Demografie - Zahl der Geburten in Brandenburg erneut gesunken

Di 15.04.25 | 17:31 Uhr
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16.01.2025 Eine Mutter hält auf der Geburtsstation die Hand eines einen Tag alten Neugeborenen.
Audio: Antenne Brandenburg | 15.04.2025 | Mario Köhne | Bild: picture alliance/dpa | Markus Scholz

Seit Jahren sinken die Geburtenzahlen in Brandenburg - im ländlichen Raum noch stärker als in den Städten. Nach Einschätzung des Gesundheitsministeriums spielen dabei auch ökonomische Unsicherheiten und Krisen eine Rolle.

Der Geburtenrückgang in Brandenburg hat sich im vergangenen Jahr fortgesetzt. Wie das Statistische Bundesamt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, kamen im Vorjahr 15.157 Jungen und Mädchen in Brandenburg zur Welt. Das waren 728 Neugeborene weniger als im Jahr 2023. Die bislang unveröffentlichten Angaben sind vorläufig, mit endgültigen Zahlen sei erst im Herbst dieses Jahres zu rechnen.

Nach der Wende war die Zahl der Geburten in Brandenburg bis 1993 auf 12.238 zurückgegangen. In den folgenden Jahren kamen wieder mehr Kinder in Brandenburg zur Welt, ihre Zahl erreichte 2016 mit 20.934 einen Höhepunkt. Seit dem Jahr 2016 geht die Geburtenrate zurück. Von 2016 bis heute nahm die Zahl der Geburten um knapp 28 Prozent ab.

Geburtenzahlen auf dem Land geringer als in den Städten

Wie das Gesundheitsministerium in der Antwort auf eine Anfrage aus der CDU-Landtagsfraktion mitteilte, gibt es zwischen Städten und ländlichen Gebieten hinsichtlich der Geburtenzahlen deutliche Unterschiede. In den ländlichen und dünn besiedelten Gebieten befänden sich die Geburten derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau.

Auch im berlinnahen Raum sowie in den kreisfreien Städten Brandenburgs sei ein Rückgang der Geburtenzahlen festzustellen – wenn auch in geringerem Ausmaß. Da eine Trendumkehr nicht zu erwarten sei, werde diese Entwicklung anhalten, lautet die Prognose.

Gründe: demografische Effekte, Krisen, Unsicherheit

Nach Ansicht des Ministeriums sind unter anderem ökonomische Unsicherheiten, Krisenzeiten und andere gesellschaftlichen Entwicklungen Gründe für den Geburtenrückgang. Laut der Brandenburger Familienbefragung 2022/2023 hat insbesondere die Energiekrise nach der Corona-Pandemie bei der überwiegenden Zahl der Familien zu finanziellen Einbußen geführt.

Im ländlichen Gebieten habe sich die finanzielle Situation weit schlechter entwickelt als im städtischen Raum, erklärte das Ministerium. Doch auch in den Städten habe die Unsicherheit durch wenig bezahlbaren Wohnraum und unzureichende Betreuungsangebote die Situation der Familien verschärft.

Darüber hinaus gibt es laut dem Gesundheitsministerium demografische Effekte. Nach der Wende war die Zahl der Geburten in den ostdeutschen Bundesländern demnach bis 1993 stark rückläufig. Das "demografische Echo" bewirke, dass es wegen der Geburtenausfälle in den Nachwendejahren heute deutlich weniger Frauen im Familiengründungsalter gebe.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.04.2025, 18:00 Uhr

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32 Kommentare

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  1. 32.

    Ich persönlich kenne junge Paare, die keine Kinder haben möchten, weil sie sicher sind dann keine bezahlbare größere Wohnung mehr finden zu können. Das ist sehr alarmierend.

  2. 31.

    >"Nach Ansicht des Ministeriums..."
    Nach Ansicht... sind keine gesicherten Erkenntnisse, nur eine der möglichen Ursachen nach subjektiver Sicht - so wie mein Diskussionsbeitrag.

  3. 30.

    Die nicht geborenen Kinder fallen als Produzenten und als Konsumenten aus, kaufen weder Auto noch Jeanshose noch Haus und zahlen auch keine Steuern oder Rentenbeiträge. Kindergartenplätze, Schulen oder Unis brauchen sie nicht, weil sie nicht da sind, sie werden weder in Verwaltungen noch in Unternehmen arbeiten.
    Zum Vergleich: 10jährige gibt es Brandenburg ca. 25000, zeigt die Bevölkerungspyramide, Neugeborene 15000, ein Einbruch um 40%!

  4. 29.

