Teltow-Fläming - Investor will "größtes Bordell Brandenburgs" in Ludwigsfelde eröffnen - aus Trotz

Fr 20.12.24 | 15:30 Uhr | Von Alexander Goligowski und Philipp Rother
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DDR-Verwaltungsgebäude am Stadtrand von Ludwigsfelde soll Bordell werden. (Quelle: rbb24/Alexander Goligowski)
Bild: rbb24/Alexander Goligowski

Jahrelang hat ein Berliner Investor mit der Stadt Ludwigsfelde um die Nutzung eines Gebäudes in einem Industriegebiet gestritten. Weil er dort keine Monteure unterbringen darf, soll demnächst ein Bordell einziehen. Von Alexander Goligowski und Philipp Rother

Ein Berliner Investor hat am Ludwigsfelder Stadtrand (Teltow-Fläming) ein DDR-Verwaltungsgebäude gekauft - und hatte einen klaren Plan: Er wollte es zu einem Arbeiterwohnheim umbauen. Das wurde von der Stadt mit dem Hinweis, dass das Gebäude in der Gottlieb-Daimler-Straße in einem Gewerbegebiet liegt, aber abgelehnt.

"Wir sind ein starker Industrie- und Gewerbestandort - darauf sind wir auch stolz, in dem Fall aber hatte der Investor im Vorfeld nicht mit uns gesprochen", sagte Bürgermeister Andreas Igel (SPD) im Gespräch mit dem rbb.

Gefahr für Industrieansiedlung

Der Investor, die City Best Hotel Group GmbH, habe das Gebäude als Unterkunft für Monteure im einfachen Stil betreiben wollen. Das sei die Kernkompetenz der Gruppe, das mache sie auch an anderen Stellen, so Igel. In dem industriellen Umfeld in der Gottlieb-Daimler-Straße sei das aber nicht möglich. Wohnen harmoniere nicht mit der benachbarten Industrie: "Es würde zu Störungen führen. Das hätte man im Vorfeld klären können. Dann hätten wir uns viel Ärger ersparen können", so Igel.

"Wenn wir im Industriepark wissentlich eine Wohnform zulassen, müssen wir Schall-Genehmigungen, die den Unternehmen erteilt wurden, widerrufen. Damit wäre die Industrieansiedlung dort gefährdet", ergänzte der SPD-Politiker.

Die City Best Hotel Group GmbH und die Stadt Ludwigsfelde streiten seit 2016. In einem Prozess vor dem Verwaltungsgericht ergab sich dann, dass ein Bordell an dem Standort eröffnet werden dürfte. Das ließ sich der Investor nicht zweimal sagen. Das Laufhaus soll im nächsten Sommer eröffnen – mit 52 Zimmern und einer "modernen Ausstattung". Ein entsprechendes Schild ist bereits aufgestellt worden. Es wird damit geworben, dass vor Ort das "größte Bordell Brandenburgs" eröffnen wird. Tausende Auto- und Truckfahrer passieren das Schild täglich.

DDR-Verwaltungsgebäude am Stadtrand von Ludwigsfelde soll Bordell werden. (Quelle: rbb24/Alexander Goligowski)Das Hinweisschild steht in Ludwigsfelde bereits

Stadt sieht Vorhaben negativ

Im Rathaus stoßen die Pläne auf wenig Gegenliebe: "Das ist eine Situation, die uns nicht gefallen kann, und schon gar nicht an dem Standort gefallen kann. Das ist immerhin eine der zentralen Zufahrten zur Stadt – von daher wird dieses Vorhaben eher negativ vonseiten der Stadt gesehen und auch von meiner Person", so Igel.

Auf seiner Internetseite tritt der Investor als Hotelbetreiber auf. Auch das zukünftige Bordell in Ludwigsfelde ist als Hostel angekündigt. Auf Nachfrage erklärt City-Best-Chef Frank Blaschke, der sich aktuell in Asien aufhält, das Bordell als Verzweiflungstat: Der Bürgermeister habe zu verantworten, dass jetzt ein Großbordell entstehen wird - durch einen jahrelangen Kleinkrieg. "Wir wollen diese Nutzung nicht, diese wird uns aufgezwungen", so Blaschke.

Bisher kein Antrag auf Umnutzung eingegangen

"Niemandem wird etwas aufgezwungen", erklärte Igel: Der Investor habe das Gebäude spekulativ zu einem relativ günstigen Preis erworben und versuche jetzt, mit Gewalt seine Interessen durchzusetzen.

