Berliner Verkehrsbetriebe - BVG und Verdi einigen sich in Tarifstreit

Do 10.04.25 | 18:37 Uhr
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28.03.2025 Tram der BVG hält an einer Haltestelle
Audio: rbb24 Inforadio | 10.04.2025 | Anke Arndt | Bild: picture alliance / Michael Bihlmayer

Seit Januar wurde verhandelt, schließlich brachte eine Schlichtung den Durchbruch: Die Berliner Verkehrsbetriebe und die Gewerkschaft Verdi haben sich auf einen Tarifabschluss geeinigt. Nun müssen noch die Gremien beider Seiten zustimmen.

  • Berliner Verkehrsbetriebe und Verdi einigen sich auf Grundlage des Schlichtungsvorschlags
  • BVG-Beschäftigte erhalten mehr Grundgehalt, höhere Zuschläge und mehr Weihnachtsgeld
  • Gewerkschaftsmitglieder stimmen bis 28. April über Verhandlungsergebnis ab
  • Bei Annahme des Tarifabschlusses gibt es vorerst keine Streiks mehr

Im Tarifkonflikt zwischen den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und Verdi haben sich beide Seiten geeinigt. Über den Abschluss müssen aber noch die Gremien der beiden Tarifparteien abstimmen, wie BVG und die Gewerkschaft am Donnerstag mitteilten.

Die Verdi-Tarifkommission empfehle, dem Angebot der Arbeitgeberseite zuzustimmen, hieß es von der Gewerkschaft. Die Mitgliederbefragung soll in den nächsten Tagen beginnen und bis zum 28. April laufen, teilte Verdi weiter mit. Stimmen aus Sicht der Tarifkommission genügend Mitglieder - mindestens aber 25 Prozent - zu, wäre der Tarifstreit endgültig beigelegt. Weitere Warnstreiks wären damit vorerst vom Tisch.

Knackpunkt Grundgehalt

Verdi hatte in der laufenden Tarifrunde seit Mitte Januar fünfmal zum Ausstand aufgerufen und die BVG an insgesamt acht Tagen weitgehend lahmgelegt. Im März hatte die Gewerkschaft die Tarifverhandlungen für rund 16.000 Beschäftigte für gescheitert erklärt. Die Gewerkschaftsmitglieder stimmten anschließend für einen unbefristeten Streik, der aber durch das Schlichtungsverfahren abgewendet wurde. Unter Vermittlung der ehemaligen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD, Brandenburg) und Bodo Ramelow (Linke, Thüringen) kam in der Schlichtung ein Kompromiss zustande.

Knackpunkt war die Forderung nach einer Erhöhung des Grundgehalts um 750 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die nun getroffene Einigung sieht ein Plus von 430 Euro monatlich vor. Die Laufzeit beträgt zwei Jahre, rückwirkend zum Januar 2025.

Die erste Erhöhung erfolgt mit 380 Euro zum 1. Juni dieses Jahres. Weitere 50 Euro zusätzlich folgen ein Jahr später. Für die ersten fünf Monate des Vertrags ist eine Einmalzahlung in Höhe von 1.500 Euro vereinbart. Außerdem sollen Fahrdienst- und andere Zulagen sowie das Weihnachtsgeld angehoben werden.

Verhandlungsführer beider Seiten zufrieden

"Ich bin froh, dass wir nach hartem Ringen einen für alle Seiten guten und nachhaltigen Kompromiss erzielt und die Tarifrunde letztlich zu einem Abschluss gebracht haben", sagte BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe. "Für uns ist der Abschluss ein finanzieller Kraftakt, den wir nun gemeinsam und verantwortungsvoll managen werden, damit unsere Fahrgäste sich auf ein stabiles Angebot verlassen können."

Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt bezeichnete das Angebot als ein "Ergebnis unserer Stärke und unserer Entschlossenheit, die wir in den letzten Monaten gezeigt haben". Verdi liege damit deutlich über den anderen Tarifabschlüssen in diesem Jahr. Pessimistischer äußerte sich Sven Globig von der Verdi-Tarifkommission. Er habe sich schwergetan, die Annahme zu empfehlen. "In der Öffentlichkeit hören wir derzeit viel darüber, dass wir uns über diese hohen Steigerungen freuen sollen. Fakt ist jedoch, dass wir mit diesem Abschluss lediglich das ausgleichen, was wir in den letzten Jahren verloren haben", so Globig.

Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) nannte die Einigung eine gute Nachricht für die Berlinerinnen und Berliner sowie die Beschäftigten.

