Fahrdienstleister in Berlin - Senat will Mindestfahrpreis für Uber und Co. prüfen

Do 19.12.24 | 07:56 Uhr
  45
Taxifahrer protestieren am 05.12.2024 anlässlich der Plenarsitzung vor dem Berliner Abgeordnetenhaus gegen "Sozialdumping von Uber & Co". (Quelle: dpa-Bildfunk/Bernd von Jutrczenka)
dpa-Bildfunk/Bernd von Jutrczenka
Audio: rbb24 Inforadio | 19.12.2024 | Anette Mirsch | Bild: dpa-Bildfunk/Bernd von Jutrczenka

Künftig soll vermieden werden, dass Fahrdienste wie Uber und Bolt ihre Fahrten sehr viel günstiger anbieten als Taxi-Unternehmen. Inwiefern ein Mindestfahrpreis eingeführt werden kann, wird im Abgeordnetenhaus beraten.

Die Berliner Landesregierung will einen Mindestfahrpreis für Mietwagenunternehmen wie Uber oder Bolt einführen. Ein entsprechender Antrag soll am Donnerstagabend im Abgeordnetenhaus beraten werden, wie die DPA berichtete.

Die "Vorgabe eines Mindestbeförderungsentgelts für den Mietwagenverkehr" soll "geprüft und im Falle offensichtlicher Wettbewerbsverzerrung oder einer Störung des öffentlichen Verkehrsinteresses ergriffen werden", heißt es in dem Antrag. Gemeint ist, dass die Mietwagenanbieter ihre Fahrpreise dann nicht mehr frei gestalten und Fahrten deutlich günstiger anbieten können als die Konkurrenz bei den Taxi-Unternehmen.

Schärfere Kontrollen geplant

"Die Vermittlungsplattformen greifen bis zu 30 Prozent des Fahrtpreises als Provision ab - gleichzeitig werden Dumping-Preise angeboten", teilte der SPD-Verkehrspolitiker Tino Schopf mit. "Es ist daher nicht überraschend, dass sich das Mietwagengeschäft langfristig wirtschaftlich nicht legal betreiben lässt, sondern in der Praxis vielfach zu Sozialbetrug, Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung führt."

Der Antrag sieht eine Reihe weiterer Verschärfungen für das Mietwagengewerbe vor. So soll das für die Überprüfung der Unternehmen zuständige Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) personell gestärkt und Kontrollen systematisiert werden. Gemeinsame Kontrollen mit Zoll und Polizei sollen auch in der Nacht durchgeführt werden.

Widerstand erwartbar

Uber und Bolt betreiben keine eigenen Flotten, sondern vermitteln Fahrten auf ihren Plattformen an Mietwagenunternehmen. Für sie gilt, dass sie nach jeder gebuchten Fahrt eigentlich wieder zum Unternehmenssitz zurückfahren müssen und unterwegs keine Fahrgäste aufnehmen dürfen, es sei denn, eine weitere Fahrt wird gebucht.

Bereits im Jahr 2021 hatte die Stadt Leipzig Mindesttarife für Mietwagen festgelegt. Ein Unternehmen klagte dagegen. Das Verwaltungsgericht Leipzig entschied im November dieses Jahres, dass die Mindestpreise zwar grundsätzlich zulässig sind, von der Stadt aber zu hoch angesetzt wurden. Mit ähnlichen Klagen wird bei einer entsprechenden Regelung auch in Berlin zu rechnen sein.

Hunderte Mietautos entfernt

"Dieser Taxi-Antrag von SPD und CDU hat bundesweite Signalwirkung", teilte der Hauptgeschäftsführer des Taxi- und Mietwagenverbands Deutschland (TVM), Patrick Meinhardt, mit. "Statt einer Prüfung beim Mindestbeförderungsentgeld sollte am Ende der Beratung ein klares Ja zum Mindestbeförderungsentgeld stehen."

Die Berliner Senatsverwaltung hat im vergangenen Jahr den gesamten Fahrzeugbestand auf den Mietwagenplattformen Uber, Freenow und Bolt überprüft und Hunderte Autos entfernt. Grund für die Sperrung der Fahrzeuge waren demnach fehlende, abgelaufene oder falsche Genehmigungen, die das Labo festgestellt hatte.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.12.2024, 08.10 Uhr

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

45 Kommentare

  1. 45.

    "Es ist daher nicht überraschend, dass sich das Mietwagengeschäft langfristig wirtschaftlich nicht legal betreiben lässt, sondern in der Praxis vielfach zu Sozialbetrug, Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung führt."

    Wieso wird das Geschäft dann zugelassen?

