Online-Bestellungen vor Weihnachten - 100 Pakete am Tag im Paketshop - hohe Auslastung auch an Packstationen

Mi 18.12.24 | 15:11 Uhr | Von Simon Wenzel
  2
Symbolbild: Eine Paketzustellerin legt Pakete in eine Packstation, vor ihr steht ein großer Stapel. Bild: IMAGO / Frank Drechsler
Bild: IMAGO / Frank Drechsler

In der Vorweihnachtszeit wird besonders viel bestellt. Rund 500.000 Päckchen werden in Berlin täglich alleine von DHL-Lieferanten ausgefahren. Immer stärker genutzt werden dabei Paketshops und Packstationen. Von Simon Wenzel

In einem Spätkauf in Berlin-Schöneberg steht Selo hinter seinem Tresen. Neben und hinter ihm im Laden stapeln sich Pakete. Neben Getränken, Zeitungen, Süßigkeiten und Kippen bietet Selo seit anderthalb Jahren auch den Paketdienst an, sein Späti ist ein DHL-Paketshop. "Wenn die Weihnachtszeit kommt, nehmen die Pakete zu: Ab 15. Dezember geht es richtig ab", sagt Selo. Heißt: locker mal 100 Pakete am Tag.

Alle paar Minuten kommt jemand in den Laden - alte Menschen, junge Menschen -, viele werden persönlich von Selo begrüßt. "Teilweise bestellen die Leute schon gezielt hier hin", sagt er. Von 7 bis 23 Uhr ist der Paketshop im Späti geöffnet. Das sei für viele Menschen aus der Nachbarschaft praktischer, als zu hoffen, dass der oft überlastete Paketbote die Zeit hat, in den dritten oder vierten Stock hoch zu laufen, erklärt Selo.

Doppelt so viele Pakete wie normalerweise in der Weihnachtszeit

"25 Sekunden bis eine Minute", nimmt sich Selo Zeit für ein Paket. "Es sei denn, jemand will quatschen", sagt er. Eine junge Frau hat mehrere Pakete dabei. "Kannst du mir helfen?", fragt Selo sie. Nebenbei will nämlich noch jemand Kopien machen und ein dritter Kunde etwas kaufen. Die Frau hält also ein Paket nach dem anderen hoch zum Scannen, dann trägt sie ihre Retouren selbst nach hinten zum Stapel. "Falls du mal 'nen Job brauchst, sag Bescheid, ich stell' dich ein", sagt Selo lachend. Drei Mitarbeiter hat der Laden, sie arbeiten abwechselnd.

Insgesamt gibt es in Berlin 1.050 DHL-Partnerfilialen und -Paketshops. Nach Angaben einer Konzernsprecherin haben diese momentan viel zu tun. Schon Ende November begann das Weihnachtsgeschäft. Am 2. Dezember seien bundesweit erstmals über 12 Millionen Pakete innerhalb eines Tages sortiert worden - fast doppelt so viele, wie an einem durchschnittlichen Tag im Jahr (6,3 Millionen), schreibt die Sprecherin. Derzeit seien es rund 11 Millionen täglich.

In Berlin werden in der Vorweihnachtszeit rund 500.000 Pakete täglich ausgeliefert, doppelt so viel wie sonst im Schnitt. Und das sind nur die Zahlen von DHL. Dazu kommen noch große Wettbewerber wie Hermes, DPD und UPS. Neben viel Stress für die Paketboten bedeutet das auch eine hohe Auslastung für Paketshops wie den von Selo. Dazu gibt es noch Postfilialen und vermehrt auch Packstationen. Auf die setzt vor allem DHL seit einigen Jahren immer mehr in Deutschland.

1.200 Packstationen in der Region

In Berlin und Brandenburg gibt es bereits über 1.200 Packstationen - rund 820 in der Hauptstadt, etwa 420 in Brandenburg. Online lässt sich nicht nur die nächste Packstation finden, sondern auch deren Auslastung sehen. In der Nähe des Paketshops in Schöneberg, in dem Selo hinter seinem Tresen die Pakete entgegennimmt, sind gleich mehrere mit dem Label "Heute sehr hohe Auslastung erwartet" versehen. In der Gegend wird offenbar fleißig bestellt.