Es gab auch Gespräche zwischen Stadt und Investor. Dabei sind andere Nutzungsoptionen erörtert worden. Zu einer Lösung des Problems führte der Austausch aber nicht. Wie es nun mit dem drei Stockwerke hohen früheren Bürogebäude weitergehen wird, ist offen. Fakt ist: "Bis heute ist kein Antrag auf Umnutzung eingegangen", erklärte Ludwigsfeldes Bürgermeister abschließend. Es ist bislang nur das Schild aufgebaut worden, das die Eröffnung des Bordells im Sommer 2025 ankündigt. Rechtlich möglich wäre das.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.12.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Alexander Goligowski und Philipp Rother

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31 Kommentare

  1. 31.

    "Wenn wir im Industriepark wissentlich eine Wohnform zulassen, müssen wir Schall-Genehmigungen, die den Unternehmen erteilt wurden, widerrufen...." Noch typisch deutscher geht es nicht mehr.

  2. 30.

    Die City Best Hotel Group betreibt mehrere solcher Hotels für Monteure. Ich gehe davon aus, dass das also Profis sind. Ich bin bei der Stadt, wenn sie sagt, vor dem Kauf hätte es geklärt werden können.
    Keiner zwingt diese Firma, ein Bordell zu eröffnen, das ist doch lächerlich.
    Wenn die Betreiber den Plan umsetzen, ist es also ihre Entscheidung.
    Und wenn dies rechtlich möglich ist, muss die Stadt dies wohl ertragen.
    Es bleibt dann nur noch zu hoffen, dass es im Konkreten nach Recht und Gesetz läuft und unter Wahrung der Menschenwürde niemand zu irgendeiner Tätigkeit gezwungen wird. Das wiederum müsste doch wohl kontrollierbar sein, oder etwa nicht?

  3. 29.

    >"...lassen Sie sich nicht verwirren, da hat jemand meinen Kommentar 18. genommen, den ich an 9. geschickt hatte und ihn identisch an Sie weitergeleitet, wie einfallsreich"
    Egal! Meine guten Meinungen als Antwort auf welche Kommentare auch immer sind so oder so jetzt in der Welt ;-))

  4. 28.

    ....lassen Sie sich nicht verwirren, da hat jemand meinen Kommentar 18. genommen, den ich an 9. geschickt hatte und ihn identisch an Sie weitergeleitet, wie einfallsreich ;-).

  5. 27.

    >"außer vielleicht für die Menschen, die dort arbeiten (müssen)."
    Ein Bordell ist nicht per se ein Hort von Kriminalität und Ausbeutung. Gibt auch gute Beispiele, wo alles im gesetzlichen und sozialen Rahmen läuft. Bordelle werden auch von den kommunalen Behörden immer strenger kontrolliert. Sobald da irgend was ruchbar wird, ist die Gewerbegenehmigung weg.
    Nicht falsch verstehen... Diese Trotzreaktion des Häuslebesitzers von wegen... wenn kein Hotel, dann ein Bodell... ist natürlich eine Steilvorlage für ein unvernehmliches Zusammenarbeiten mit der Stadt.

  6. 26.

    ......win, win für alle, außer vielleicht für die Menschen, die dort arbeiten (müssen). Hey aber egal, was kümmern Sie diese Menschen oder?

  7. 25.

    Mitten in Berlin existiert seit 2005 das Artemis und es scheint zu laufen sonst wäre es ja längst Pleite gegangen.
    Wenn das Geschäftsmodell nicht per Gesetz verboten ist sollte es auch genehmigt werden.

  8. 24.

    wieso sehe ich nichts schlechtes an beiden ideen?
    reisende arbeiter die im gewerbegebiet schlafen oder ein bordell abseits von einem wohnviertel wo lärm nicht stört...

  9. 23.

    Warum denn so gehässig? Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass noch Kunden dazu kommen und je nach Angebot möglicherweise sogar Kundinnen. ; )

  10. 22.

    Weiß ich doch, dass dies eine eher Trotzreaktion ist. Endletztlich ist auch selber Schuld. Unwissenheit schützt vor Schaden nicht. Gerade als schon Hotelbetreiber müsste er wissen, wann wie Umwidmung von reiner Gewerbe- zu Wohnnutzung. Ein Hotel als Gebäude ist zwar eine Gewerbegebäude. Die Art der Nutzung machts! Ein Hotelzimmer gilt als Wohneinheit. Hier gelten aber unterschiedliche kommunale Auslegungen. Wenn in Ludwigsfelde eine Wohnnutzung, auch nur vorübergehend, in einem Gewerbegebiet nicht infrage kommt, dann ist das so. Hätte er auch vorher erfragen können.

