / imago images/Steffen Beyer
Bild: imago images/Steffen Beyer

Cedric Euschen war der erste von bislang sechs Neuzugängen von Energie Cottbus. Als sich der Stürmer für den Klub entschied, hoffte er noch auf den Drittliga-Aufstieg. Ein Gespräch über ungebrochene Vorfreude, die Fans und Ratschläge seines Opas.

Ein letzter entspannter Sonntag vor dem Start der Regionalliga Nordost? Nicht für Cedric Euschen. Der neue Stürmer von Energie Cottbus zieht mit seiner Freundin um. "Ich wollte auf jeden Fall auch in Cottbus leben", sagt der 25-Jährige, der vom BFC Dynamo in die Lausitz wechselte. Pendeln sei für ihn keine Option gewesen, dafür möge er kurze Wege zu gerne, erzählt Euschen eine Woche vor dem Saisonstart bei Viktoria Berlin (Sonntag, 30. Juli, 13 Uhr).

rbb|24: Herr Euschen, es war eine torreiche Vorbereitung. Gleich zwei Spiele endeten 28:0 für Energie Cottbus. Auch Sie haben immer wieder für Ihren neuen Klub getroffen. Haben Sie bei dieser Torflut überhaupt noch den Überblick, wie oft insgesamt?

Cedric Euschen: Da muss ich kurz überlegen. (Pause) Aber es sollten zehn Treffer sein, wenn ich mich nicht ganz irre.

Sie waren nicht nur bei den Kantersiegen erfolgreich, sondern auch gegen die Liga-Konkurrenten Luckenwalde (1:0) und Hertha II (4:1) bei der Generalprobe. Wie bewerten Sie Ihren Start in Cottbus?

Ich fühle mich sehr wohl. Wir haben eine super Truppe zusammen. Alle haben mich offen empfangen und es mir leicht gemacht, mich hier einzufinden. Den ein oder anderen Spieler kannte ich auch schon von früheren Stationen.

Sie kommen vom BFC Dynamo in die Lausitz. Es ist ein Wechsel, mit dem man normalerweise bei der Rivalität der Klubs keine Fanherzen gewinnt. Wie waren die Reaktionen?

Es war tatsächlich kein so großes Thema. Ich hatte in Berlin eine schöne Zeit und es hat mir dort gut gefallen ...

... und trotzdem haben Sie sich nach nur einer Saison wieder verabschiedet. Daran hat auch nichts geändert, dass mit Heiner Backhaus jemand auf der Trainerbank sitzt, den Sie aus Ihrer Vergangenheit kennen und der Sie nach Berlin lotste.

Der Austausch mit dem Trainer beim BFC hat gestimmt. Da habe ich mich auch wohlgefühlt. Aber auf anderen Ebenen hat diese Kommunikation teilweise nicht so stattgefunden. Als dann das Interesse aus Cottbus kam und ich die Gespräche mit dem Trainer hatte, mit Pele [Claus-Dieter Wollitz; Anm. d. Red.], war ich direkt überzeugt, dass ich den Weg mit diesem Coach, diesem Staff und diesem Verein gehen möchte.

Das sind die bisherigen Neuzugänge von Energie Cottbus

  • Cedric Euschen

  • Phil Halbauer

  • Rudolf Ndualu

  • Alexander Prokopenko

  • Tim Campulka

  • Dominik Pelivan

Sie kennen die deutschen Regionalligen und ihre Klubs bestens, haben vor der Nordost- auch schon in der Südwest-, Bayern- und West-Staffel gespielt. Wie sind nun Ihre ersten Eindrücke in der Lausitz: Was zeichnet den Klub aus?

Die ganze Wucht, die dieser Verein hat. Wir haben in der Vorbereitung gegen kleinere Mannschaften gespielt und da standen 1.000, 2.000 Fans am Spielfeldrand. Nach der Partie schreibst du Autogramme und bist noch eine halbe Stunde auf dem Platz, ehe du in die Kabine kommst. Das ist ein sehr schönes Gefühl. Auch in der Stadt merkt man, dass alle hinter dem Verein stehen. Das ist bemerkenswert und gibt dir als Spieler einen gewissen Push. So krass wie hier in Cottbus habe ich das in meiner Karriere - in positiver Hinsicht - noch nie erlebt. Es ist definitiv ein neues Level.