An einer Packstation vor einem Supermarkt in der Martin-Luther-Straße kommen im 10-Minuten-Takt Menschen, geben an dem kleinen Terminal ihre Daten ein, öffnen eine Box und holen ein Paket hinaus oder versenden sogar eins. 85 Fächer in unterschiedlichen Größen hat diese Packstation, das ist eher eine kleine. Eine Frau holt ihr Paket ab. "Das ist viel praktischer als wenn ich zu einer Filiale müsste", sagt sie. Allerdings sei diese Packstation in der Tat manchmal voll. Zu Nikolaus zum Beispiel, da habe sie mit Glück den Paketboten mit dem erwarteten Geschenk abfangen können. Da es kein freies Fach in der notwendigen Größe gab, hätte der Bote das Paket sonst wieder mitnehmen müssen.

DHL macht keine Angaben zu regionalen Nutzerzahlen und Auslastungen der regionalen Packstationen - "aus Wettbewerbsgründen", schreibt eine DHL-Unternehmenssprecherin. Bundesweit seien 26 Millionen Kunden beim Service von DHL registriert, nur soviel verrät der Konzern.

Im "Weihnachtshochbetrieb" könne es durchaus vorkommen, dass Packstationen voller sind, heißt es von DHL. Deshalb würden Abläufe mitunter angepasst. So fahren die Paketzusteller gleich morgens zuerst zu den Packstationen, holen aufgegebene Pakete ab und legen auszuliefernde in die Fächer. Dadurch würden die Kapazitäten "bestmöglich" genutzt. DHL analysiere außerdem intern die Auslastung jeder einzelnen Station. Wird eine Station wie die in Schöneberg häufiger hoch frequentiert, werde geprüft, ob man sie vergrößern könne.

Rund um die Uhr Self-Service hilft allen

Das Postverhalten der Deutschen hat sich verändert: weniger Briefe, mehr Pakete. Deshalb sei es zunehmend wichtiger geworden, auch diese flexibel abgeben und abholen zu können, schreibt die DHL-Sprecherin. "Im Weihnachthochbetrieb kommt den rund um die Uhr zugänglichen Paketautomaten eine besondere Bedeutung zu." Die meisten Kundinnen und Kunden brauchen nur wenige Sekunden an der Packstation, dann gehen sie weiter in den Supermarkt oder nach Hause. Das ist sogar noch schneller als in Paketshops - und es entlastet auch die Fahrer: einmal hinfahren, einen Haufen Pakete abladen oder einsammeln.

Für Kunden, die die persönliche Note beim Abholen und Verschicken von Paketen in der Weihnachtszeit vermissen, sind eben die Paketshops da. In Berlin ist das Netz an Filialen und Paketshops von DHL inzwischen so dicht, dass 80 Prozent der Stadtbevölkerung höchstens 250 Meter zu ihrem nächsten Angebot gehen müssen.

Und wenn dann ein freundlicher Typ wie Selo hinter dem Tresen wartet, macht das Abholen sogar Spaß. "Wer einmal kommt, kommt immer wieder", sagt er. Für ihn lohne sich der Paketshop deshalb auch. "Viele kaufen dann noch eine Coke oder so. Mein Mehrwert gegenüber anderen Läden in der Nähe ist der Paketshop, so binde ich Kunden. Mit der Hoffnung habe ich angefangen und das hat sich bisher bestätigt", sagt Selo. Es wirkt aber auch gestresst, wie er da ein Weihnachtspaket nach dem anderen abfertigt. Zwischendurch beißt er manchmal von einem Döner ab - für eine echte Mittagspause ist wohl kaum Zeit bis zur Bescherung.

Sendung: rbb24, 17.12.2024, 16 Uhr

Beitrag von Simon Wenzel

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

2 Kommentare

  1. 2.

    ...vielleicht sollten wir und alle mal bescheiden. Hilft den Boten und wir können ja mal auch im Sommer darüber nachdenken, was die Liebsten sich wünschen und nicht erst auf den letzten Tanz warten.

  2. 1.

    Der Weihnachtsmann kann ja nicht alles alleine machen ;-)) Die Rentiere sind schließlich nicht elektrisch betrieben und brauchen Ruhezeiten.

Nächster Artikel