    Die von Ihnen genannten Beiträge/Steuern zahlen auch Arbeitnehmer, die noch keine Kinder haben oder deren Kinder längst erwachsen sind. Letztere behalten, falls sie ledig, geschieden oder verwitwet sind auch nicht die günstigeren Steuerklassen 2 oder 4 sondern die 1.
    Bei allem Verständnis für Ihren Ärger: Fragen Sie Ihre Eltern, in welcher Höhe sie steuerfinanziertes Kindergeld bekamen und ob ihr Einkommen gänzlich ohne Sozialabgaben und Steuern war. Wissen Sie, es wird nie gerecht zugehen, doch das gegenseitige Rumgehacke hilft nicht. Ich bin eine berufstätige Oma und freue mich für meine Kinder über deren Steuerentlastungen und das wesentlich höhere Kindergeld, das sie für ihre Kinder bekommen. Ich zahle auch Steuern, sogar für die gekürzte Witwenrente, aber ich lamentiere nicht, ich sehe meine Enkel lachen und finde, mein Geld ist gut aufgehoben im Sozialtopf.

  5. 28.

    Steht so im Text!

    "Nach Ansicht des Ministeriums sind unter anderem ökonomische Unsicherheiten, Krisenzeiten und andere gesellschaftlichen Entwicklungen Gründe für den Geburtenrückgang. Laut der Brandenburger Familienbefragung 2022/2023 hat insbesondere die Energiekrise nach der Corona-Pandemie bei der überwiegenden Zahl der Familien zu finanziellen Einbußen geführt."

  6. 27.

    Quatsch,für Rentner interessiert sich die Politik nicht. die haben ihr Leben lang gearbeitet und teilweise jetzt noch und kommen mit der Rente nicht mehr hin. Erhöhung hört sich gut an aber was sind 20.-€ mehr, die ich hatte? Mieten so teuer das man überlegt ob man noch heizen kann oder am Essen spart.Duschen 1x kurz die Woche. Mütterrente wollen sie nehmen aber es gab nie genug Kitaplätze also mußten Mütter zu Hause bleiben. An Pensionen der Beamten geht keiner ran und die bekommen ständig mehr, haben auch mehr Selbstbehalt bei Witwenrente. Und die Regierung erhöht noch die Beamtenstellen ständig. Diese Regierung sollte mal bei sich anfangen zu sparen.

  7. 26.

    Ich würde das jetzt nicht unbedingt an den "aktuellen Rahmenbedingen" aufhängen. Die Lebensart der Jugend hat sich auch geändert. Ein Kind bedeutet Verantwortung, Bindung, ja auch sesshaft werden. Das ist nicht so state of the art der Jugend heutzutage. Wenn Kinder, dann allermeist erst in höherem Alter, wenn diese jugendlichen Flausen alle weggelebt sind, so ab 40. Selbst in dieser Altergsgruppe 40+ gibt es heute mehr Single-Haushalte ohne Kinder als noch vor 20 Jahren. Alles auf wirtschaftliche Zwänge zu schieben, dass Frauen nicht wollen, ist auch zu einfach. Wenn zwei sich lieben, zusammen sein und bleiben wollen und daraus ein Kind entsteht, ist Geld erstmal egal.

  8. 25.

    Im Grunde richtig, Sie vergessen dabei allerdings, dass in den ärmsten Ländern der Welt diejenige, die diese Kinder zur Welt bringt, nicht zu entscheiden hat, ob die Haupt- oder Nebenfrau ist und auch nicht, ob sie das Kind will oder nicht. Sie hat sich zu unterwerfen und das auch körperlich. Sie vergessen dabei auch, dass die meisten Versuche Verhütung populär zu machen, übrigens aus der westlichen Zivilisation stammend, kläglich an den in der dortigen Ziviliisation geltenden Regeln des Patriarchats scheiterten. Sie vergessen, dass ungeheuerliche Dinge wie Geschlechtsverstümmelung selbst nach Ausreise nach Europa weiterhin praktiziert werden. An Armut liegt ihr Vergleich nicht.

  9. 24.

    Arm und Mittelkos sind zwei paar Schuhe. In den ärmsten Ländern werden viele Kinder geboren mit dem Wissen das die wenigsten überleben und der Absicht das die Kinder Dienstleister für die Eltern im höheren Alter sind. Die Absicht dort sich für Kinder zu entscheiden ist keine familiäre Vorstellung, sondern eine verzweifelte Maßnahme.
    Der Vergleich mit uns hinkt gewaltig. Bei uns findet eine extreme Spaltung zwischen Wohl- und Machtabenden und die es nicht sind statt. Deutschland, Europa, der Westen, verkommt an der Gier weil wir Gesellschaft sein mit einer zunehmenden Verachtung sehen. Jedem das seine, wer nicht arbeitet der soll nicht essen. Bevor "wir" eine Million mehr fur soziales ausgeben, werden zwei Millionen mehr an Diäten ausgegeben. Bürgergeld? Weg damit! Sozialticket? Teurer! Unbezahlbarer und knapper Wohnraum? Pech! Willkommen im demokratischen Westen, das Vorbild der Welt.