  11. 21.

    ......die Reaktion des Mannes ist meiner Meinung nach ein knallharter Erpressungsversuch und Trotz. Bekomme ich keine Unterkunft für Arbeiter, bekommt ihr ein Bordell. Der Mann hat eine günstige Gewerbeimmobilie erstanden und wusste im Zweifel genau, dass er in einem Gewerbegebiet nicht einfach so ein Wohnkomplex entstehen lassen kann. Er wollte und will soviel Gewinn wie möglich machen, so oder so. In meinen Augen ist dieser Mensch völlig berechnend und hochegoistisch.

  12. 20.

    >"der arme, arme Mann. Wenn ich kein Hostel eröffnen kann, fällt mir als allernächstes natürlich sofort ein Bordell ein, logisch."
    Dem Vernehmen nach aus diesem Artikel hat ihn wohl erst eine Äußerung in einem Prozess zu diesem Verwaltungsvorgang auf diese Idee gebracht. Zitat Artikel: "In einem Prozess vor dem Verwaltungsgericht ergab sich dann, dass ein Bordell an dem Standort eröffnet werden dürfte. Das ließ sich der Investor nicht zweimal sagen."
    Jeder richtige Geschäftsmann will auch legal Geschäfte machen. Ich erinnere an die Gesetzeslage: In Deutschland ist Prostitution seit vielen Jahrzehnten legal, wenn sie freiwillig und von volljährigen Personen ausgeübt wird. Erst seit Einführung des Prostitutionsgesetzes im Jahr 2002 gilt sie nicht mehr als sittenwidrig.

  13. 19.

    Ehrlich ich finde das zum brüllen komisch… wie war das nochmal „der Anschiss lauert überall“ … erst denken dann einen Bescheid erstellen.

  14. 18.

    "Wenn das Angebot günstig genug ist, können die Monteure doch dort nächtigen und am nächsten Tag tiefentspannt zur Arbeit. Win win nenn ich das."

    ......win, win für alle, außer vielleicht für die Menschen, die dort arbeiten (müssen). Hey aber egal, was kümmern Sie diese Menschen oder?

  15. 17.

    Immer wenn ich mich mal wieder durchringen möchte die Bezeichnung "Investor" nicht per se als Schimpfwort anzusehen, kommt ein ganz besonderes Exemplar dieser Gattung ums Eck, mich eines Besseren zu belehren.

  16. 16.

    "Er wollte es doch gar nicht! Aber Eigentum verpflichtet also macht er jetzt was draus. Meine Güte, es wird ein Bordell und keine Folteranlage. Die Nachfrage wird definitiv da sein, müssen nur noch Angestellte (oder Freischaffende gegen Entgelt) ran. Habt euch doch nicht so, wir leben im 21. Jahrhundert!"

    .....der arme, arme Mann. Wenn ich kein Hostel eröffnen kann, fällt mir als allernächstes natürlich sofort ein Bordell ein, logisch. Habt euch doch nicht so, Angestellte, seid den Menschen (Männern) einfach zu Diensten und gut ist. Eine Idee aus dem 21. Jahrhundert? Wohl kaum, sonst würde es dazu keinen Zweig des Menschenhandels geben. Anscheinend wollen es ja nicht so viele Menschen freiwillig tun. Scheint wohl doch nicht allzu beliebt zu sein, diese Art von "Arbeit".

  17. 15.

    Und da scheiden sich die gesetzlichen Geister: Für den Lärmschutz am Arbeitsplatz, auch der Büroplatz in einem Gewerbebetrieb, ist der Arbeitgeber zuständig. Ein Bürogebäude ist Gewerbe und nicht Wohnen. Das sind zwei unterschiedliche Gesetzeslagen auch von den Genehmigungen her.

  18. 14.

    Das gibt wohl bald nen Skandal im Sperrbezirk, aber der Chef des Bordell wird sicher in die Hände spucken und das Bruttosozialprodukt steigern.

  19. 13.

    „Eine Verzweiflungstat“ ist es auch, wenn Frauen im Bordell arbeiten. Daher habe ich kein Mitleid mit diesem Investor, wie unmenschlich und berechnend

  20. 12.

    Ganz ehrlich, selbst wenn es ein Bürogebäude bleiben würde: Sollte der Lärm der Industrie ringsum so laut sein, dass er (nachts) Kurzzeitwohnende schädigt, möchte ich mich dort auch nicht tags am Rechner konzentrieren müssen. Das geht auch sehr auf die Substanz. Wird nur bisher vom Baurecht überhaupt nicht berücksichtigt. Da sollten dringend Änderungen her.

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