  2. 43.

    Sie fahren mit Uber KEIN Taxi - das scheint ne Wissenslücke der aktuellen Generation zu sein.... naja - was erwartet man auch...... Kein Wunder, dass gesellschaftlich alles immer weiter bergab geht, wenn man solche Kommis lesen muss. Aber die Uber-Webseite vermittelt auch fälschlicherweise den Eindruck, ein Taxi zu bestellen, wenn dann doch irgendein Wald-und Wiesenfahrdienst mit unqualifiziertem Personal angerast kommt. Die verblödung durch Webseiten und der Nutzerschaft, die auf solchen Mist hereinfällt nimmt Form an....

  3. 42.

    Der Festpreis für Taxis ist leider eine Mogelpackung. Ich hab das nun merhmals verglichen. Das Taxometer war immer 10-15% billiger.
    Die Masche von Uber usw. ist der Wechsel / der Verkauf der GmbH nach ca. zwei Jahren, denn erst nach drei Jahren wird man gepüft. So vermeiden sie Steuerzahlungen. Auch wird mit der Adresse der Rückfahrt getrickst. Das kann ihnen jeder Taxi Fahrer bestätigen.

  4. 41.

    Die Taurus-Debatte des Transport-Gewerbes.

  5. 40.

    Geiz ist also geil? Ich finde, Geiz macht hässlich. Freundschaften hatten bislang komischerweise mit Uber durchweg schlechte Erfahrungen: Fahrpersonal spricht kein Deutsch, fährt komische Routen trotz Navi und wird frech. Sie fahren jetzt wieder Taxi und zahlen gerne etwas mehr für guten Service und saubere Autos.
    Wenn ich mal Taxi fahre - dies meist nach ärztlichen Behandlungen - dann nutze ich die Taxi-App oder rufe an - das Personal in den Taxis durch weg freundlich, gebildet und fair. Die eine schlechtere Erfahrung, die ich mal vor 14 Jahren machen musste (nachweislich)ist da ein riesen Ausnahme gewesen.

  6. 39.

    Hallo, Bernhard,
    ich bezweifle, dass UBER & Co.-Fahrer über eine "Mietwagenversicherung für die gewerbliche Personenbeförderung" verfügen. Dieses Dokument, genau wie der Ortskundenachweis, ist für eine Registrierung bei UBER offensichtlich nicht erforderlich.
    Und bevor Sie jetzt wieder sagen: "...Von den Taxifahrern hat auch keiner einen Ortskundenachweis...", mag das evtl. in der Realität zutreffen. Bei der Beantragung des sog. "Taxischeins" ist dieser jedoch eine Voraussetzung (zumindest theoretisch). Leider ist auch dieser leicht zu bekommen, wenn man Jemanden kennt, der Einen kennt...
    https://www.bussgeldkatalog.org/taxischein/
    Die Voraussetzungen zur Personenbeförderung sollten deshalb für alle identisch sein, auch für UBER & Co...und vor allem regelmäßig und detailliert geprüft werden. Leider hat die Politik zuwenig Interesse daran.

  7. 37.

    Na super. Anstatt die veralteten Strukturen des Taxi Innung etc aufzuheben, geht mann lieber den neuen Unternehmen an den Kragen. Überall buche ich sehr gerne mein Taxi über Uber. Die Idee dahinter ist grandios und easy. Nur in Deutschland wird wieder alles verkompliziert… so dass Uber völlig uninteressant wird. Sei es für Gäste oder erst recht für Fahrer.

  8. 36.

    Ist doch schön, dass sich selbst der Pöbel, trocken und warm durch die Gegend kutschieren lassen kann.

  9. 35.

    Da haben Sie aber falsch nachgedacht! Schon 1/3 der Renten zahlen die Steuerzahler und zukünftig noch mehr! Und das hat überhaupt nichts mit Uber&Co, Schwarzarbeit etc. zu tun!!!

  10. 34.

    Konkurrenz? Diese ist nur gegeben, wenn alle Anbieter den gleichen Vorgaben/Voraussetzungen unterliegen. Wie bei einer Ausschreibung sozusagen. Illegale Fahrer, Dumpingpreise, wiederholte Verstöße gegen die StVO, keine Versicherung für die Fahrgäste...das ist keine Konkurrenz. Vielmehr ein beginnender Sumpf, den es durch Regelungen/Kontrollen auszutrocknen gilt.
    Hauptsache billig, alles andere ist egal. Leider denken Einige so, weshalb es diesen obskuren Markt überhaupt gibt. Angebot und Nachfrage. Wenn Niemand mehr mal schnell billig z.B. einen UBER buchen würde, würden diese "Dienstleister"von selbst verschwinden. Wer nutzt denn UBER & Co. am Meisten? Bestimmt nicht die Boomer-Generation 50+. Es sind die Jüngeren, die einerseits nach Nachhaltigkeit und "Umwelt schützen" schreit, andererseits sich jedoch mal schnell mit UBER & Co. durch die Gegend kutschieren lässt, anstatt die Öffis zu nehmen. Hinterfragen Fehlanzeige.