Ich habe bei beiden Partien natürlich sehr mitgefiebert. Da war wirklich schon eine Menge Herzblut dabei. Ich habe sehr gelitten, muss ich sagen.

Cedric Euschen über die Aufstiegsspiele gegen Unterhaching

Wie nehmen Sie als Spieler - neben den Fans - das neue Umfeld wahr?

Es fängt schon bei den Trainingsplätzen an. Wir haben die Möglichkeit, zwischen mehreren Plätzen zu wählen und sie so auch zu schonen. Und es geht damit weiter, dass wir ein Eisbecken, eine Sauna oder einen großen Kraftraum haben. Das sind natürlich alles Sachen, die wirklich gut sind und auch interessant für einen Spieler, wenn er weiß, dass die Rahmenbedingungen stimmen.

Sie waren der erste Neuzugang, den Energie Cottbus verkündete. Als Sie sich für den Wechsel entschieden, kämpfte der Verein noch um den Drittliga-Aufstieg. Inwiefern war die Hoffnung auf den Aufstieg auch Argument für den Wechsel?

Als Fußballer möchte man immer so hoch wie möglich spielen. Das ist ja klar. Aber die Gespräche haben mich so überzeugt, dass ich wusste, dass ich diesen Weg gehen möchte - und zwar egal ob in der dritten Liga oder in der Regionalliga.

Ich nehme an, Sie werden bei den Aufstiegsspielen dennoch ordentlich mitgezittert haben. Wie haben Sie die Duelle gegen die SpVgg Unterhaching verfolgt?

Beim Hinspiel war ich live im Stadion, das Rückspiel habe ich dann Zuhause bei meiner Familie auf der Couch im Fernsehen gesehen. Und ja: Ich habe bei beiden Partien natürlich sehr mitgefiebert. Da war wirklich schon eine Menge Herzblut dabei. Ich habe sehr gelitten, muss ich sagen.

Wie schwierig war es für Sie, dass es zwar auch um Ihre sportliche Zukunft ging, Sie aber machtlos auf der Tribüne und dem Sofa zuschauen mussten?

Sehr schwierig. Es ist nie ein schönes Gefühl, wenn man nur zuschaut und nicht eingreifen kann. Ich war über den verpassten Aufstieg natürlich enttäuscht. Das ist - glaube ich - ein stückweit menschlich. Ich habe ja auch schon den ein oder anderen Kumpel im Cottbuser Team gehabt, für den ich mitgefühlt habe. Für die tat es mir auch leid. Aber Enttäuschungen gehören zum Sport dazu. Und auch wenn es jetzt eine blöde Floskel ist: Daraus lernt man und wird stärker. Bei mir war trotzdem die Vorfreude auf den Trainingsauftakt immer groß.

Genau dieser Trainingsauftakt kam dann für die meisten Ihrer neuen Teamkollegen nur 16 Tage nach dem verpassten Aufstieg. Wie haben Sie zu Beginn die Stimmung in der Mannschaft erlebt?

Man hat auch bei den anderen Spielern und generell im Team recht schnell gemerkt, dass man das Ganze abgehakt hat und sich mit voller Kraft und Konzentration auf die Aufgabe in der neuen Saison fokussiert hat. Wir haben auch in der kurzen Zeit schon einen sehr, sehr guten Teamspirit entwickelt. Das habe ich so selten in einer Mannschaft erlebt - egal, ob wir nach dem Training noch etwas länger zusammen da sind oder in der Stadt essen gehen. Um diese kleinen Dinge geht es. Das überträgt sich auch auf den Platz und man merkt, dass das bislang alles sehr gut zusammenpasst.