Da die Tarifkommission der Gewerkschaft sich für die Annahme des Abschlusses ausgesprochen hat, gilt ein entsprechendes Ergebnis bei der Mitgliederbefragung als wahrscheinlich. Erneute Streiks sind dann ausgeschlossen - zumindest bis Ende des Jahres. Dann läuft der Manteltarifvertrag aus, den BVG und Verdi im Frühjahr 2024 abgeschlossen haben. Er regelt - im Unterschied zum Entgelttarifvertrag, um den es bei den aktuellen Verhandlungen ging - unter anderem die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.04.2025, 17:20 Uhr

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75 Kommentare

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  1. 75.

    Bei nur 24% oder weniger zustimmenden bei VERDI organisierten BVGlern geht der Scheiß ab 29.April von vorne los

  2. 74.

    Die 1,5h sind für den Vergleich völlig belanglos. Am Ende des Monats habe ich eine Summe X auf dem Konto. Die Frage ist, ob diese Summe zum Leben reicht. Wie lange ich dafür arbeiten musste, ist nachrangig.

  3. 72.

    Es geht um die Regelarbeitszeit, die auch für die Tabellentgelte entscheidend ist. Bleib doch mal sachlich. Immer diese persönlichen Anfeindungen. Man kann nunmal nicht ein 37,5 Wochenstunden Engelt mit dem eines TV mit 39 Stunden vergleichen.

  4. 71.

    Wer lesen kann ist klar im Vorteil!

    "Fakt ist jedoch, dass wir mit diesem Abschluss lediglich das ausgleichen, was wir in den letzten Jahren verloren haben", so Globig."

  5. 70.

    Die BVG hat 2024 auch gestreikt im Februar also Sie sollen jetzt Ruhe geben wer bekommt schon solche Erhöhung.

  6. 69.

    " Denn Gewerkschaft handelt um ihrer Existenz wegen, sonst treten ja alles aus. "

    Sie haben nicht den blassesten Schimmer wie Gewerkschaften funktionieren.

    "Fakt ist jedoch, dass wir mit diesem Abschluss lediglich das ausgleichen, was wir in den letzten Jahren verloren haben", so Globig."

  7. 68.

    Ich denke auch, eine Notversorgung sollte verpflichtend werden, so wie in anderen Bereichen auch.

  8. 67.

    Danke an die Herren Ramelow und Platzeck!
    Ein paar Monate zum Durchatmen für die Fahrgäste.
    Verdi steht bestimmt schon in den Startlöchern für den nächsten Steik, wenn der Manteltarifvertrag zum Jahresende ausläuft.
    Vielleicht sollten doch die Streikmöglichkeite für Einrichtungen der kritischen Infrastruktur etwas begrenzt werden . . .

  9. 66.

    …Definitionsfrage! Wo fängt es an! Was Verdi fordert ist für mich gierig. Punkt

  10. 65.

    Das ist Quatsch.Es gibt verschiedene Arbeitszeitmodelle.Es gab nie eine einheitliche Reduzierung der Arbeitszeit.
    Dieses missgünstige Gerede jedesmal..

  11. 64.

    Abkadabra und die Luftbusse fahren von ganz allein.
    Darauf hat das Fahrpersonal denkbar geringen Einfluss.

  12. 63.

    Das tun Sie bereits massenhaft. Spätestens im Sommer werden auch Sie sehen, wohin die Reise dann nicht mehr geht. Wie gesagt, das hat sich Berlin schwer verdient!

  13. 62.

    Ja. Oder warum wollten Sie damals lieber Freizeit statt mehr Geld? Es ist unredlich, erst die Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich zu bekommen und sich später mokieren, dass es nicht mehr Geld gab. Aber Sie können ja nun wieder auf 39 Stunden gehen, gibt zusätzlich Geld. Dann ist es wieder vergleichbar mit dem ÖD

  14. 61.

    Die 2 Euro für dreckige Haltestellen und Bahnhöfe sollte auf den Fahrpreis aufgeschlagen werden. Den Dreck machen die Kunden der BVG und nicht die Fahrer.

  15. 59.

    Bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Wenn man den Tarifvertrag mit dem Öffentlichen Dienst vergleicht, kann man wirklich nicht meckern.

  16. 58.

    Ich habe als Selbstständige seit 8 Jahren keine Erhöhung. Ich liebe meinen Beruf(Berufung).
    Gerne 10-12 Stunden am Tag. BVG Mitarbeiter müssten sich als anders orientieren. Freie Wirtschaft?

  17. 56.

    So nun ist mal genug gemeckert. Es ist gut, dass es eine Einigung gibt. Ein bißchen mehr Runterfahren täte in Berlin allen mal gut.