  11. 33.

    Da hat man mal ein Phänomen a la „Der Markt regelt“ und dann ist es der CDU doch wieder nicht recht. Das taxigewerbe ist aus der Zeit gefallen, Uber und Co sind die Zukunft. Preislich wie von den Leistungen her.

  12. 31.

    Leider sachlich nicht, da das Taxigewerbe reguliert ist, dafür Uber, Bolt und Co. mit "Scheinselbständigen" agieren.

    Ähnlich wie die "Kamikaze"-Radler, die für einen Hungerlohn Essen ausfahren. In der Regel lässt sich unschwer erkennen, welche Bevölkerungsgruppen hier ausgebeutet werden.
    Beschämend für die "Geiz-ist-geil" Gesellschaft.

  13. 30.

    Egal wie sie heißen. Ob Uber, Bolt und die Taxi- Unternehmen. Ein insgesamt komplett niveauloses und runtergekommenes Gewerbe. Es passt jedoch zu dieser Stadt. Einfach kein Niveau.

  14. 29.

    Leider nur sehr vordergründig "günstiger".

    De facto Ausbeutung der Fahrer, die dann wieder vom Sozialsystem - also allen Steuerzahlern - beim Lebensunterhalt oder Später der "Rente" aufgefangen werden müssen.

    Allerdings hat sich das Berliner Taxigewerbe auch keinen Gefallen getan.
    Deutsch ist z.T. keine Grundlage, übergreifende Ortskunde gibt es nicht mehr, so dass Navis Umwege oder in den direkten bekannten Stau führen.
    Autos, die oft dreckig und zu klein für Koffer normaler Größe sind...

  15. 28.

    Es sind die Taxis, mit dem „mündlich verhandelbaren Preis“ nicht die (legalen) Fahrdienste. Bin mal eine Weile für Uber gefahren, da laufen Preise nur über die App. Zudem war ich normal angestellt mit regulärem Lohn und Steuern. Das ist mehr als viele Taxi-Unternehmen ihren Sklaven anbieten.
    Fakt ist leider, dass es sowohl bei Fahrdiensten als auch bei Taxi viel Schwarzarbeit gibt - also regelmäßige Kontrollen nötig sind.

  16. 27.

    Ich sehe hier lediglich eine große Nebelkerze seitens des Senats, um einen Interessenverband ruhig zustellen. Ein Mindestbeförderungsentgeld beseitigt die bestehen Probleme in keiner Weise. Der Fahrgast steigt trotzdem noch in ein schlecht gepflegtes Fahrzeug mit einem evtl. ortsunkundigen Fahrer mit einer zweifelhaften Ausbildung. Solange es nicht die gleichen Mindestvoraussetzungen für die gleiche Tätigkeit gibt, wird nur der Kunde benachteiligt. Er zahlt eben nur mehr, für den gleichen Mist.

  17. 26.

    Es hat noch nie geschadet, genauer hinzuschauen und regelmäßig tiefer zu prüfen. Ich bin auch der Meinung, dass bei einer Provisionsabgabe dieser Höhe an die Plattformen (1/3! der Einkünfte) und günstigeren Fahrpreisen als reguläre Taxis weder wirtschaftlich und erst recht nicht legal gearbeitet werden kann. Jeder Selbstständige müsste unter solchen Bedingungen über kurz oder lang Insolvenz anmelden. Man muss nicht BWL studiert haben, um das zu begreifen. Klar, dass sich bei UBER & Co. Widerstand regt. Sie sehen langsam ihre Felle davonschwimmen, wenn notwendige gesetzliche Regelungen erst keinen Sumpf enstehen lassen. Im Übrigen: Nicht nur in finanzieller Hinsicht wären regelmäßige Prüfungen angebracht. Auch Verkehrskontrollen sollten stärker auf diese Mietwagenflotten fokussiert sein. Wer kann nicht täglich zahlreiche Verkehrsverstöße dieser Wagen beobachten? Einfach nur gruselig. Manchmal frage ich mich, auf welchem Acker die ihre Fleppen gemacht haben...wenn überhaupt.

Nächster Artikel