"Wir glauben, dass er noch ein größeres Entwicklungspotenzial hat", hat Trainer Claus-Dieter Wollitz gesagt, als er Ihre Verpflichtung bekanntgab. Das war beim Empfang nach dem verpassten Aufstieg. Ihre Verpflichtung wurde da als Mutmacher verkündet – als Signal, dass der Verein jetzt nicht auseinanderbricht. Auf was für einen Spielertypen dürfen sich die Fans von Energie Cottbus freuen und wo genau liegen aus Ihrer Sicht noch diese Potenziale?

Ich würde mich als einen Spieler mit einer guten Technik, mit einem guten Tempo und vielleicht auch ein bisschen Spielwitz beschreiben. Besser werden kann ich sicher noch in der Offensive im Abschluss. Daran werde ich arbeiten. Ich glaube, dass ich mich hier in Cottbus weiterentwickeln kann. Davon hat mich auch Pele gleich im ersten Gespräch überzeugt und der hat als Trainer sehr viel Erfahrung.

Meinem Opa habe ich viel zu verdanken. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin.

Cedric Euschen über seinen Opa und ehemaligen Zweitliga-Spieler Walter Spohr

Ein anderer, von dem Sie schon viel gelernt haben, ist Ihr Opa. Walter Spohr spielte einst in der zweiten Liga für den SV Röchling Völklingen. In der Jugend trainierte er Sie. Wie wichtig ist er für Sie als Ratgeber?

Sehr wichtig. Meinem Opa habe ich viel zu verdanken. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Das weiß er auch, das habe ich ihm schon oft gesagt. Natürlich ist das Saarland weit entfernt. Es sind 700 Kilometer bis nach Cottbus, auch Berlin war nicht viel näher. Meine Familie versucht trotzdem, viele Spiele zu sehen. Für mich ist es etwas Besonderes, wenn sie da ist und mich unterstützt. Meine ganze Familie weiß - wenn es zum Beispiel um einen Wechsel geht - über meine Gedanken Bescheid und es wird sich beratschlagt. In dem Fall waren wir uns alle schnell einig, dass es der richtige nächste Schritt ist.

Sie haben eine Zeit mit vielen Vereinswechseln hinter sich. Ist dieser nächste Schritt auch einer, mit dem Sie ein sportliches Zuhause für längere Zeit finden wollen?

Auf jeden Fall. Ich habe ja auch für zwei Jahre in Cottbus unterschrieben. Durch einige Verletzungen oder andere Umstände war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich bei Vereinen auch mal nur ein Jahr bleiben konnte. Es ist nun natürlich ein Wunsch, auch mal für längere Zeit bei einem Klub zu sein.

Was sind Ihre Saisonziele – mit dem Verein, aber auch persönlich?

Was Tore und Vorlagen angeht, habe ich mir keine Marke gesetzt. Ich möchte einfach so viel Spielzeit wie möglich sammeln, gute Spiele abliefern und mit der Mannschaft den maximalen Erfolg einfahren.

Das heißt also: aufsteigen?

Cottbus ist ein Verein, der mit dieser ganzen Struktur und den Fans langfristig auf jeden Fall wieder höher angesiedelt sein wird. Das glaube ich sicher. Aber für uns geht es jetzt erst einmal darum, gut in die Saison zu starten. Als Spieler geht man natürlich auf den Platz, um zu gewinnen und im Optimalfall den Aufstieg zu schaffen. Wenn uns das am Ende gelingt, ist das - denke ich - eine Erinnerung, die ein Leben lang bleibt. Ich bin als Spieler schon abgestiegen. Das war ein sehr schlimmes Gefühl. Einen Aufstieg habe ich noch nicht richtig miterlebt. Das ist auf jeden Fall etwas, was ich in meiner Karriere noch erreichen möchte.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Johannes Mohren, rbb Sport.

1 Kommentar

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  1. 1.

    Ein sehr interessantes und gut geführtes Gespräch. Die sinnvollen Fragestellungen haben Cedric Eischen viel Raum für seine Antworten gelassen, was er nutzte - und mich erfreute. Endlich mal ein spannendes Interview.

    Ich wünsche Herrn Eischen ein erfolgreiches Jahr bei den Cottbussern und gute Gesundheit!

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