  10. 23.

    Alles wie immer: Wohlstand negativ proportional zur Geburtenrate.

    Eine Lösung für alle, die unbedingt eine höhere Geburtenrate wollen? Folgt logisch aus dem obigen Zusammenhang.

  11. 22.

    Äh ja, wir leben in einer kapitalistischen Welt, unsere neue Regierung wird das selbstverständlich weiter so fördern. Hätte aber die Linke den Wahlkampf gewonnen, wäre die Politik schon wieder ganz anders. Somit bleibt die Verantwortung für das Handeln in den Händen der Politik, nicht beim Kapital.

  12. 21.

    In dem o.g. Artikel geht es um einen sichtbaren Geburtenrückgang der (auch) mit Unsicherheit, der aktuellen Situation in Deutschland und der Welt zu tun hat.
    Die Politik interessiert sich nicht für Familien, nur für Rentner und Wirtschaft.
    Wir sind nicht an dem Punkt, dass Eltern ihre Kinder überfordern (da sie ja offensichtlich keine Kinder mehr bekommen möchten) sondern das Frauen keine Kinder mehr in doe Welt setzen weil die Rahmenbedingungen nicht (mehr) stimmen. Inklusion gehört da mit dazu, ob de willst oder nicht.

  13. 20.

    "In den ländlichen und dünn besiedelten Gebieten befänden sich die Geburten derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau."
    Bin sicher nicht der einzige, der das normal findet. Deshalb sind die Gegenden ja eben dünn besiedelt. Die Regierungen bekommen es ja leider auch nicht hin, das Leben außerhalb von Städten attraktiver zu machen - stattdessen verdichtet und vergrößert man bestehende Städte, macht sie immer unattraktiver und voller. Kann man vermutlich mehr mit verdienen und man muss nicht viel nachdenken, wie man es macht - man macht einfach immer weiter wie immer.

  14. 19.

    Die meisten Menschen im gebärfähigen Alter leben in Ballungsgebieten. Da gibt es nämlich Jobs und Ausbildungsmöglichkeiten. Das gilt auch in Brandenburg.

  15. 18.

    Genau. Und eine Wohnung für vier Personen finden, von denen mindestens einer maximal Teilzeit arbeiten kann, ist auch nicht so leicht.

  16. 17.

    Je ärmer eine Gesellschaft, desto mehr Kinder. Siehe sogenannte dritte Welt.

  17. 16.

    In der heutigen Zeit würde ich es mir X-mal überlegen ein Kind in die Welt zu setzen. Das gesamte Umfeld passt einfach nicht mehr richtig für eine Familienplanung, weder politisch noch wirtschaftlich und friedliche Zeiten sind das auch nicht wirklich. Die gesellschaftliche Entwicklung ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Da die regionalen Unterschiede eher marginal sind, beziehe ich das nicht nur auf Brandenburg.

  18. 15.

    Unabhängig davon bekommen die Menschen keine Kinder, weil sie es zu anstrengend finden.
    Beobachte ich hier bei meinen Nachbarn.
    Ich bekomme gerade mein sechstes Kind.
    Ich habe einen normalen Verdienst und bin anspruchslos.

  19. 14.

    60+% der Wähler sind im Seniorenalter, also wird Politik für Senioren gemacht, um diese Wähler zu gewinnen. Stattdessen zahle ich mit zwei Kindern ca. 30 % meiner Abgaben für die umlagenfinanzierte Rente, direkt in die Rentenkasse oder als Steuern. Das ist kein großer Anreiz für einen ausgiebigen Kinderwunsch, eher ein Tritt ins Genital. Wäre eine nette Geste der Alten ihr politisches Gewicht zum Ausgleich für Familienpolitik in die Waage zu werfen.

  20. 13.

    Jetzt bringen Sie nicht alles durcheinander, vollkommen falsch abgebogen, es geht um Eltern, die nicht einsehen wollen, dass das Kind vielleicht doch eher durchschnittlich begabt ist und nicht reflektieren können, um ihrem Kind bestmögliche Möglichkeiten, den Fähigkeiten entsprechend, zu bieten. Wenn das Kind nicht funktioniert, wie es die Eltern wollen, ist der Staat schuld?

    Was sind denn das für eigenartige Eltern?